Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiße Hüpfer

Heiße Hüpfer

Titel: Heiße Hüpfer
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Weg nach Hause. Zurück zur großen Wüste im Himmel.«
    »Äh, wohl eher Regenwald«, warf Ponder Stibbons ein.
    »Vielleicht könnte ihm Frau Allesweiß eine nahrhafte Suppe kochen«, meinte der Dozent für neue Runen.
    Erzkanzler Ridcully dachte über die nahrhafte Suppe der Haushälterin nach. »Ich schätze, sie heilt, wenn sie einen nicht umbringt«, murmelte er und klopfte dem Bibliothekar vorsichtig auf den Arm. »Kopf hoch, alter Knabe. Wir bringen dich wieder auf die Beine, und dann kannst du damit fortfahren, hochgeschätzte Arbeit zu leisten.«
    »Knöchel«, ließ sich der Dekan vernehmen.
    »Was?«
    »Nicht auf die Beine, sondern auf die Knöchel.«
    »Vielleicht könnte er Laufrollen gebrauchen«, sagte der Dozent für neue Runen.
    »Das finde ich geschmacklos«, erwiderte der Erzkanzler.
    Sie verließen den Raum. Im Flur hallten ihre leiser werdenden Stimmen:
    »Wirkte meiner Meinung nach ziemlich blaß beim Antimakassar.«
    »Es muß doch irgendein Heilmittel geben.«
    »Ohne ihn wird die Universität nicht mehr das sein, was sie bisher gewesen ist.«
    »Es gibt niemanden sonst wie ihn, das steht fest.«
    Als die Zauberer fort waren, griff der Bibliothekar behutsam nach einer Decke, zog sie sich über den Kopf, drückte die Wärmflasche an sich und nieste.
    Jetzt gab es zwei Wärmflaschen. Eine war ein ganzes Stück größer als die andere und steckte in einem Teddybärpelz aus rotem Fell.
     
    L icht bewegt sich langsam auf der Scheibenwelt und ist auch recht schwer, weshalb es dazu neigt, sich an hohen Bergen zu stauen. Forschungszauberer haben spekuliert, daß es noch eine andere, viel schnellere Form von Licht geben muß, die es erlaubt, das langsamere Licht zu sehen. Aber da es zu schnell ist, um selbst gesehen zu werden, hat man bisher keinen Verwendungszweck dafür gefunden.
    Dies erklärt folgendes: Zwar ist die Scheibenwelt flach, aber nicht überall herrscht, um es so auszudrücken, zur gleichen Zeit die gleiche Zeit. Wenn es in Ankh-Morpork so spät in der Nacht war, daß man vom frühen Morgen sprechen konnte, so gab es einen anderen Ort, wo…
    Aber hier maß man die Zeit nicht in Stunden. Hier existierten Morgen- und Abenddämmerung, vermutlich auch Mitternacht und Mittag. Aber hauptsächlich gab es Hitze. Und es herrschte kein Mangel an Rot. Etwas so Künstliches und Menschliches wie eine Stunde hätte es hier keine fünf Minuten ausgehalten. Es wäre innerhalb weniger Sekunden vertrocknet und verschrumpelt.
    Und es gab Stille. Nicht die kalte, leere Stille des grenzenlosen Alls, sondern jene brennende organische Stille, die sich einstellt, wenn über tausend Meilen aus flimmernden roten Horizonten hinweg alles zu müde ist, um ein Geräusch zu verursachen.
    Doch als das Ohr des Beobachters über die Wüste glitt, empfing es eine Art Sprechgesang, eine näselnde Litanei, die so an die Stille klopfte wie eine Fliege an die Fensterscheibe des Universums.
    Der recht atemlose Sprecher blieb zunächst verborgen, weil er in einem Loch stand, das er in den roten Boden gegraben hatte. Gelegentlich flog ein wenig Erde heraus und gesellte sich dem Haufen dahinter hinzu. Ein fleckiger und verbeulter Hut wackelte ungefähr im Rhythmus der unmelodischen Melodie. Einst mochten Pailletten darauf das Wort »Zaubberer« gebildet haben. Die Metallplättchen waren längst abgefallen, aber das Wort blieb sichtbar: Helleres Rot zeigte sich dort, wo die ursprüngliche Farbe des Huts hervorstach. Mehrere Dutzend kleine Fliegen schwirrten darüber.
    Der Sprechgesang klang etwa so:
    »Larven! Von einem solchen Fraß müssen wir uns ernähren! Deshalb nennt man ihn ja Fraß! Und was muß man tun, um an den Fraß zu gelangen? Buddeln muß man, hurra!« Eine weitere Schaufel Erde landete auf dem Haufen, und die Stimme fügte etwas leiser hinzu: »Ich frage mich, ob man Fliegen essen kann.«
    Es heißt, Hitze und Fliegen an diesem Ort könnten einen um den Verstand bringen. Aber das braucht niemand zu glauben, nicht einmal der malvenfarbene Elefant, der gerade vorbeiradelte.
    Erstaunlicherweise war der Irre im Loch derzeit die einzige Person auf dem ganzen Kontinent, die Licht auf ein kleines Drama hätte werfen können, das tausend Meilen entfernt und einige Meter tiefer stattfand: Ein Opalsucher, von seinen Kumpeln Strewth genannt, schickte sich an, die kostbarste und gleichzeitig gefährlichste Entdeckung seines Lebens zu machen.
    Strewths Spitzhacke stieß das Felsgestein und den Staub von Jahrtausenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher