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Hannas Wahrheit (German Edition)

Hannas Wahrheit (German Edition)

Titel: Hannas Wahrheit (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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letzten vernichtenden Blick auf den Major, der sie nicht mehr beachtete, folgte sie Leutnant Brunner, die vorausgegangen war, während Leutnant Richter das Schlusslicht bildete.

Befragung
    I m Arztzimmer wartete eine Schwester, die ihr einen kleinen Raum zeigte, wo sie sich von dem gröbsten Dreck säubern konnte. Seit dem Überfall war es das erste Mal, dass Hanna ganz für sich alleine war. Sie wusch sich das Gesicht und die Hände, eine braunschwarze Brühe floss durch das Waschbecken. Solange die Tränen aus ihren Augen rollten, schöpfte sie immer wieder Wasser in ihre Hände und befeuchtete damit ihr Gesicht. Sie hasste es, sich hilflos zu fühlen, und sie hasste es, wenn sie ihre Gefühle nicht unter Kontrolle behielt. Sie durfte sich keine Schwäche erlauben, durfte das, was passiert war, nicht weiter an sich heranlassen. Das Gesicht des Jungen schob sich in ihre Gedanken. Sein Grinsen, das von einem Ohr zum anderen reichte. Sie hatte ihn nicht retten können. Weder ihn noch Ochuko Mutai, seine Schwester oder die anderen Kinder. Sie biss sich in den Handballen. Der körperliche Schmerz half ihr, den seelischen zu verdrängen.
    Äußerlich wieder ruhig ging sie in den Raum zu der Schwester zurück, wo sich auch die beiden Soldaten befanden. Leutnant Brunner musterte sie aufmerksam, während Hanna Rosenbaum es vermied, sie anzusehen. Die Schwester desinfizierte den Schnitt auf ihrer Wange und versorgte auch ihre Schürfwunde am Kinn.
    Dr. Wilson war ein älterer Mann mit grauen Locken und Brille. Er tastete zuerst ihren Kopf ab, dann leuchtete er in ihre Augen. Zuletzt prüfte er ihre Reflexe.
    „You feel sick?“
    „No.“
    „Have you been passed out?“
    „Yes.“
    „How long?“
    Sie zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht. Was für eine dämliche Frage.
    „Where does the injury come from?“
    „I have no eyes in the back.“
    Er sah sie durch seine Brillengläser an. „No reason to be so snotty, young woman. I want to help you, not to hurt you. Has the other German been with you, when you were injured?“
    „Yes.“
    Er sah auffordernd Leutnant Brunner an, die sich mit einem Seufzer auf den Weg machte. Kurze Zeit später tauchte Harald Winter auf, der sich zwischenzeitlich ebenfalls gewaschen hatte.
    „Did you see what happened to this young woman?“
    „Yes.“ Winter sah kurz Hanna Rosenbaum an, senkte dann den Blick und sagte, an den Arzt gewandt: „It was me.“
    Sie und der Arzt starrten ihn überrascht an.
    „Tut mir leid, Hanna. Ich kam einfach nicht gegen dich an. Du wolltest dich wie eine Wahnsinnige in das Inferno werfen. Ich nahm den nächstbesten Gegenstand, der mir unter die Finger kam, und schlug damit auf deinen verfluchten Dickschädel.“
    Nachdem Leutnant Brunner übersetzt hatte, fing sich der Arzt als Erstes wieder. „With what did you hit her?“
    „With a stone.“
    Er nickte. „You can be lucky, that it wasn’t spiky.“ Verlegen wich Harald Winter dem Blick Hanna Rosenbaums aus.
    „How long was she passed out?“
    „It think about two or three minutes.“
    „Okay, in this case I want to make a radiograph.“
    „You can do a radiograph here?” Staunen klang aus Haralds Winter Stimme. Statt einer Antwort warf ihm der Arzt einen scharfen Blick zu. „Excuse me, but this building doesn’t look like a hospital“, entschuldigte sich Winter bei dem Arzt.
    „I don’t know how it is in your country, but here we have mobile X-ray apparatus.“
    „Sorry again, I didn’t want to hurt your feelings. You know how long this will take?“, fragte Harald Winter.
    „Geh ruhig, wenn dich der Typ lässt“, antwortete Hanna auf deutsch. Winter sah sie zweifelnd an. „Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, dich hier alleine zu lassen.“
    „Ich kann selbst auf mich aufpassen.“
    „So wie vorhin?“
    Hanna warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Bisher hat mir hier noch niemand einen Stein an den Kopf gehauen.“
    Harald Winter hob die Hände. „Es tut mir leid, ehrlich.“
    Sie schwieg.
    „Ich habe dir damit möglicherweise das Leben gerettet.“
    „Vielleicht.“
    Harald Winter seufzte, dann gab er sich geschlagen. „Also gut. Ich habe den ganzen Vorfall bereits mit Major Wahlstrom durchgesprochen. Es kann sein, dass er deine Version auch noch hören möchte.“
    „Und meine Fotos?“
    Harald Winter zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung, sie haben deinen ganzen Gurt mitgenommen.“
    Hanna warf ihm einen eindringlichen Blick zu. Sie fragte sich, ob
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