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Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Titel: Harry Potter und der Gefangene von Askaban
Autoren: J.K. Rowling
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anbieten?«
    »Ripper kann ein wenig Tee aus meiner Untertasse haben«, sagte Tante Magda, während sie sich in die Küche begaben und Harry im Flur mit dem Koffer allein ließen. Doch Harry beklagte sich nicht; jede Ausrede, nicht mit Tante Magda zusammen sein zu müssen, war ihm recht, und als hätte er alle Zeit der Welt, hievte er den Koffer die Treppe empor ins freie Schlafzimmer.
    Als er in die Küche zurückkam, war Tante Magda schon mit Tee und Obstkuchen versorgt und Ripper schlabberte geräuschvoll in der Ecke. Harry bemerkte, wie Tante Petunia leicht die Mundwinkel verzog, weil Ripper ihren sauberen Boden mit Tee und Sabber bespritzte. Tante Petunia konnte Tiere nicht ausstehen.
    »Wer kümmert sich denn um die anderen Hunde, Magda?«, fragte Onkel Vernon.
    »Ach, ich hab sie in die Obhut von Oberst Stumper gegeben«, strahlte Tante Magda. »Er ist jetzt pensioniert. Ein kleiner Zeitvertreib kann ihm nicht schaden. Aber den armen alten Ripper hab ich nicht dalassen können. Er leidet ja so, wenn er nicht bei mir ist.«
    Als Harry sich setzte, begann Ripper zu knurren. Das lenkte Tante Magdas Aufmerksamkeit zum ersten Mal auf Harry.
    »So!«, bellte sie, »immer noch hier?«
    »Ja«, sagte Harry.
    »Sag nicht in diesem unhöflichen Ton ›ja‹, hörst du«, knurrte Tante Magda. »Verdammt gut von Vernon und Petunia, dich hierzubehalten. Ich hätte das nicht getan. Hätten sie dich vor meiner Tür ausgesetzt, wärst du sofort ins Waisenhaus gekommen.«
    Harry war drauf und dran zu antworten, er würde lieber in einem Waisenhaus als bei den Dursleys leben, doch der Gedanke an die Erlaubnis für Hogsmeade hielt ihn davon ab. Er zwang sein Gesicht zu einem schmerzhaften Lächeln.
    »Grins mich nicht so an!«, donnerte Tante Magda. »Ich sehe, du hast dich seit unserer letzten Begegnung nicht gebessert. Ich hatte gehofft, in der Schule würden sie dir ein paar Manieren einprügeln.« Sie nahm einen kräftigen Schluck Tee, wischte sich den Schnurrbart und sagte: »Wo schickst du ihn noch mal hin, Vernon?«
    »Nach St. Brutus«, antwortete Onkel Vernon prompt. »Erstklassige Anstalt für hoffnungslose Fälle.«
    »Verstehe«, sagte Tante Magda. »Machen sie in St. Brutus auch vom Rohrstock Gebrauch, Bursche?«, blaffte sie über den Tisch.
    »Ähm –«
    Onkel Vernon nickte hinter Tante Magdas Rücken.
    »Ja«, sagte Harry. Wenn schon, denn schon, überlegte er dann und fügte hinzu: »Tagein, tagaus.«
    »Vortrefflich«, sagte Tante Magda. »Dieses windelweiche Wischiwaschi, dass man Leute nicht schlagen soll, die es doch verdienen, kann ich nicht vertragen. In neunundneunzig von hundert Fällen hilft eine gute Tracht Prügel. Hat man dich oft geschlagen?«
    »O ja«, sagte Harry, »viele Male.«
    Tante Magda verengte die Augen zu Schlitzen.
    »Dein Ton gefällt mir immer noch nicht, Bürschchen«, sagte sie. »Wenn du so lässig von deinen Hieben reden kannst, dann schlagen sie offenbar nicht hart genug zu. Petunia, wenn ich du wäre, würde ich dorthin schreiben. Mach ihnen klar, dass du im Falle dieses Jungen den Einsatz äußerster Gewalt gutheißt.«
    Vielleicht machte sich Onkel Vernon Sorgen, Harry könnte die Abmachung vergessen haben; jedenfalls wechselte er abrupt das Thema.
    »Schon die Nachrichten gehört heute Morgen, Magda? Was sagst du zu der Geschichte mit diesem Ausbrecher?«
    Während sich Tante Magda allmählich häuslich einrichtete, erwischte sich Harry bei fast sehnsüchtigen Gedanken an das Leben in Nummer vier ohne sie. Onkel Vernon und Tante Petunia gaben sich meist damit zufrieden, wenn Harry ihnen aus dem Weg ging, und Harry war das nur recht. Tante Magda jedoch wollte Harry ständig im Auge behalten, so dass sie Vorschläge für die Besserung seines Betragens zum Besten geben konnte. Vorzugsweise verglich sie Harry mit Dudley und kaufte Dudley teure Geschenke, während sie Harry tückisch anstarrte, als wollte sie ihn herausfordern zu fragen, warum er nicht auch ein Geschenk bekomme. Auch ließ sie ständig Mutmaßungen fallen, aus welchem Grund wohl Harry zu einer dermaßen unzulänglichen Person geworden sei.
    »Du musst dir keinen Vorwurf machen, dass der Junge so geworden ist, Vernon«, sagte sie am dritten Tag beim Mittagessen. »Wenn im Innern etwas Verdorbenes steckt, kann kein Mensch etwas dagegen machen.«
    Harry versuchte sich auf das Essen zu konzentrieren, doch seine Hände zitterten und sein Gesicht fing an vor Zorn zu brennen. Denk an die Erlaubnis, mahnte er sich
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