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Harry Potter und der Stein der Weisen

Harry Potter und der Stein der Weisen

Titel: Harry Potter und der Stein der Weisen
Autoren: J.K. Rowling
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denn einen Kuchen – aber dass sie nicht einmal ein Wort sagen würden …
    In diesem Augenblick räusperte sich Onkel Vernon mit wichtiger Miene: »Nun, wie wir alle wissen, ist heute ein bedeutender Tag.«
    Harry wollte seinen Ohren nicht trauen und hob den Kopf.
    »Dies könnte durchaus der Tag sein, an dem ich das größte Geschäft meiner Laufbahn abschließe«, sagte Onkel Vernon.
    Harry wandte sich wieder seinem Toast zu. Natürlich, dachte er verbittert, Onkel Vernon sprach von diesem blöden Abendessen. Seit zwei Wochen redete er von nichts anderem. Ein reicher Bauunternehmer und seine Frau sollten zum Abendessen kommen, und Onkel Vernon hoffte, einen großen Auftrag zu landen (Onkel Vernons Firma stellte Bohrmaschinen her).
    »Ich denke, wir sollten den Ablauf des Abends noch einmal durchgehen«, sagte Onkel Vernon. »Um acht Uhr müssen wir alle bereit sein. Petunia, du bist wo –?«
    »Im Salon«, sagte Tante Petunia wie aus der Pistole geschossen, »wo ich sie herzlich in unserem Heim willkommen heiße.«
    »Sehr gut. Und Dudley?«
    »Ich stehe in der Diele bereit und öffne die Tür, wenn sie kommen.« Dudley setzte ein widerliches falsches Lächeln auf. »Darf ich Ihnen die Jacken abnehmen, Mr und Mrs Mason?«
    »Sie werden begeistert von ihm sein«, rief Tante Petunia ganz hingerissen.
    »Vortrefflich, Dudley«, sagte Onkel Vernon. Dann wandte er sich Harry zu. »Und du?«
    »Ich bin in meinem Schlafzimmer, mache keinen Mucks und tu so, als ob ich nicht da wäre«, sagte Harry mit tonloser Stimme.
    »Genau«, sagte Onkel Vernon giftig. »Und ich führe die beiden in den Salon, stelle dich vor, Petunia, und reiche ihnen die Drinks. Um acht Uhr fünfzehn –«
    »– bitte ich zu Tisch«, sagte Tante Petunia.
    »Und Dudley, du sagst –«
    »Darf ich Sie ins Speisezimmer geleiten, Mrs Mason?«, sagte Dudley und bot einer unsichtbaren Dame seinen fetten Arm an.
    »Mein perfekter kleiner Kavalier!«, seufzte Tante Petunia.
    »Und du?« , sagte Onkel Vernon und sah Harry gehässig an.
    »Ich bin in meinem Schlafzimmer, mache keinen Mucks und tu so, als ob ich nicht da wäre«, sagte Harry dumpf.
    »Genau. Nun, wir sollten versuchen beim Abendessen ein paar Komplimente auszustreuen. Hast du eine Idee, Petunia?«
    »Vernon sagt, Sie seien ein glänzender Golfspieler, Mr Mason … Sie müssen mir unbedingt verraten, wo Sie Ihr Kleid gekauft haben, Mrs Mason …«
    »Bestens … und Dudley?«
    »Wie wär’s mit: ›In der Schule mussten wir einen Aufsatz über unseren Helden schreiben, Mr Mason, und ich habe über Sie geschrieben.‹«
    Das war zu viel für Tante Petunia und auch für Harry. Tante Petunia brach in Tränen aus und drückte ihren Sohn an die Brust, während Harry unter den Tisch abtauchte, damit sie sein Lachen nicht sehen konnten.
    »Und du, Junge?«
    Harry tauchte wieder auf und mühte sich nach Kräften, keine Miene zu verziehen.
    »Ich bin in meinem Schlafzimmer, mache keinen Mucks und tu so, als ob ich nicht da wäre«, sagte er.
    »Genau das wirst du tun«, sagte Onkel Vernon nachdrücklich. »Die Masons wissen nichts von dir und so soll es auch bleiben. Wenn wir fertig sind mit dem Essen, Petunia, geleitest du Mrs Mason zurück in den Salon zum Kaffee, und ich spreche Mr Mason auf die Bohrer an. Mit ein bisschen Glück habe ich den Auftrag noch vor den Zehnuhrnachrichten unter Dach und Fach. Und morgen um diese Zeit können wir uns schon um eine Ferienwohnung auf Mallorca kümmern.«
    Harry war davon nicht gerade begeistert. Die Dursleys würden ihn auf Mallorca genauso wenig leiden können wie im Ligusterweg.
    »Gut – ich fahr in die Stadt und hol die Smokings für mich und Dudley ab. Und du« , raunzte er Harry an, »du gehst deiner Tante aus dem Weg, während sie sauber macht.«
    Harry ging durch die Hintertür hinaus. Es war ein strahlend heller Sommertag. Er schlenderte über den Rasen, ließ sich auf die Gartenbank sinken und sang leise für sich:
    »Happy Birthday to me … Happy Birthday to me …«
    Keine Postkarten, keine Geschenke, und er würde den ganzen Abend so tun, als ob er nicht auf der Welt wäre. Niedergeschlagen starrte er die Hecke an. Noch nie hatte er sich so einsam gefühlt. Mehr als alles andere in Hogwarts, noch mehr sogar als Quidditch, vermisste Harry seine besten Freunde, Ron Weasley und Hermine Granger. Die allerdings schienen ihn überhaupt nicht zu vermissen. Seit er hier war, hatte er keinen einzigen Brief von ihnen bekommen, obwohl Ron doch
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