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Handy-Falle

Handy-Falle

Titel: Handy-Falle
Autoren: M Vogel
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Knoten in Kims Magen, und sie merkte, wie sie anfing zu schwitzen. Das Café Lomo kam in Sicht und Kim wurde immer langsamer. So konnte sie Miss Marple und Marie Grevenbroich auf keinen Fall unter die Augen treten, schließlich wollte sie möglichst locker und entspannt wirken. Also beschleunigte sie ihre Schritte wieder und ging zügig am Eingang des Cafés vorbei. Während sie noch eine Runde um den Block drehte, versuchte sie, sich selbst zu beruhigen. Ihre Mutter hatte recht, sie war wirklich zu pessimistisch. Sie musste positiver denken. Wenn sie von vorneherein davon ausging, dass das Treffen ein Reinfall wurde, dann würde wahrscheinlich auch genau das passieren.
    Außerdem hätten sich Miss Marple und Marie Grevenbroich doch bestimmt gar nicht erst auf die Anzeige gemeldet, wenn sie die Idee mit dem Detektivclub total bescheuert fänden, oder?
    Kim atmete einmal tief durch. Bestimmt reagierte sie mal wieder über und machte sich völlig umsonst verrückt. Das Treffen würde super laufen, und damit basta.
    Inzwischen war es schon fünf nach vier, und Kim eilte zum Café zurück. Länger konnte sie die beiden anderen wirklich nicht warten lassen. Eigentlich hasste sie es, zu spät zu kommen. Mit wackeligen Knien ging sie auf die Tür zu, zog ein Buch aus der Jackentasche und betrat das Café.
    Im Eingangsbereich blieb Kim stehen und sah sich um. Dabei umklammerte sie ihren Lieblingskrimi, Mord im Orientexpress von Agatha Christie, und kam sich ziemlich bescheuert vor. Wer lief schon mit einem vor die Brust gepressten Buch in ein Café und blieb dann wie zur Salzsäule erstarrt stehen? Als sie sich den Krimi als Erkennungszeichen für das Treffen überlegt hatte, war sie sich ziemlich witzig und originell vorgekommen. Aber nun änderte sie ihre Meinung. Es war eine total dämliche Idee gewesen.
    Zum Glück war im Café Lomo nicht besonders viel los. Hinter der Theke stand ein junger Typ mit einem Ziegenbart, der sie komplett ignorierte. An einem Tisch in der Ecke saß ein Pärchen und knutschte wie wild herum. In der anderen Ecke saß ein älterer Herr und las Zeitung. Und ganz hinten hatte sich eine Gruppe Studenten niedergelassen, die jede Menge Bücher und Papierkram auf dem Tisch ausgebreitet hatten und offenbar ein Referat vorbereiteten. Dabei diskutierten sie lebhaft und machten einen irrsinnigen Lärm.
    Wo waren Miss Marple und Marie Grevenbroich? Kim konnte niemanden mit einem Krimi entdecken. Marie war nirgends zu sehen, und Miss Marple müsste sich schon sehr gut maskiert haben, wenn sie entweder das knutschende Mädchen, der ältere Herr oder einer der Studenten war.
    Kim schluckte und war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert. Die beiden waren offensichtlich gar nicht gekommen. Vielleicht war ihnen ja inzwischen die Lust vergangen. Oder sie hatten nie ernsthaft vorgehabt, zu dem Treffen zu erscheinen. Wahrscheinlich war Marie eine zusätzliche Aerobic-Stunde dazwischengekommen. Oder sie musste sich gerade die Nägel lackieren.
    Kim seufzte. Vielleicht war es ja besser so. Das Ganze hätte sowieso niemals funktioniert. Die Sache mit dem Detektivclub war eine totale Schnapsidee gewesen. So was funktionierte vielleicht in Büchern, aber nicht im richtigen Leben. Sie wollte sich gerade umdrehen und das Café unauffällig verlassen, bevor der Ziegenbart-Typ doch noch auf sie aufmerksam wurde, da schaute plötzlich ein roter Schopf hinter einer Säule hervor. Der Schopf gehörte zu einem Mädchen, das ungefähr so alt wie Kim sein musste. Es grinste und schwenkte ein Buch. Besser gesagt, ein Heft, wie Kim feststellte, als sie langsam auf das Mädchen zuging: Tim und Struppi , um genau zu sein.
    »Hi«, sagte das Mädchen, als Kim bei seinem Tisch ankam. »Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr. Du musst die große Unbekannte sein. Ich bin Miss Marple, aber meine Freunde nennen mich Franziska Winkler, beziehungsweise Franzi. Sorry wegen des Comics«, sie zeigte auf das Tim und Struppi -Heft, »aber das war der einzige Krimi, den ich auftreiben konnte. Ich bin nicht gerade eine Leseratte, weißt du, ist mir irgendwie zu langweilig. Ich gehe lieber reiten. Ich hab nämlich ein eigenes Pony, es heißt Tinka. Du musst Tinka unbedingt kennen lernen, sie ist total süß. Übrigens fand ich deine Anzeige echt klasse. Ich wollte immer schon mal Detektiv sein. Aber sag mal, wie heißt du überhaupt?«
    Kim ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Kim Jülich«, antwortete sie und versuchte, die vielen
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