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Heiliger Zorn

Heiliger Zorn

Titel: Heiliger Zorn
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Besorgnis den Kopf. »Du scheinst dein Verfallsdatum wirklich längst überschritten zu haben. Glaubst du wirklich, ich würde der Harlan-Familie eine Leiche präsentieren, wenn ich ihnen einen lebenden Sleeve bringen kann? Dafür werde ich nicht bezahlt. Das war eine Betäubungsgranate, bedauerlicherweise meine letzte. Hast du nicht diesen Knall gehört? Ziemlich unverkennbar, wenn man sich in letzter Zeit gelegentlich in der Nähe eines Schlachtfeldes aufgehalten hat. Aber vielleicht hast du das schon lange nicht mehr. Man wird durch die Schockwelle ausgeknockt und atmet molekularen Schrapnell ein, um weiter ausgeknockt zu bleiben. Sie wird den ganzen Tag lang weggetreten sein.«
    »Halt mir keine Vorträge über Waffen, die auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden, Kovacs. Ich war du, und ich habe es aufgegeben, um interessantere Sachen zu machen.«
    »Tatsächlich?« Wut funkelte in seinen erstaunlich blauen Augen. »Und was soll das bitte schön sein? Kleinkriminalität oder gescheiterte revolutionäre Politik? Man hat mir gesagt, dass du zu beidem neigst.«
    Ich trat einen Schritt vor und sah, wie er Kampfhaltung einnahm.
    »Was auch immer man dir gesagt hat, ich habe ein Jahrhundert mehr Sonnenaufgänge gesehen als du. Und jetzt werde ich dir all das nehmen.«
    »Aha?« Er stieß einen angewiderten Laut aus. »Nun, wenn sie nur dazu geführt haben, mich so zu machen, wie du jetzt bist, würdest du mir damit sogar einen Gefallen tun. Denn ganz egal, was mit mir geschehen mag, ich möchte auf keinen Fall so werden wie du. Ich würde mir lieber den eigenen Stack aus dem Nacken schießen als irgendwann dort zu landen, wo du jetzt stehst.«
    »Dann tu es doch einfach. Damit würdest du mir die Drecksarbeit ersparen.«
    Er lachte. Es sollte offenbar verächtlich klingen, aber er schaffte es nicht ganz. Darin schwangen Nervosität und zu viel Emotion mit. Er machte eine abweisende Geste.
    »Mann, ich bin fast in Versuchung, dich laufen zu lassen, so sehr tust du mir Leid.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, du verstehst nicht. Ich werde nicht zulassen, dass du sie zu den Harlans zurückbringst. Es ist vorbei.«
    »Das ist es auf jeden Fall. Ich kann es nicht fassen, wie gründlich du dein Leben versaut hast. Sieh dich doch nur an, verdammt!«
    »Sieh du mich an. Es ist das letzte Gesicht, das du in deinem Leben sehen wirst, du blöder kleiner Scheißer.«
    »Komm mir nicht melodramatisch, alter Mann.«
    »Ach, du hältst das hier für ein Melodram?«
    »Nein.« Diesmal bekam er den verächtlichen Unterton fast richtig hin. »Dazu ist es viel zu jämmerlich. Das hier ist die wilde Natur. Du bist wie ein lahmer alter Wolf, der nicht mehr mit dem Rudel mithalten kann, der nur noch herumschleicht und hofft, sich etwas Fleisch schnappen zu können, das sonst niemand mehr haben will. Ich kann es einfach nicht glauben, dass du das Corps verlassen hast, Mann. Ich glaube es einfach nicht!«
    »Klar, du warst ja auch nicht dabei«, gab ich zurück.
    »Klar, denn es wäre nie passiert, wenn ich dabei gewesen wäre. Glaubst du, ich hätte einfach so alles den Bach runtergehen lassen? Einfach so davonzuspazieren, genauso wie Vater es getan hat?«
    »He, du Scheißer!«
    »Du bist genauso abgehauen wie er, du Scheißer. Du bist aus dem Corps ausgestiegen und hast die Familie im Stich gelassen.«
    »Du hast nicht den leisesten Schimmer, wovon du redest. Sie haben mich genauso dringend gebraucht wie eine Netzqualle in einem Swimmingpool. Ich war ein Verbrecher.«
    »Völlig richtig, das warst du. Was erwartest du? Willst du dafür auch noch einen Orden haben?«
    »Was hättest du denn an meiner Stelle getan? Du bist ein Ex-Envoy. Weißt du, was das bedeutet? Du darfst kein öffentliches Amt annehmen, keinen militärischen Rang und keinen höheren Posten in einer Firma. Kein Zugang zu legalen Krediteinrichtungen. Du bist doch so verdammt schlau, also sag mir, was du unter diesen Voraussetzungen gemacht hättest!«
    »Ich wäre gar nicht erst ausgestiegen.«
    »Du warst nicht dabei, du Scheißer!«
    »Na gut. Was hätte ich also als Ex-Envoy gemacht? Ich weiß es nicht. Aber was ich verdammt genau weiß, ist, dass ich nach fast zweihundert Jahren niemals so geendet hätte wie du. Allein, pleite und abhängig von Radul Segesvar und einem Haufen heruntergekommener Surfer. Du weißt, dass ich deine Spur bis zu Rad verfolgt habe, bevor du selbst bei ihm aufgekreuzt bist. Hast du das gewusst?«
    »Natürlich.«
    Er war für einen Moment
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