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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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Tisches und wurde von den anderen gemieden, weil er der unfreiwillige Auslöser für die plötzlichen Bestrebungen des Erzkanzlers war, die Fakultät in eine schlanke, effiziente Arbeitsgruppe zu verwandeln. Es lag den Zauberern fern, schlank zu werden, aber an Effizienz mangelte es ihnen nicht: Derzeit verstanden sie es großartig, verärgert zu sein.
    Außerdem bedeutete Ridcullys plötzliches Interesse daran, Interesse zu zeigen, für Ponder, daß er Einzelheiten seines derzeitigen Projekts erklären mußte – und eine Wesensart des Erzkanzlers, die sich bisher nicht geändert hatte, wie Ponder befürchtete, bestand in seiner schrecklichen Angewohnheit, Dinge absichtlich falsch zu verstehen.
    Schon seit einer ganzen Weile wunderte sich Ponder darüber, daß der Bibliothekar, ein Affe – zumindest die meiste Zeit über; an diesem Abend allerdings zog er es vor, ein kleiner Tisch zu sein, auf dem ein in rotes Fell gehülltes Teeservice stand –, eine so bemerkenswert menschliche Gestalt hatte. Tatsächlich gab es erstaunlich viele Dinge, die sich durch eine gleiche Form auszeichneten. Fast alle Wesen, denen man begegnete, erschienen als eine Art komplizierte Röhre mit zwei Augen und vier Armen oder Beinen oder Flügeln. Und dann gab es noch Fische. Und Insekten. Und auch Spinnen. Und noch ein paar Kuriositäten wie Seesterne und Wellhornschnecken. Doch im großen und ganzen blieb die Palette der verschiedenen Erscheinungsformen erstaunlich begrenzt und phantasielos. Wo schwangen sich sechsarmige und sechsäugige Affen durchs Blätterdach des Urwalds?
    Oh, ja, die Kraken nicht zu vergessen, aber eigentlich waren sie nur Unterwasserspinnen…
    Ponder hatte eine Zeitlang im mehr oder weniger vergessenen »Museum für ziemlich ungewöhnliche Dinge« der Universität herumgestöbert, und dabei war ihm etwas Seltsames aufgefallen: Wer auch immer die Skelette von Lebewesen entworfen hatte, verfügte offenbar über noch viel weniger Phantasie als jener, der für die Gestaltung der Außenseiten verantwortlich war. Der Außenseitendesigner hatte wenigstens versucht, einige Neuheiten bei Flecken, Fell und Streifen einzuführen, während der Knochenbauer es für ausreichend hielt, einen Schädel auf einen Brustkorb zu setzen, das Becken ein wenig zu verschieben sowie Arme und Beine hinzuzufügen, um dann den Rest des Tages freizunehmen. Einige Brustkörbe waren länger, manche Beine kürzer, oder aus Händen wurden Flügel. Aber letztendlich basierte alles auf dem gleichen Grundmuster – es wurde nur ein wenig gedehnt oder gestreckt, um es den jeweiligen Erfordernissen anzupassen.
    Ponder schien weit und breit der einzige zu sein, der dies interessant fand, was ihn kaum überraschte. Er hatte einmal darauf hingewiesen, Fische seien erstaunlicherweise wie Fische geformt – woraufhin ihn die anderen Leute so ansahen, als wäre er übergeschnappt.
    Paläontologie, Archäologie und andere üble Tricks waren keine Themen, für die sich Zauberer interessierten. Sie vertraten den Standpunkt, daß sich die Dinge aus gutem Grund im Boden befanden, und ihrer Meinung nach lohnte es nicht, genauer darüber nachzudenken. Grabe keine Dinge aus, wenn die Gefahr besteht, daß du sie nicht wieder vergraben kannst.
    Die plausibelste Theorie hatte Ponder als kleiner Junge von seinem Kindermädchen gehört. Affen, so behauptete diese wissenschaftliche – und vor allem pädagogische – Theorie, waren unartige kleine Jungen, die es versäumt hatten, rechtzeitig heimzukehren. Seehunde waren unartige kleine Jungen, die faul am Strand herumgelegen hatten, anstatt ihre Hausaufgaben zu machen. Das Kindermädchen wies damals nicht darauf hin, daß Vögel unartige kleine Jungen waren, die sich zu nahe an den Rand der Klippen herangewagt hatten – in dem Fall wären Quallen wohl wahrscheinlicher gewesen. Wie dem auch sei: Jene Frau mochte auf eine harmlose Weise verrückt gewesen sein, aber Ponder glaubte trotzdem, in ihren Worten einen Hauch von Wahrheit zu erkennen…
    Die meisten Abende verbrachte er jetzt damit, Hex dabei zu beobachten, wie er in den unsichtbaren Schriften nach Hinweisen suchte. Rein theoretisch war ihm aufgrund der Natur des B-Raums alles zugänglich, wodurch es allerdings praktisch unmöglich wurde, bei einer Suche nach bestimmten Dingen erfolgreich zu sein. Genau darin besteht die Aufgabe von Computern.
    Ponder Stibbons gehörte zu jenen unglücklichen Leuten, die mit dem Glauben verflucht sind, sie brauchten nur genug über
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