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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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hinaus, die blauer war, als er sie jemals gesehen hatte. Dicht vor dem Horizont lag eine kleine Inselgruppe. Der Sand war weiß und mit den Abfällen der See bedeckt: Treibholz, Tang und Muschelschalen von pastellfarbenem Gelb und Rosa.
    Fröhlich wie ein Kind bückte er sich und tauchte die Hände ins Wasser, das seine Stiefel umspülte, kostete ein paar Tropfen des salzigen Naß und spuckte es aus. Er hätte wissen müssen, wie Meerwasser schmeckt, aber er hatte es noch nie probiert, er hatte noch nie den Geruch des Seewindes gespürt, noch nie einen Ozean gesehen. Er nahm ein Stück Treibholz auf, schleuderte es weit auf das Meer hinaus und sah zu, wie die Wellen es zum Ufer zurücktrieben. Irgend etwas in seinem Inneren kam zur Ruhe, als er erkannte, daß all die Legenden seiner Raumwandernden Vorfahren wahr und wirklich waren, selbst auf einem so abgelegenen Planeten wie diesem, den noch nie eines Menschen Fuß betreten hatte.
    Er watete eine Weile durch das flache Uferwasser, barfuß und mit vorsichtigen Schritten, um nicht auf etwas Giftiges zu treten. Mit einem Stock stocherte er in den Boden und unter Steine, bevor er den nächsten Schritt machte, um dort lebendes Kleingetier aufzustöbern.
    Aber es wurde rasch dunkel, und ein kalter Wind kam auf. Er dachte daran, daß er sich auf die Nacht vorbereiten mußte, sammelte eine große Menge trokkenes Treibholz und machte ein Feuer.
    Es war die Dunkelheit, die ihm am meisten zu schaffen machte und in der er sich so einsam fühlte wie in der Weite des Raums zwischen den Sternen. Er hatte Vögel gesehen, aber sie flogen zu hoch, um sie erkennen zu können, er hatte die Schalen von Mollusken am Strand gefunden, und im flachen Uferwasser waren Dutzende von kleinen Fischen und anderen Meerestieren von ihm aufgescheucht worden; einige Male waren auch kleinere Landtiere vor ihm geflohen, als er durch das hohe Gras gegangen war. Nichts hatte ihn bisher bedroht, und keine Schreie störten die Stille der Nacht. Aber seine Fantasie erfand Gefahrenbilder von einem Duzend anderer Welten, und er zuckte bei jedem Geräusch zusammen. Die Wellen des Meeres klatschten in leisem Rhythmus ans Ufer, und kleine Raubkrebse kamen bis an die Grenze des Feuerkreises auf ihrer Suche nach Nahrung.
    Schließlich stand er auf, warf eine große Ladung Holz in die Flammen und legte sich so nahe wie möglich an das Feuer, bevor er sich zusammenrollte und einschlief.
    Steine knirschten. Sand raschelte. Kurt hob den Kopf und kniff die Augenlider zusammen, als er in die Flammen des halb niedergebrannten Feuers blickte. Hinter ihm reckte sich ein Drachenkopf aus dem Wasser und schwang mit den Wellen langsam auf und ab.
    Er fuhr auf und griff nach seiner Waffe, wurde von mehreren Körpern zu Boden gerissen. Die Angreifer hatten Größe und Gestalt von Menschen und waren äußerst kräftig und agil. Er spuckte Sand, schlug um sich und versuchte, sich zu befreien. Ein harter Schlag traf ihn an die rechte Schläfe, und es wurde dunkel. Nur im Unterbewußtsein fühlte er, daß er mit harten Seilen gefesselt und durch Wasser geschleift wurde.
    Er schluckte etwas von der salzigen Brühe, bekam einen Erstickungsanfall und wurde völlig bewußtlos.
    Als er wieder zu sich kam, lag er durchnäßt auf harten Planken, die auf und ab schwangen. Er sprang auf und wurde sofort wieder zu Boden gerissen. Seine gefesselten Füße waren mit einer Kette an einem senkrechten, dicken Rundholz befestigt. Als er den Kopf drehte und an ihm hinaufblickte, erkannte er ein Gewirr von Tauwerk und voraus einen Drachenkopf, der sich als scharfe Silhouette gegen das helle Mondlicht abzeichnete. Er befand sich auf einem Schiff aus Holzplanken mit einem Mast für das Segel.
    Er hörte die Stimmen von Männern und das rhythmische Eintauchen von Rudern ins Wasser. Die Bewegung des Schiffes änderte sich, wurde ruhiger, und dann wurde das große, quadratische Segel aufgezogen. Kurt starrte in die riesige Leinwand, die jetzt vom Wind gebläht wurde und den Himmel verdunkelte. Die Decksplanken fühlten sich jetzt anders an, als der Wind das Schiff vorwärtstrieb.
    Ein Mann stieß im Dunkeln gegen ihn. Kurt stemmte sich mühsam auf die Füße, die mit einer Kette an den Mast gefesselt waren. Andere Männer waren jetzt in seiner unmittelbaren Nähe. Im unsicheren Licht der Sterne sah er, daß die Gesichter, die ihn neugierig anstarrten, alle gleich geschnitten waren: breite Backenknochen, flache, gut geformte Nasen mit weiten Nüstern,
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