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Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule

Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule

Titel: Henns lustige Weinschule - Henn, C: Henns lustige Weinschule
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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DEUTSCHLAND“
    Ja, das dürfen Sie ruhig wieder sagen. Die Zeit der Bescheidenheit ist vorbei. Behaupten Sie einfach, Deutschland produziere die besten Weißweine weltweit – es wird Ihnen kaum jemand widersprechen. Nur wenn Sie Pech haben, steht ein Österreicher bei Ihnen, der dasselbe von den Winzern seines Landes behauptet und unter Umständen einige enorm hohe Bewertungen amerikanischer Weinkritiker zu Felde führen kann. Verfallen Sie jetzt bloß nicht in altes Großmachtsdenken, á la Österreich sei ja auch irgendwie Deutschland (wollen Sie das Elsass auch gleich noch „eingemeinden“?). Attackieren Sie lieber Ihr Gegenüber und treffen Sie es an der einzigen verwundbaren Stelle: dem Alkohol. Unter uns gesagt: Österreichische Weißweine sind großartig und altern geradezu famos. Sie zählen sicher zu den besten Weißen der Welt – ob trocken oder edelsüß. Aber sie sind halt manchmal wie die Österreicher selbst (ganz vorurteilsfrei gesprochen) ein wenig behäbig und schwer. Beim Alkohol langen sie ganz schön zu. Natürlich nicht alle und natürlich kann man das auch gut finden. Sie aber nicht. Sagen Sie, dass es Ihnen bei Weißwein um Eleganz geht, um... kristalline Klarheit, um... Brillanz. Wer allerdings fette, schwere Weine möge, der wäre bei den Ösis gut aufgehoben. Wenn Sie dann weiter über Ihre Vorliebe für deutsche Weine fabulieren, halten Sie sich an den Weißweinen fest. Die roten aus hiesigen Landen haben zwar in den letzten Jahren kometenhaft an Höhe gewonnen, sind aber noch nicht ganz im Zenit der Besten der Besten angekommen. Und um die geht es schließlich.
    Bei Deutschlands Anbaugebieten können Sie eigentlich frei Ihren Favoriten wählen. Nicht nehmen sollten Sie nur Sachsen, Saale-Unstrut, Hessische Bergstraße, Württemberg, Mittelrhein und Rheinhessen. In Rheinhessen sitzen zwar mittlerweile zwei der besten Winzer Deutschlands und Güter, die seit Jahren sehr gute Qualitäten produzieren, doch ist diese dynamische Region des Landes größter Weinproduzent. Also nicht elitär genug.
    Sie wollen aufschneiden. Das machen Sie am besten mit den Anbaugebieten Mosel-Saar-Ruwer und dem Rheingau. Letzterer bietet zwar seit Jahren nicht mehr die Qualitäten, die seinem Namen gerecht werden, aber das haben die meisten nicht mitbekommen. Erstere Region ist fraglos Deutschlands Paradestück – für nicht-trockenen Riesling. Für Burgunder und trockene Rieslinge nennen Sie lieber die Pfalz oder auch Baden. So einfach kann man es sich machen.

... IST NATÜRLICH FRANKREICH“
    Jaaaaaaaaaaa! Sehr gut! So spricht der wahre Wein-Liebhaber. Kein Risiko eingehen, mit der Masse schwimmen, Frankreich sagen.

... IST GRIECHENLAND“
    Nein, sagen Sie das nicht. Und wenn Sie es denken:Verraten Sie es niemandem, nicht Ihrem Ehepartner, nicht Ihren Eltern, erst recht nicht Ihren Kindern, die sollen doch den Respekt vor Ihnen nicht verlieren, oder? Mannomann... Griechenland... tsss, tsss, tsss...

... IST ITALIEN“
    Schieben Sie direkt – und möglichst hochnäsig – „natürlich Piemont“hinterher. Die Toskana ist was für Oberstudiendirektoren. Die Weine des Piemont sind kompliziert, sie müssen lange reifen und selbst dann sind manche von ihnen... einzigartig. Barbaresco und Barolo, das sind die Großen, die Teuren, die Unverstandenen. Bei Ihnen finden diese Weine ein Zuhause. Diese distinguierten Norditaliener, diese unnahbaren, unfassbar tiefen, diese manchmal abstoßenden Weine.

... IST KALIFORNIEN“
    Da hat aber einer gut Geld. Kalifornien produziert einige der besten Weine der Welt. Jeder Weintrinker weiß dies – nur getrunken hat sie kaum einer. Sie sind einfach zu teuer, es gibt kaum Importeure, die Amerikaner trinken ihre besten Weine lieber selber. Wenn Sie also einen auf dicke Hose machen wollen, dann ist Kalifornien sicherlich die richtige Wahl. Sie können natürlich auch andere amerikanische Anbaugebiete nennen, wie Oregon oder Washington. Aber das wird unliebsames Interesse erregen. Man wird Sie nach Bezugsquellen fragen, nach Winzernamen, wie Sie auf die Weine gestoßen sind. Dann sollten Sie vorbereitet sein. Es gibt leider keine Namen, die mit hundertprozentiger Sicherheit zu einem Raunen der Bewunderung führen. Erfinden Sie einfach ein paar Kellereien. Sagen Sie, es handele sich dabei um kleine Betriebe, die ihre Produkte gar nicht erst den großen Kritikern schicken würden, weil sie eh viel zu wenig Wein hätten. Falls wirklich mal jemand einen dieser famosen Weine
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