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Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
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sehr dünnen Bereich der Raum-Zeit. In fernen Regalen ruhten Bücher, die noch gar nicht geschrieben waren und vielleicht auch nie geschrieben wurden. Zumindest nicht hier. Der Umfang dieser besonderen Bibliothek betrug einige hundert Meter, aber ihr Radius war unendlich.
    Magische Kraft entwich aus den Büchern, und unter bestimmten Voraussetzungen konnten sie sich gegenseitig lesen…
    »Sie haben damit begonnen, jeden anzugreifen, der über die Schwelle tritt«, stöhnte der Dekan. »Niemand kann sie kontrollieren, solange der Bibliothekar abwesend ist!«
    »Aber wir sind eine Universität!« erwiderte Ridcully. »Wir brauchen eine Bibliothek. Das gehört einfach dazu. Was wären wir für Leute, wenn wir nicht mehr in die Bibliothek gingen?«
    »Studenten«, sagte der Oberste Hirte verdrießlich.
    »Ha, ich weiß noch, als ich Student war«, meinte der Dozent für neue Runen. »Der alte ›Butzemann‹ Lehrgut nahm uns mit auf eine Expedition, um das Verlorene Lesezimmer zu finden. Drei Wochen lang wanderten wir umher. Wir mußten unsere eigenen Stiefel essen.«
    »Und habt ihr das Zimmer entdeckt?« erkundigte sich der Dekan.
    »Nein, aber wir fanden die Reste jener Expedition, die im vorherigen Jahr aufgebrochen war.«
    »Und?«
    »Wir haben auch ihre Stiefel verspeist.«
    Hinter der Tür erklang leises Knattern, wie von ledernen Einbänden.
    »Dort drin gibt es einige ziemlich gemeine Grimoires«, sagte der Oberste Hirte. »Sie können einem glatt den Arm abbeißen.«
    »Ja, aber wenigstens wissen sie nicht über Türknäufe und dergleichen Bescheid«, entgegnete der Dekan.
    »Das könnte sich bald ändern, falls es da drin ein Buch mit dem Titel Türknäufe für Anfänger gibt«, gab der Oberste Hirte zu bedenken. »Sie lesen sich gegenseitig.«
    Der Erzkanzler sah Ponder an. »Könnte ein solches Buch tatsächlich existieren, Stibbons?«
    »Nach der Theorie des B-Raums ist das praktisch sicher.«
    Die Zauberer nahmen diesen Hinweis zum Anlaß, von der Tür zurückzuweichen.
    »Einen solchen Unfug dürfen wir nicht zulassen«, verkündete Ridcully. »Wir müssen den Bibliothekar heilen. Es ist eine magische Krankheit. Wir sollten also ein magisches Heilmittel finden können.«
    »Das wäre außerordentlich gefährlich, Erzkanzler«, sagte der Dekan. »Derzeit herrscht in ihm ein Durcheinander aus widerstreitenden magischen Einflüssen. Wer weiß, was mit ihm passieren würde, wenn man diesem Chaos noch mehr Magie hinzufügt? Er hat schon jetzt eine ausgesprochen eigenwillige temporale Drüse. 6 Zusätzliche Magie könnte praktisch alles bewirken.«
    »Das werden wir bald herausfinden«, erwiderte Ridcully schroff. »Wir müssen in der Lage sein, die Bibliothek zu betreten. Es geht dabei um dieses Institut, Dekan. Und die Unsichtbare Universität ist wichtiger als ein Mann…«
    »… Affe…«
    »… als ein Affe, danke, und wir sollten immer daran denken, daß ›i‹ wie ›ich‹ der schmalste Buchstabe des Alphabets ist.«
    Es pochte hinter der Tür.
    »Ich schätze, das hängt von der Schriftart ab«, warf der Oberste Hirte ein. »Unter gewissen Umständen sind ›c‹ und ›u‹ noch schmaler als ›i‹. Oder kleiner als…«
    »Natürlich könnte ich jemand anderen zum Bibliothekar ernennen«, fuhr Ridcully fort und ignorierte den Einwand als Bestandteil der für die Universität üblichen Hintergrundlogik. »Es müßte ein erfahrenes Mitglied der Fakultät sein, jemand, der sich hier gut auskennt. Mal sehen, ob mir ein Name einfällt… Dekan?«
    »Schon gut, schon gut !« erwiderte der Dekan. »Wir gehen so vor, wie du es für richtig hältst. Wie immer.«
    »Äh… das ist leider unmöglich, Herr«, ließ sich Ponder vernehmen.
    »Ach?« fragte Ridcully. »Hast du dich gerade freiwillig dazu gemeldet, in den Bücherregalen Staub zu wischen?«
    »Ich meine, wir können keine Magie verwenden, um Einfluß auf den Bibliothekar zu nehmen. In diesem Zusammenhang gibt es ein großes Problem.«
    »Es gibt keine Probleme, lieber Stibbons, nur Gelegenheiten.«
    »Ja, Herr. Und in diesem Fall ist es die Gelegenheit, den Namen des Bibliothekars herauszufinden.«
    Die anderen Zauberer murmelten zustimmend.
    »Er hat recht«, sagte der Dozent für neue Runen. »Bei einem Zauberer funktioniert Magie nur, wenn man seinen Namen kennt. So lautet eine der wichtigsten Regeln.«
    »Nun, wir nennen ihn Bibliothekar«, meinte Ridcully. »Alle nennen ihn Bibliothekar. Das genügt doch, oder?«
    »Das ist eine
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