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Hastings House

Hastings House

Titel: Hastings House
Autoren: Heather Graham
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traf.
    Plötzlich wurde er gegen die Tür gedrückt und verzog den Mund zu einem entsetzten “Oh”, doch die Waffe ließ er immer noch nicht los.
    Matt!
, dachte Leslie erfreut, als sie zusah, wie Robert sich wand, um seine Waffe auf den Tunnel zu richten.
    Auf einmal kam Joe aus der Dunkelheit ins Licht, und es sah so aus, als würde Robert ihn doch noch treffen. “Nein!”, schrie Leslie auf und sprang ihn von hinten an, um ihn zu Fall zu bringen. Genevieve brüllte ihn an, weil sie ihn ablenken wollte.
    Ein Schuss kam aus dem Tunnel, und Robert wurde von der Wucht des Treffers herumgerissen. Er starrte die beiden Frauen an …
    … und begann zu lächeln.
    Leslie wunderte sich, warum er lächelte.
    Dann begriff sie.
    Während er starb, feuerte er seine Waffe ein letztes Mal ab.
    “Nein!”
    Sie hörte Joe nur dieses eine Wort rufen, aber sie hatte bereits den Halt verloren und sank zu Boden. Genevieve versuchte noch, ihren Aufprall abzumildern, doch ihr fehlte die Kraft. Leslie konnte sich nicht vorstellen, was sie in den letzten Wochen durchgemacht haben musste. Beide fielen sie zu Boden, während Joe zu ihnen eilte.
    Aber sie sah nicht Joe vor sich.
    Sie sah Matt.
    Er kniete neben ihr und hatte seine Arme um sie gelegt.
    Tränen standen ihm in den Augen. “Nein, Leslie, nein …”
    “Leslie!” Wie aus weiter Ferne hörte sie Joe nach ihr rufen. Er versuchte verzweifelt, die Blutung aus der Schusswunde zu stoppen, die Roberts Projektil in ihre Brust gerissen hatte.
    “Halte durch, Leslie, halte durch …”
    Wie durch einen Nebel hindurch hörte sie die Schritte, die in den Tunneln widerhallten.
    Sie lächelte. Sie hatte in ihrem Leben gute Freunde gehabt.
    “Leslie”, flüsterte Matt, der sie an sich drückte. “Kämpfe.
Kämpfe!”
    Aber sie konnte nicht kämpfen, und das wusste sie auch. Sie sah zu Matt, blickte in seine Augen, fühlte seine Tränen … und spürte seine grenzenlose Liebe.
    “Manche Dinge”, flüsterte sie, “sollen eben so sein, wie sie sind.”

EPILOG
    J oe saß auf der Betonbank des Friedhofs und sah auf die frisch angehäufte Erde. Er war allein, er musste allein sein. Die Beerdigung war für seinen Geschmack eine Nummer zu gewaltig ausgefallen, und er musste etwas Abstand gewinnen. Darum war er am Nachmittag noch einmal hergekommen. So viele gute Menschen hatten sie geliebt. Adam. Nikki, die bei Leslie gewesen war, als die den Eingang zu den Tunneln entdeckte, durch den Robert entkommen war, als Joe ihn nachts verfolgt hatte. Nikki und Adam waren da gewesen, als die Sanitäter verzweifelt versuchten, Leslies Leben zu retten, und sie waren auch da, als der Arzt sie schließlich für tot erklärte. Sie hatten gelitten. So wie Brad Verdun, der wie ein Kind in Tränen ausgebrochen war und scheinbar nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Sogar Dryer konnte seine Tränen nicht zurückhalten, als er vor die Kameras trat, um den Reportern zu berichten, was geschehen war.
    Aber das war jetzt alles vorüber. So wie die Qualen, die Robert Adair seinen Opfern zugefügt hatte. Genevieve konnte ein wenig Licht in die Angelegenheit bringen und erklären, was in dem Mann vorgegangen war. Sie hatte es seinen wirren Äußerungen entnommen, wenn er zu ihr in dieses behelfsmäßige Gefängnis kam. Der Mann hatte kaum Freunde und noch weniger Frauenbekanntschaften gehabt, also suchte er Prostituierte auf, bis er sich auf einmal gegen sie wandte. Er war der Meinung, dass die Nutten das verdienten, was man ihnen antat. Genevieve war nicht allein gewesen, als er sie in seine Gewalt brachte. Er hatte all diesen Frauen wehgetan, und wenn er genug von einer Prostituierten hatte oder er sich über sie ärgerte, brachte er sie um.
    Joe war dabei, als Genevieve mit tonloser Stimme berichtete, was sie alles hatte tun müssen, um zu überleben. Sie vermutete, dass Robert wegen seiner Impotenz zum psychisch gestörten Mörder wurde. Ein mächtiger, angesehener Mann, der allein war, wenn er nach Hause kam … und der auf seine Weise machtlos war.
    Joes Erstaunen ließ allmählich nach. Obwohl er selbst Robert auch in den Kreis der Verdächtigen aufgenommen hatte, hatte er doch bis zum Schluss nie ganz oben auf seiner Liste gestanden. Rückblickend ließ sich leicht sagen, dass irgendjemand ihn längst hätte durchschauen müssen, aber er war der Detective, der den Fall leitete.
    Der Schmerz über Leslies Tod wurde langsam etwas dumpfer, doch von Zeit zu Zeit jagte er erneut wie eine Messerklinge durch sein
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