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Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Titel: Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Autoren: J.K. Rowling
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Taugenichts abgehauen, und was dabei herauskam, sitzt hier vor uns.«
    Harry starrte auf seinen Teller, ein merkwürdiges Klingeln in den Ohren. Packen Sie Ihren Besen fest am Schweif, dachte er. Doch er wusste nicht mehr, was dann kam. Tante Magda schien in ihn hineinzubohren wie einer von Onkel Vernons Bohrern.
    »Dieser Potter«, sagte Tante Magda laut, griff sich die Flasche und schüttete Kognak in ihr Glas und auf das Tischtuch, »ihr habt mir nie gesagt, was er beruflich gemacht hat!«
    Onkel Vernon und Tante Petunia schienen auf glühenden Kohlen zu sitzen. Sogar Dudley hatte den Blick von der Torte erhoben und starrte seine Eltern an.
    »Er – er hat nicht gearbeitet«, sagte Onkel Vernon und warf Harry einen kurzen Blick zu. »War arbeitslos.«
    »Das hab ich mir gedacht!«, sagte Tante Magda, nahm einen gewaltigen Schluck Kognak und wischte sich mit dem Ärmel das Kinn. »Ein fauler Rumtreiber, der –«
    »War er nicht«, sagte Harry plötzlich. Am Tisch trat jähe Stille ein. Harry zitterte am ganzen Körper. Noch nie war er so zornig gewesen.
    »Noch Kognak!«, schrie Onkel Vernon, der käseweiß geworden war. Er schüttete den Rest der Flasche in Tante Magdas Glas.
    »Und du, Bursche«, fauchte er Harry an, »du gehst zu Bett, verschwinde –«
    »Nein, Vernon«, hickste Tante Magda mit erhobener Hand, während sie ihre kleinen, blutunterlaufenen Augen fest auf Harry richtete. »Sprich weiter, Bürschchen, nur weiter. Stolz auf deine Eltern, nicht wahr? Da gehen die doch einfach hin und fahren sich zu Tode – betrunken, nehm ich an –«
    »Sie sind nicht bei einem Autounfall gestorben!«, sagte Harry, der plötzlich auf den Füßen stand.
    »Sind sie sehr wohl, du frecher kleiner Lügner, und sie haben dich zurückgelassen als Last für ihre anständigen, hart arbeitenden Verwandten!«, schrie Tante Magda und schwoll vor Zorn an. »Du bist ein unverschämter, undankbarer kleiner –«
    Doch Tante Magda verstummte plötzlich. Einen Moment lang sah es so aus, als fehlten ihr die Worte. Sie schien vor unsäglicher Wut anzuschwellen – doch es nahm kein Ende. Ihr großes rotes Gesicht dehnte sich aus, die winzigen Augen traten hervor und der Mund war so fest gespannt, dass sie nicht mehr sprechen konnte – und jetzt rissen einige Knöpfe von ihrer Tweedjacke und flogen gegen die Wände – sie schwoll an wie ein monströser Ballon, ihr Bauch platzte jetzt durch ihren Tweedbund, jeder einzelne Finger blähte sich zu Salamigröße auf –
    »Magda«, schrien Onkel Vernon und Tante Petunia wie aus einem Munde, als Tante Magdas ganzer Körper vom Stuhl abhob. Sie war jetzt kugelrund wie eine riesige Rettungsboje mit Schweinchenaugen, Hände und Füße standen merkwürdig ab, während sie unter Würgen und Puffen in die Höhe schwebte. Ripper kam ins Zimmer gewatschelt und fing an wie verrückt zu bellen.
    »Neeeeeeeiiin!«
    Onkel Vernon packte Magda an einem Fuß und versuchte sie herunterzuziehen, doch er selbst hob beinahe vom Boden ab. Im nächsten Augenblick machte Ripper einen Satz und versenkte die Zähne in Onkel Vernons Bein.
    Harry verschwand aus dem Esszimmer, bevor ihn jemand aufhalten konnte, und rannte zum Schrank unter der Treppe. Die Schranktür sprang von Zauberhand auf, als er sich näherte. Im Handumdrehen hatte er seinen großen Reisekoffer zur Haustür geschleift. Er sprintete die Treppe hoch, hechtete unter das Bett, riss das lose Dielenbrett heraus und griff sich den Kissenüberzug mit seinen Büchern und Geschenken. Er kroch unter dem Bett hervor, packte Hedwigs leeren Käfig und stürzte die Treppe hinunter zu seinem Koffer, gerade als Onkel Vernon, die Hose in blutige Fetzen gerissen, aus dem Esszimmer platzte.
    »Komm zurück!«, bellte er, »komm rein und bring sie wieder in Ordnung!«
    Doch Harry hatte ein rücksichtsloser Zorn überwältigt. Er stieß den Kofferdeckel auf, zog seinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf Onkel Vernon.
    »Sie hat es verdient«, sagte er nach Atem ringend, »sie hat verdient, was sie bekommen hat. Und du bleibst mir vom Hals.«
    Er langte hinter sich und fummelte an der Türkette.
    »Ich gehe«, sagte Harry. »Mir reicht’s.«
    Und schon war er draußen auf der dunklen, stillen Straße, den Koffer hinter sich herziehend und Hedwigs Käfig unter dem Arm.

 
Der Fahrende Ritter
    Harry zog mit dem schweren Koffer im Schlepptau durch die nächtlichen Straßen und sank schließlich keuchend auf ein Mäuerchen am Magnolienring. Reglos saß er da,
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