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Harry Potter und der Orden des Phönix

Harry Potter und der Orden des Phönix

Titel: Harry Potter und der Orden des Phönix
Autoren: J.K. Rowling
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… Ich erwarte einen Anruf, verstehen Sie … des Präsidenten von –«
    »Der lässt sich verschieben«, sagte das Porträt sofort. Dem Premierminister sank der Mut. Das hatte er befürchtet.
    »Aber ich wollte wirklich lieber mit –«
    »Wir werden dafür sorgen, dass der Präsident den Anruf vergisst. Er wird stattdessen morgen Abend anrufen«, sagte der kleine Mann. »Bitte geben Sie Mr Fudge unverzüglich Antwort.«
    »Ich … oh … nun gut«, sagte der Premierminister matt. »Einverstanden, ich werde Fudge empfangen.«
    Er eilte zurück an seinen Schreibtisch und rückte dabei seine Krawatte zurecht. Kaum hatte er seinen Platz wieder eingenommen und seinen Gesichtszügen einen, wie er hoffte, entspannten und gefassten Ausdruck verliehen, als hellgrüne Flammen in dem leeren Rost unter dem marmornen Kaminsims aufloderten. Darauf bedacht, sich keinerlei Überraschung oder Besorgnis anmerken zu lassen, beobachtete er, wie ein stattlicher Mann in den Flammen erschien, der schnell wie ein Kreisel rotierte. Sekunden später war er herausgestiegen auf einen ziemlich edlen alten Teppich und streifte sich Asche von den Ärmeln seines langen Nadelstreifenumhangs, einen limonengrünen Bowler in der Hand.
    »Ah … Premierminister«, sagte Cornelius Fudge und schritt mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. »Schön, Sie wiederzusehen.«
    Der Premierminister konnte diese Höflichkeit nicht ehrlich erwidern und sagte deshalb überhaupt nichts. Es freute ihn keineswegs, Fudge zu sehen, dessen gelegentliches Auftauchen an sich schon ausgesprochen beunruhigend war und meistens bedeutete, dass ihn sehr schlechte Nachrichten erwarteten. Überdies sah Fudge eindeutig verhärmt aus. Er war dünner, kahler und grauer geworden, und sein Gesicht machte einen zerknitterten Eindruck. Der Premierminister hatte schon manche Politiker erlebt, die so aussahen, und es hatte nie etwas Gutes verheißen.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«, sagte er, schüttelte Fudge ganz kurz die Hand und wies auf den härtesten Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Weiß nicht so recht, wo ich anfangen soll«, murmelte Fudge, zog den Stuhl heran, setzte sich und legte den grünen Bowler auf seine Knie. »Was für eine Woche, was für eine Woche …«
    »Ihre war also auch schlecht?«, fragte der Premierminister steif und hoffte damit zum Ausdruck zu bringen, er habe auch ohne Fudges Zutun schon genug am Hals.
    »Ja, natürlich«, sagte Fudge, rieb sich erschöpft die Augen und blickte den Premierminister verdrießlich an. »Ich hatte die gleiche Woche wie Sie, Premierminister. Die Brockdale-Brücke … die Morde an Bones und Vance … ganz zu schweigen von dem Chaos im Südwesten …«
    »Sie – ähm – Sie – ich meine, Ihre Leute waren – zum Teil verwickelt in diese – diese Vorfälle, ja?«
    Fudge fixierte den Premierminister mit einem ziemlich strengen Blick. »Natürlich waren sie das«, sagte er. »Ihnen ist sicher bewusst, was da vor sich geht?«
    »Ich …«, zögerte der Premierminister.
    Genau diese Art von Auftreten war es, weswegen er Fudges Besuche so hasste. Immerhin war er der Premierminister und schätzte es nicht, wenn man ihm das Gefühl vermittelte, ein ahnungsloser Schuljunge zu sein. Doch so war es schon immer gewesen, seit seinem allerersten Treffen mit Fudge an seinem allerersten Abend als Premierminister. Er erinnerte sich daran, als ob es gestern gewesen wäre, und wusste, dass es ihn bis an sein Lebensende verfolgen würde.
    Er hatte allein in ebendiesem Büro gestanden und den Triumph ausgekostet, den er nach so vielen Jahren des Träumens und Intrigierens errungen hatte, als er ein Husten hinter sich hörte, genau wie heute Abend, worauf er sich umwandte und bemerkte, dass das hässliche kleine Porträt zu ihm sprach. Es verkündete, der Zaubereiminister werde in Kürze eintreffen und sich vorstellen.
    Natürlich hatte er geglaubt, er wäre durch den langen Wahlkampf und die damit verbundene Anstrengung verrückt geworden. Es hatte ihn abgrundtief entsetzt, dass ein Porträt zu ihm sprach, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was er empfand, als ein selbst ernannter Zauberer aus dem Kamin gehüpft kam und ihm die Hand schüttelte. Er hatte stumm zugehört, als Fudge ihm freundlich erklärte, dass es immer noch Hexen und Zauberer gebe, die überall auf der Welt im Geheimen lebten, und ihm mehrfach versicherte, er solle sich darüber nicht den Kopf zerbrechen, denn das Zaubereiministerium trage die Verantwortung für die ganze
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