Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Havoc

Havoc

Titel: Havoc
Autoren: Ravensburger
Vom Netzwerk:
»Lemar hat es vielleicht nicht gesehen, aber ich schon.«
    Ihr Blick hatte beinahe etwas Flehendes. Sie wollte, dass er ihr eine plausible Erklärung lieferte, aber das konnte er nicht. Er konnte ihr nur die Wahrheit sagen.
    »Hast du schon mal etwas von Malice gehört?«
    »Ach komm, ich bitte dic h …« Sie verdrehte die Augen.
    Er zuckte mit den Achseln. »Du hast gefragt.«
    Seth bemerkte, dass der Sturm sich allmählich legte. Das Gewitter schien weitergezogen zu sein, und auch der Regen hatte nachgelassen. Lemar rüttelte an der Stoßstange, die sich beim Zusammenprall mit der Bestie gelockert hatte. Wieder stieß er einen Fluch aus.
    »Du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass das, was dich da draußen verfolgt hat, ein Monster aus einem Comic war?« Alicia lachte ungläubig.
    »Was soll es denn sonst gewesen sein?«, konterte er. »Oder hast du so etwas vielleicht schon mal in einem Tierfilm gesehen?«
    Alicia schüttelte stumm den Kopf.
    »Siehst du. Das hätte mich auch gewundert.«
    »Ich hab gehört, dass du eine Zeit lang verschwunden warst«, wechselte sie das Thema. »Und als du wieder aufgetaucht bist, warst du angeblich total verwirrt und konntest dich nicht mehr daran erinnern, wo du gewesen bist.«
    »Ich war in Malice«, sagte Seth. »Ich konnte flüchten, aber meine Freunde sind noch dort.« Er zog den Reißverschluss an seinem Rucksack auf und zeigte ihr die in das T-Shirt eingewickelte Skulptur. »Hier. Wegen dieses Dings bin ich zurückgekommen. Jetzt muss ich dringend wieder nach Malice, um es ihnen zu bringen.« Er zog den Reißverschluss wieder zu, lehnte sich zurück und starrte an die Wagendecke. »Nur hab ich leider keine Ahnung, wie ich dorthin zurückkehren soll.«
    »Na ja, wie bist du denn das erste Mal hingekommen?«, fragte Alicia in einem Ton, dem deutlich anzuhören war, dass sie zwar bereit war, sich auf seine Geschichte einzulassen, sie ihm aber nicht wirklich abnahm.
    »Ich hab den Spruch gesagt und das Ritual durchgeführt. Das kennst du ja sicher auch, oder?«
    »Klar«, sagte sie. » Komm und hol mich, Tall J a …«
    Seth beugte sich hastig vor und presste ihr die Hand auf den Mund. Alicia gab einen erstickten Schrei von sich.
    »Nicht!«, zischte er. »Ich meine das ganz ernst. Tu das nicht.«
    Als er sie wieder losließ, rückte Alicia ein Stück von ihm ab. Seth schien ihr allmählich etwas unheimlich zu werden.
    »Ich kann das Ritual nicht noch mal durchführen«, seufzte Seth. »Er darf auf keinen Fall wissen, wo ich bin. Es wäre ziemlich dämlich von mir, wenn ich ihn bitten würde, mich zu holen.«
    Alicia rückte ihre Brille zurecht und stöhnte. »Sag mal, ist dir eigentlich klar, wie verrückt sich das alles anhört, was du mir erzählst?«
    »Ja«, sagte Seth leise. »Aber es ist trotzdem die Wahrheit.« Er blickte aus dem Fenster auf die an ihnen vorbeifahrenden Autos. Der Himmel hatte aufgeklart, und der Regen war in ein leichtes Nieseln übergegangen. Als die ersten Sonnenstrahlen sich wieder durch die Wolken kämpften, erloschen die Straßenlaternen. »Hör zu, Alicia, wenn du mir nicht glauben willst, ist das deine Sache. Ich werde bestimmt nicht krampfhaft versuchen, dich davon zu überzeugen. Aber du hast dieses Monster selbst gesehen. Und wenn du denkst, dass es eine rationale Erklärung dafür gibt, musst du ziemlich bescheuert sein.«
    Alicias Gesicht verdüsterte sich. Seth hatte sie beleidigt, aber das war ihm egal, genauso wie es ihm egal war, ob sie ihn für verrückt hielt oder nicht. Er hatte im Moment ganz andere Sorgen.
    Kurz darauf riss Lemar die Wagentür auf und ließ sich wieder auf den Fahrersitz fallen. Seiner finsteren Miene nach zu urteilen, würde die Reparatur des Wagens teuer werden. Er zog fluchend die Tür zu, dann drehte er sich ungeduldig zu Seth um. »Was ist mit dir? Kann ich dich irgendwo absetzen?«
    Seth wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er hatte noch überhaupt keine Zeit gehabt, sich zu überlegen, wo er hinsollte. Zu allem Überfluss hatte er bei seinem hastigen Aufbruch vorhin auch noch sein Handy im Zimmer liegen gelassen. Jetzt konnte er noch nicht einmal jemanden anrufen.
    Nicht dass es jemanden gegeben hätte, der ihm hätte helfen können.
    »Wo wohnst du denn?«, fragte Lemar, der allmählich ungeduldig wurde.
    »Nach Hause kann ich nicht zurück«, sagte Seth schnell.
    Lemar warf die Hände in die Luft. »Okay, von mir aus. Aber wohin willst du dann? Oder willst du einfach hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher