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Held von Garathorm

Held von Garathorm

Titel: Held von Garathorm
Autoren: Michael Moorcock
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ein Zauberer -, der glaubt, durch Manipulationen der Bildnisse könnten auch die manipuliert werden, die sie darstellen. Ihr quält Euch nur. Wie könntet Ihr die Vergangenheit ändern? Vergeßt es! Vergeßt es, Herzog Dorian."
    Aber der Herzog von Köln runzelte die Stirn, als habe Graf Brass eine besonders beleidigende Bemerkung gemacht, und wandte seine volle Aufmerksamkeit wieder seinem Spielzeug zu. Dann seufzte Graf Brass, murmelte ein paar freundliche Worte und verließ das Zimmer.
    Hawkmoons Schwermut verdüsterte die Atmosphäre der ganzen Burg, und es wurden bereits Stimmen laut, die vorschlugen, der Herzog solle doch, auch wenn er ein Held von Londra war, nach Germania und seinen Stammländern zurückkehren, die er seit seiner Gefangennahme durch die Lords des Dunklen Imperiums in der Schlacht von Köln nicht mehr besucht hatte. Ein entfernter Verwandter regierte nun dort als Oberbürger und Präsident der vom Volk gewählten Regierung, die die Monarchie abgelöst hatte, von der Hawkmoon der letzte lebende direkte Angehörige war. Aber Hawkmoon hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, daß er außer seinen Gemächern in Burg Brass noch ein anderes Zuhause hatte.
    Selbst Graf Brass dachte manchmal insgeheim, daß es für Hawkmoon besser gewesen wäre, er hätte mit Yisselda den Tod in der Schlacht von Londra gefunden.
    Und so vergingen die traurigen Monate, alle schwer von Sorgen und nutzlosen Grübeleien, während Hawkmoons Geist sich immer mehr mit seinen einzigen Gedanken an Yisselda und die Kinder befaßte, bis er kaum noch Essen und Trinken zu sich nahm und selbst den Schlaf vergaß.
    Graf Brass und sein alter Kriegskamerad, Hauptmann Josef Vedla, debattierten oft miteinander über dieses Problem, aber sie fanden keine Lösung. Stundenlang saßen sie sich in den bequemen Sesseln zu beiden Seiten des Kamins in der großen Halle von Burg Brass gegenüber, tranken den einheimischen Wein und diskutierten über Hawkmoons Melancholie. Beide waren Soldaten, und Graf Brass war auch einmal Staatsmann gewesen, aber beiden fehlten die Worte, sich treffend über die Krankheit der Seele auszudrücken.
    „Ein bißchen mehr Bewegung würde ihm helfen", meinte Josef Vedla eines Abends. „Der Geist geht in einem untätigen Körper allmählich zugrunde. Das ist altbekannt."
    „Ja, dessen ist sich ein gesunder Geist auch bewußt. Aber wie kann man das einem kranken Gehirn klarmachen?" gab Graf Brass zu bedenken. „Je länger er allein in seinen Gemächern verharrt und mit diesen verdammten Zinnsoldaten spielt, desto schlimmer wird es mit ihm. Und je kränker er wird, desto schwieriger ist es wiederum für uns, ihm mit Vernunft beizukommen. Die Jahreszeiten bedeuten ihm überhaupt nichts. Er bemerkt nicht einmal, ob es Tag oder Nacht ist. Ich schaudere, wenn ich nur daran denke, was in seinem Kopf vorgeht."
    Hauptmann Vedla nickte. „Er war früher alles andere als verinnerlicht. Er war ein Mann! Ein Krieger! Ein praktischer Mann mit gutem Menschenverstand! Manchmal scheint er mir fast ein völlig anderer Mensch zu sein. Als wäre die alte Hawkmoon-Seele durch das Grauen des Schwarzen Juwels aus seinem Körper vertrieben und durch eine andere Seele ersetzt worden!"
    Graf Brass mußte lachen. „Ihr entwickelt ja geradezu Phantasie in Euren alten Tagen, Hauptmann. Ihr habt den früheren Hawkmoon bewundert, weil er ein Praktiker war - und nun kommt Ihr selbst mit solchem Unsinn!"
    Hauptmann Vedla zwang sich zu einem Lächeln. „Das habe ich wohl verdient. Aber wenn man die Macht der ehemaligen Lords des Dunklen Imperiums bedenkt - und die übernatürlichen Kräfte jener, die uns im Kampf beistanden, ist mein Gedankengang vielleicht gar nicht so abwegig."
    „Möglich. Und gäbe es nicht offensichtlichere Erklärungen für Hawkmoons Zustand, würde ich Eurer Theorie möglicherweise beipflichten."
    Ein wenig verlegen murmelte Hauptmann Vedla: „Es war wirklich nur eine Theorie." Er hob sein Glas, daß das flackernde Feuer sich in ihm fing, und betrachtete den schweren roten Wein darin. „Und dieses Zeug ist zweifellos daran schuld, daß ich es überhaupt wage, diese Theorien zu äußern."
    „Da wir von Granbretanien sprachen", sagte Graf Brass ein wenig später, „würde es mich interessieren, wie Königin Flana mit ihrem Problem der Unbelehrbaren zurechtkommt, die sich heimlich im schwer zugänglichen Untergrund Londras treffen oder dort sogar hausen, wie sie in ihren Briefen schrieb. In den letzten Monaten habe
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