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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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dieser Leute eine Nebenabsicht haben könnte. Es mußte eine andere Erklärung dafür geben. Seine Hoffnung, sein Überleben hingen davon ab.
    Während der folgenden zwei Tage überprüfte er das ganze Schiff auf Hinweise von Hanan-Technologie und kam zu dem Schluß, daß es keine gab. Das Schiff war von Bug bis Heck aus Holz gebaut, die Planken waren handgefertigt, es wurde allein von Segel und Rudern angetrieben.
    Die Geschicklichkeit, mit der die Männer ihr Schiff bedienten, beeindruckte ihn. Bel t'Osanef konnte ihm nichts erklären, da er nur ein knappes Dutzend Worte der menschlichen Sprache beherrschte. Aber wenn Kta an Deck war, befragte Kurt ihn nach den kleinsten Details. Als der Nemet-Kapitän am Ende die Ernsthaftigkeit seines Interesses erkannte, versuchte er ihm alles zu erklären, wobei er oft nach Worten suchen mußte, die seit langem aus der menschlichen Umgangssprache verschwunden waren. Er und Kurt entwickelten zwischen sich ihr eigenes Patois von Hanan-Nechai. Nechai war die Sprache der Nemet.
    Und Kta fragte Kurt nach menschlichen Dingen, die Kurt nicht immer in Ausdrücken beantworten konnte, die Kta verstand. Manchmal verwirrten ihn Kurts Erklärungen, und oft schockierten sie ihn, und als Kurt endlich begriff, wie sehr seine Worte Kta verstörten, sagte er sich, daß er genug erklärt hatte. Die Nemet waren erdverbunden, sie begriffen außerplanetarische Dinge nicht wirklich. Sie störten ihren Glauben. Und Kurt wollte auf jeden Fall vermeiden, daß in Kta Mißtrauen gegenüber seinem Ursprung aufkeimte.
    Ein dritter Tag verging mit solchen Diskussionen, und bei Morgendämmerung des vierten Tages rief Kta Kurt zu sich, als er an Deck kam. Er wirkte wie ein Mann, der einen Entschluß gefaßt hatte. Kurt näherte sich ihm abwartend und verneigte sich leicht vor ihm.
    »Kurt«, sagte Kta, »zwischen uns herrscht Vertrauen, ja?«
    »Ja«, stimmte Kurt ihm zu und fragte sich, was der andere mit dieser Frage bezweckte.
    »Heute laufen wir in den Hafen ein. Ich möchte dich nicht erniedrigen, indem ich dich in Ketten an Land bringe. Aber wenn ich dich als freien Mann heimbringe und du unschuldigen Menschen Schaden zufügen solltest, bin ich dafür verantwortlich. Was soll ich tun, Kurt Morgan?«
    »Ich habe nicht die Absicht, irgendeinem Menschen zu schaden. Aber was ist mit deinen Leuten? Wie werden sie mich behandeln? Gib mir eine Antwort darauf, bevor ich mich zu irgend etwas entscheide.«
    Kta öffnete die Hände. »Glaubst du, ich würde dich in diesen Dingen belügen?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich weiß nichts als das, was du mir sagst. Also erkläre mir in kurzen, klaren Worten, warum ich dir vertrauen soll.«
    »Ich bin von Elas«, sagte Kta mit gerunzelter Stirn, als ob dies Erklärung genug wäre; aber als Kurt ihn weiter fragend anblickte, setzte er hinzu: »Kurt, ich schwöre es bei dem Licht des Himmels, und das ist ein heiliger Schwur. Es ist die Wahrheit.«
    »In Ordnung«, sagte Kurt. »Dann werde ich alles tun, was du mir sagst, und dir keine Ungelegenheiten bereiten. Sage mir nur noch, wohin wir gehen.«
    »Nach Nephane.«
    »Ist das eine Stadt?«
    Kta runzelte nachdenklich die Stirn. »Ja, es ist eine Stadt, die Stadt des Ostens. Sie herrscht von Tamur-Mouth bis Yvorst Ome, am Rand des Eismeers.«
    »Gibt es auch eine Stadt des Westens?«
    Die Runzeln auf Ktas Stirn vertieften sich. »Ja«, sagte er, »sie heißt Indresul.« Dann wandte er sich um und ging. Kurt fragte sich, was er getan haben mochte, um den Nemet zu verärgern.
    Gegen Mittag kam der Hafen in Sicht. Eine weite, langgestreckte Bucht lag vor einem riesigen, steil aufragenden Felsen. Zu Füßen dieses Felsens und an seinen flacheren Flanken befanden sich Gebäude und Mauern, die sich bis zum Gipfel hinaufzogen.
    »Belifhan«
, rief Kurt Ktas Stellvertreter, und der Offizier trat sofort zu ihm und verbeugte sich leicht, obwohl er offensichtlich gerade etwas anderes hatte tun wollen.
»Belifhan, taen Nephane?«
    »Lus«
, sagte Bel zustimmend und deutete auf den Berggipfel.
»Jaen Afen, sthages Methine.«
    Kurt blickte zur Bergspitze hinauf, die Bel den Afen genannt hatte, und verstand nicht, was er damit hatte sagen wollen.
    »Methi«
, sagte Bel, und als Kurt noch immer nicht verstand, zuckte der junge Offizier hilflos die Achseln.
»Ktas unnetha«
, sagte er.
»Ktas, uleh?«
    Er wandte sich um und ging. Irgendwo im Heck hörte Kurt ihn einen Befehl geben, und Männer liefen auf ihre Stationen, um das Segel
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