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Harry Potter und der Stein der Weisen

Harry Potter und der Stein der Weisen

Titel: Harry Potter und der Stein der Weisen
Autoren: J.K. Rowling
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versprochen hatte, er würde Harry zu sich nach Hause einladen.
    Harry war schon unzählige Male drauf und dran gewesen, Hedwigs Käfig mit Hilfe eines Zauberspruchs zu öffnen und sie mit einem Brief zu Ron und Hermine zu schicken, doch die Gefahr war zu groß. Minderjährige Zauberer durften außerhalb der Schule nicht zaubern. Das hatte Harry den Dursleys nicht gesagt; er wusste, nur ihre Angst, er könnte sie alle in Mistkäfer verwandeln, hielt sie davon ab, auch ihn zu dem Zauberstab und dem Besen in den Schrank zu sperren. In den ersten Wochen nach seiner Rückkehr hatte sich Harry einen Spaß daraus gemacht, sinnlose Wörter vor sich hin zu murmeln und mit anzusehen, wie Dudley, so schnell seine plumpen Beine ihn trugen, aus dem Zimmer floh. Doch nun, da er so lange nichts mehr von Ron und Hermine gehört hatte, fühlte er sich der Zaubererwelt so fern, dass er sogar die Lust verlor, Dudley zu triezen – und jetzt hatten Ron und Hermine auch noch seinen Geburtstag vergessen.
    Was würde er nicht alles geben für eine Nachricht aus Hogwarts? Von einer Hexe oder einem Zauberer, gleich, von wem. Fast wäre er dankbar, wieder einmal seinen Erzfeind Draco Malfoy zu sehen, einfach um sich zu vergewissern, dass er nicht alles geträumt hatte …
    Nicht, dass sein Jahr in Hogwarts immer nur Spaß gemacht hätte. Ganz am Ende des Schuljahres hatte Harry niemand anderem als dem leibhaftigen Lord Voldemort ins Auge geblickt. Voldemort mochte nur ein kläglicher Schatten seines alten Selbst sein, doch war er immer noch schrecklich, immer noch gerissen und immer noch entschlossen, seine Macht zurückzugewinnen. Harry war Voldemorts Klauen ein zweites Mal entkommen, doch diesmal nur um Haaresbreite, und selbst jetzt, Wochen später, wachte Harry nachts schweißgebadet auf und sah Voldemorts aschgraues Gesicht und seine weit aufgerissenen, wahnsinnigen Augen vor sich. Wo mochte er jetzt wohl stecken?
    Jählings richtete sich Harry kerzengerade auf der Gartenbank auf. Gedankenverloren hatte er auf die Hecke gestarrt – und die Hecke starrte zurück . Zwei riesige grüne Augen waren zwischen den Blättern aufgetaucht.
    Harry sprang auf und im selben Moment hörte er ein Johlen über den Rasen schallen.
    »Ich weiß, was heute für ein Tag ist«, sang Dudley und watschelte auf ihn zu.
    Die riesigen Augen blinzelten und verschwanden.
    »Was?«, sagte Harry, ohne den Blick von der Stelle zu wenden, wo er die Augen gesehen hatte.
    »Ich weiß, was heute für ein Tag ist«, wiederholte Dudley und rückte ihm ganz nahe auf den Leib.
    »Gut gemacht«, sagte Harry, »hast also endlich die Wochentage auswendig gelernt?«
    »Heute ist dein Geburtstag« , höhnte Dudley. »Wieso hast du eigentlich keine Karten bekommen? Hast du in dieser Schule für Missgeburten nicht mal Freunde?«
    »Wenn deine Mutter hört, dass du über meine Schule redest …«, erwiderte Harry kühl.
    Dudley zog die Hosen hoch, die über seinen fetten Hintern herunterrutschten.
    »Warum starrst du dauernd auf die Hecke?«, fragte er misstrauisch.
    »Ich überlege, was wohl der beste Zauberspruch wäre, um sie in Brand zu stecken«, sagte Harry.
    Dudley wich stolpernd vor ihm zurück, mit einem panischen Ausdruck auf dem fetten Gesicht.
    »Du k-kannst nicht – Dad hat dir gesagt, du darfst nicht z-zaubern – er würde dich aus dem Haus werfen – und du hast sonst niemanden – du hast keine Freunde , die dich aufnehmen –«
    »Simsalabim!« , sagte Harry mit finsterer Stimme, »Hokus – pokus – Fidibus –«
    » MAAAAMAAAA! «, heulte Dudley, und während er hastig zurückwich, stolperte er über die eigenen Füße. » MAAAMAAA! Er tut es, du weißt schon, was er tut!«
    Harry musste seinen kleinen Spaß teuer bezahlen. Da weder der Hecke ein Blatt fehlte noch Dudley ein Haar gekrümmt war, wusste Tante Petunia, dass er nicht wirklich gezaubert hatte, und dennoch musste er sich wegducken, als sie mit der spülschaumtriefenden Pfanne zum Schlag gegen ihn ausholte. Dann gab sie ihm Arbeiten auf und versprach ihm, er würde nichts zu essen bekommen, bevor er fertig wäre.
    Während Dudley herumlümmelte und ihm Eiskrem schleckend zusah, putzte Harry die Fenster, wusch den Wagen, mähte den Rasen, jätete die Blumenbeete, beschnitt und goss die Rosen und verpasste der Gartenbank einen neuen Anstrich. Am Himmel glühte die Sonne und versengte ihm den Nacken. Er hätte Dudleys Köder nicht schlucken sollen, sagte sich Harry, doch Dudley hatte genau das
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