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Heaven - Stadt der Feen

Heaven - Stadt der Feen

Titel: Heaven - Stadt der Feen
Autoren: Christoph Marzi
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hören konnte. Und er wusste auch, dass keiner von ihnen David hörte.
    »Kannst du es dir nicht denken?«, fragte er Heaven.
    »Ich werde es nicht tun.«
    »Dann«, murmelte Mr Sims, »möchte ich dir nun etwas demonstrieren, was deine Meinung vielleicht ändern wird.«
    Ein Knall ertönte. David zuckte zusammen. Was war das? Es hatte sich angehört wie eine kleine Explosion, schräg über ihm. Ein metallisches Bersten zerriss die Stille. Es kam von der Stelle, an der die Kapsel mit dem großen Speichenrad verbunden war.
    Davids Gondel geriet ins Wanken. Metall knirschte gegen Glas, hoch und schrill, Geräusche, die sich nicht gesund anhörten. Die Kapsel begann unruhig zu schaukeln, was eigentlich nicht möglich war, denn sie sollte fest am Rad installiert sein. Eine Schiene verband sie mit dem Riesenrad und ließ sie sich wie ein Ei, das man an ein großes Rad geklebt hatte, drehen.
    »Scheiße, was geht hier vor!«, schrie David.
    Über hundert Meter Abgrund traf ihn Heavens verzweifelter Blick. An das Gegengift dachte er schon gar nicht mehr.
    »Du hast die Wahl«, sagte Mr Sims.
    »Nein.« Ihre Stimme war ein Flehen.
    »Ich muss zu solchen Mitteln greifen, es tut mir leid.«
    Eine weitere Explosion erschütterte Davids Kapsel. Erneutdas Bersten, diesmal von anderer Stelle. Die Kapsel schaukelte wieder, alles andere als beruhigend. Vorne am Fenster fiel eine lange fette Schraube in die Tiefe.
    David musste sich jetzt mit beiden Händen festhalten, um nicht zu stürzen. Er hatte kein Interesse daran, den Flug der Schraube zu verfolgen. Sie würde unten in die Themse fallen. Interessanter war die Frage, wo die Schraube vorher gewesen war.
    »Was . . .?«
    Er kam nicht dazu weiterzusprechen.
    »Freier Wille«, tönte Mr Sims Stimme aus dem Lautsprecher. »Du musst es mir aus freiem Willen geben.«
    Heaven trat einen Schritt von ihm fort. Trotzig schüttelte sie den Kopf. David sah es deutlich.
    »Nein«, sagte sie.
    Das war der Moment, in dem David zu verstehen begann, und ihm schoss durch den Kopf, dass Mr Sims ziemlich gut darin zu sein schien, was simple und wirkungsvolle Pläne anging.
    Warum war er nicht früher auf die Antwort gekommen? Mr Sims brauchte das kalte Herz einer Fee, um wieder in den Himmel zurückzukehren. Doch aus einem Grund, den David weder kannte noch verstand, der im Grunde aber auch völlig egal war, musste Heaven ihm das Herz aus freien Stücken geben. Das war der Grund, weshalb er sie hatte zu sich bringen lassen. Deshalb brauchte er sie lebend. Und deswegen brauchte er auch David.
    Denn David war der Köder.
    »Wenn du willst, dass er lebt«, hörte er die Stimme aus dem Lautsprecher sagen, »dann wirst du es tun.«
    David trommelte gegen das Fensterglas. »Scheiße«, fluchte er laut. »So eine verdammte, gequirlte Scheiße!«
    Heaven schaute ihn an.
    Mit den Lippen formte er ein einziges Wort: NEIN!
    Unmissverständlich.
    Er hörte Heavens Stimme, die statisch knackte. »Er versteht mich.« Sie drehte sich kurz zu Mr Sims um. »David?« Sie trat noch näher ans Fenster und sah ihn mit ihren großen Augen an.
    Mr Sims beobachtete sie nur.
    »Warum tun Sie das?«, herrschte sie ihn an. Dann schaute sie wieder zu David und sprach nur seinen Namen aus, sonst nichts.
    David schrie vor lauter Wut, wäre am liebsten auf- und abgerannt, um seinem Zorn und seiner Hilflosigkeit Luft zu machen, doch er wagte es nicht, sich in der beschädigten Kapsel zu bewegen, deren Boden sich gefährlich schräg neigte.
    »Wenn Sie David töten«, hörte er Heaven sagen, »dann werden Sie das Herz niemals bekommen.«
    »Die beiden Hippies vom Hausboot, Eve und Julian, sie werden die Nächsten sein.« Das war Mr Drood, Mr Heep oder Mr Scrooge oder wie er sich sonst nannte.
    »Sie sind ein Mistkerl.«
    David ging zwei Schritte zurück. Er musste nachdenken. Es gab immer eine Alternative. Man musste sie nur erkennen.
    Er zwang sich, ein paar tiefe Atemzüge zu machen, bis er spürte, wie die Panik etwas verebbte. Dann sah er sich um. Oben, an der Decke der Kapsel, befand sich eine Luke, vermutlich war das der Notausstieg. David hatte keine Ahnungob er sie öffnen konnte, aber einen Versuch war es wert. Er stellte sich auf die Plastiksitze, streckte sich, bekam den Hebel zu fassen, der in die Decke eingelassen war. Er zog ihn nach unten und die Verriegelung der Tür wurde mit einem Klicken aufgehoben.
    David ignorierte die Hinweisschilder, die vor einer nicht sachgerechten Benutzung der Luke warnten, die nur in
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