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Hannibal

Hannibal

Titel: Hannibal
Autoren: Thomas Harris
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euch auszumachen. Was für ein Irrsinn! Ich hoffe, daß du dir ernsthafte Gedanken darüber machst, ob du weiterhin für die Herren der Schöpfung den Kopf hinhalten willst.« Wie um ihrer Rede Nachdruck zu verleihen, schenkte sie Starling und sich Tee nach. »Willst du, daß ich heute bei dir bleibe? Ich kann mir den Tag freinehmen.« »Danke. Aber das brauchst du nicht. Wenn du kannst, ruf mich von der Arbeit aus an.« Der National Tattler, einer der großen Gewinner des Booms der
Boulevardpresse in den neunziger Jahren, brachte eine Extraausgabe heraus, die, sogar an den eigenen Maßstäben gemessen, alles bisher Dagewesene übertraf. Der Zeitungsjunge hatte die Extraausgabe am späten Vormittag gegen die Hauswand gedonnert. Starling fand sie, als sie der Ursache für den dumpfen Schlag auf den Grund gehen wollte. Sie war auf das Schlimmste gefaßt und wurde nicht enttäuscht. »TODESENGEL CLARICE STARLING, DIE enttäuscht. »TODESENGEL CLARICE STARLING, DIE Punkt Gothic Railroad. Drei Fotos auf der Titelseite: Clarice Starling in Uniform, wie sie einen .45er Colt im Wettkampf abfeuert, Evelda Drumgo auf der Straße, über ihr Baby gebeugt, den Kopf geneigt wie eine Madonna von Cimabue, der jemand das Hirn weggeblasen hat, und noch einmal Starling, als sie das schwarze, nackte Baby zwischen Messer, Fischinnereien und den Kopf eines Hais auf das weiße Hackbrett legt. Die Bildunterschrift lautete: FBI Special Agent Clarice Starling, die den Serienkiller ]ame Gumb ins Jenseits befördert hat, darf fünf weitere Kerben in ihren Colt machen. Mutter mit Kind auf dem Arm und zwei Polizisten unter den Toten einer verpfuschten Drogenrazzia. Die Titelgeschichte war der Drogenkarriere von Evelda und Dijon Drumgo und dem Auftauchen der Crips in dem von GangStreitigkeiten heimgesuchten Washington, D.C.., gewidmet. Der Militärdienst des getöteten Officers John Brigham wurde kurz erwähnt, und seine Auszeichnungen waren aufgezählt. Starling kam in den Genuß einer eigenen Spalte. Unter einem Schnappschuß, der sie mit sichtlich gerötetem Gesicht und einem tief ausgeschnittenen Kleid bei einem Restaurantbesuch zeigte, stand zu lesen: Clarice Starling, FBI Special Agent, hatte ihre fünfzehn Minuten Ruhm, als sie den Serienkiller Jame Gumb, genannt »Buffalo Bill, vor sieben Jahren in dessen Keller erschoß. Nun sieht sie möglichen disziplinarrechtlichen Schritten und zivilrechtlichen
Auseinandersetzungen entgegen, was die Begleitumstände des Todes einer Mutter aus Washington betrifft, die im Verdacht der Herstellung und des Vertriebs von Drogen stand. (Siehe die Titelgeschichte auf Seite eins.) »Das könnte das Ende ihrer Karriere bedeuten«, war aus dem Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms zu erfahren. »Wir kennen zwar noch nicht alle Einzelheiten, die zu dieser Katastrophe führten, aber John Brigham könnte heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch am Leben sein. Sein Tod ist das letzte, was das FBI nach Ruby Ridge gebrauchen kann«, so die Quelle, die ungenannt bleiben wollte. Clarice Starlings schillernde Karriere begann bereits kurz nach ihrem Eintritt in die FBI-Akademie. Als Absolventin der Universität Virginia in den Fächern Psychologie und Kriminologie (mit Auszeichnung) wurde sie mit der Aufgabe betraut, den berühmt -berüchtigten Dr. Hannibal Lecter zu Interviewen, den Lesern unseres Blattes als »Hannibal the Cannibal« bekannt. Das FBI erhoffte sich von Lecter Aufschluß über den Aufenthaltsort von Jame Gumb, der Catherine Martin, die Tochter der ehemaligen US-Senatorin von Tennessee, entführt hatte. Agent Starling war bei den Interservice-Meisterschaften drei Jahre in Folge Champion im Pistolenschießen, bevor sie sich aus dem Wettkampfgeschehen zurückzog. Es mutet wie tragische Ironie an, daß Officer Brigham, der im Einsatz an ihrer Seite starb, in Quantico ihr Ausbilder und bei den Wettkämpfen ihr Trainer war. Ein Sprecher des FBI teilte mit, daß Agent Starling für die Dauer der internen Untersuchung des FBI bei voller Bezahlung von ihren dienstlichen Pflichten entbunden werde. Allgemein wird von einer Anhörung vor dem Amt für Verantwortlichkeiten im Dienst, auch »Inquisition« genannt, gegen Ende der Woche ausgegangen. Wie von Verwandten der getöteten Evelda Drumgo zu hören ist, beabsichtigt man dort, die US-Regierung und Starling wegen rechtswidrig herbeigeführtem Tod auf Schadenersatz zu verklagen. Der drei Monate alte Sohn von Evelda Drumgo, der auf den
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