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Heidi - Buch 1 und 2 - Illustrierte Ausgabe

Heidi - Buch 1 und 2 - Illustrierte Ausgabe

Titel: Heidi - Buch 1 und 2 - Illustrierte Ausgabe
Autoren: Johanna Spyri
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wären; das haben wir erfahren. Aber es hat sich Freunde gemacht. Einen solchen kenne ich, der ist noch in Frankfurt; da tut er seine letzten Geschäfte ab, um dann nachher dahin zu gehen, wo es ihm gefällt, und sich da zur Ruhe zu setzen. Das ist mein Freund, der Doktor, der noch diesen Herbst hier ankommen wird und, Ihren Rat dazu in Anspruch nehmend, sich in dieser Gegend niederlassen will, denn in Ihrer und des Kindes Gesellschaft hat er sich so wohl befunden wie sonst nirgends mehr. So sehen Sie, das Kind Heidi wird fortan zwei Beschützer in seiner Nähe haben. Mögen ihm beide miteinander noch recht lange erhalten bleiben!«
     
    »Das gebe der liebe Gott!« fiel hier die Großmama ein, und den Wunsch ihres Sohnes bestätigend, schüttelte sie dem Öhi eine gute Weile mit großer Herzlichkeit die Hand. Dann faßte sie auf einmal das Heidi um den Hals, das neben ihr stand, und zog es zu sich heran.
     
    »Und du, mein liebes Heidi, dich muß man doch auch noch fragen. Komm, sag mir mal: Hast du denn nicht auch einen Wunsch, den du gern erfüllt hättest?«
     
    »Ja freilich, das hab ich schon«, antwortete das Heidi und blickte sehr erfreut zu der Großmama auf.
     
    »So, das ist recht, so komm heraus damit«, ermunterte diese. »Was hättest du denn gern, Kind?«
     
    »Ich hätte gern mein Bett aus Frankfurt mit den drei hohen Kissen und der dicken Decke, dann muß die Großmutter nicht mehr mit dem Kopf bergab liegen und kann fast nicht atmen, und sie hat warm genug unter der Decke und muß nicht immer mit dem Schal ins Bett gehen, weil sie sonst furchtbar friert.«
     
    Das Heidi hatte alles in einem Atemzuge gesagt vor Eifer, zu seinem gewünschten Ziel zu kommen.
     
    »Ach mein liebes Heidi, was sagst du mir da!« rief die Großmama erregt aus. »Das ist gut, daß du mich erinnerst. In der Freude vergißt man leicht, woran man zuallererst hätte denken sollen. Wenn uns der liebe Gott etwas Gutes schickt, müßten wir doch gleich an diejenigen denken, die so viel entbehren! Jetzt wird auf der Stelle nach Frankfurt telegrafiert! Noch heute soll die Rottenmeier das Bett zusammenpacken, in zwei Tagen kann es dasein. Will’s Gott, soll die Großmutter gut schlafen darin!«
     
    Das Heidi hüpfte frohlockend rings um die Großmama herum. Aber auf einmal stand es still und sagte eilig: »Nun muß ich gewiß geschwind zur Großmutter hinunter, es wird ihr auch wieder angst, wenn ich so lang nicht mehr komme.«
     
    Denn nun konnte das Heidi es nicht mehr erwarten, der Großmutter die Freudenbotschaft zu bringen, und es war ihm auch wieder in den Sinn gekommen, wie es der Großmutter angst gewesen, als es zuletzt bei ihr war.
     
    »Nein, nein, Heidi, was meinst du?« ermahnte der Großvater. »Wenn man Besuch hat, läuft man nicht mit einemmal auf und davon.«
     
    Aber die Großmama unterstützte das Heidi.
     
    »Mein lieber Öhi, das Kind hat so unrecht nicht«, sagte sie. »Die arme Großmutter ist auch seit langem viel zu kurz gekommen um meinetwillen. Nun wollen wir gleich alle miteinander zu ihr gehen, und ich denke, dort warte ich mein Pferd ab, und wir setzen dann unseren Weg weiter fort, und unten im Dörfli wird sogleich das Telegramm nach Frankfurt aufgegeben. Mein Sohn, was meinst du dazu?«
     
    Herr Sesemann hatte bis jetzt noch gar nicht Zeit gehabt, über seine Reisepläne zu sprechen. Er mußte also seine Mutter bitten, nicht sogleich ihr Unternehmen auszuführen, sondern noch einen Augenblick sitzen zu bleiben, bis er seine Absicht ausgesprochen habe.
     
    Herr Sesemann hatte sich vorgenommen, mit seiner Mutter eine kleine Reise durch die Schweiz zu machen und erst zu sehen, ob sein Klärchen imstande sei, eine kurze Strecke mitzureisen. Nun war es so gekommen, daß er die genußreichste Reise in Gesellschaft seiner Tochter vor sich sah, und nun wollte er auch gleich diese schönen Spätsommertage dazu benutzen. Er hatte im Sinne, die Nacht im Dörfli zuzubringen und am folgenden Morgen Klara auf der Alm abzuholen, um mit ihr zur Großmama nach dem Bade Ragaz hinunter und von da weiterzureisen.
     
    Klara war ein wenig betroffen über die Anzeige der plötzlichen Abreise von der Alp, aber es war ja so viel Freude daneben, und überdies war da gar keine Zeit, sich dem Bedauern hinzugeben.
     
    Schon war die Großmama aufgestanden und hatte Heidis Hand erfaßt, um den Zug anzuführen. Jetzt kehrte sie sich plötzlich um.
     
    »Aber was in aller Welt macht man nun mit Klärchen?« rief sie
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