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Hanan 1 - Brüder der Erde

Hanan 1 - Brüder der Erde

Titel: Hanan 1 - Brüder der Erde
Autoren: C.J. Cherryh
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so große Verantwortung auf dich genommen«, sagte Kurt, »ohne mich wirklich zu kennen?«
    »Ich habe einen Eid abgelegt«, sagte Kta. »Ich wußte damals nicht, daß dieser Eid ein Fehler war. Ich habe einen Eid auf deine Sicherheit abgelegt. Um der Ehre Elas' willen mußte ich die Methi um dich bitten. Es war notwendig.«
    »Ihr Volk und das meine haben seit über zweitausend Jahren Krieg gegeneinander geführt. Du gehst ein größeres Risiko ein, als du ahnst. Ich möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen.«
    »Du bist vierzehn Tage lang mein Gast«, sagte Kta. »Ich danke dir für deine Offenheit, aber ein Mann, der zum Herdfeuer der Elas kommt, wird nie wieder als Fremder vor unserer Tür stehen. Bringe Frieden mit dir und sei willkommen. Achte unsere Bräuche, und Elas steht dir offen.«
    »Ich bin dein Gast«, sagte Kurt, »ich werde tun, was immer du von mir verlangst.«
    Kta legte die Fingerspitzen zusammen und neigte den Kopf. Dann stand er auf und schlug auf einen Gong, der neben der Tür hing.
    »Ich werde die Familie in den
rhmei
bitten. Der
rhmei
ist das Herz des Hauses. – Bitte.« Er berührte seine Lippen mit den Fingerspitzen und verneigte sich. »Man verbeugt sich bei einer Begrüßung. Ich weiß, daß Menschen einander berühren, um Freundschaft zu bezeugen. Hier darf man das nicht. Es wäre eine Beleidigung, besonders gegenüber Frauen, und eine Beleidigung von Frauen des Hauses kann nur mit Blut reingewaschen werden. Senke den Blick vor Fremden. Strecke einem Mann nicht die Hand entgegen. Wenn du diese wenigen Regeln beachtest, wirst du nirgends anstoßen.«
    Kurt nickte, aber er hatte plötzlich Angst vor den Nemet, Angst vor dem Entdecken einer dunklen Seite ihrer sanften, kultivierten Natur – oder vor der Gefahr, von ihnen als Wilder verachtet zu werden. Das wäre die schlimmste der beiden Möglichkeiten.
    Er folgte Kta in einen riesigen Raum, dessen Decke von Säulen getragen wurde. Der schwarze Marmor der Wände und Säulen reflektierte die Flammen des Feuers, das in einer großen, dreifüßigen Kupferschale in der Apex des dreieckigen Raums brannte.
    An einer der drei Wände standen zwei mit reichem Schnitzwerk verzierte Stühle. Auf dem linken saß eine Frau, die Füße auf einem weißen Schafsfell. Auf dem rechten saß ein älterer Mann. Zu Füßen der beiden hockte ein Mädchen auf einem weißen Schafsfell. Hef stand neben dem Feuer an der Seite einer jungen Frau.
    Kta kniete sich vor der älteren Frau auf den Boden und sprach mit ernstem Ton auf sie ein. Kurt stand mit einem unbehaglichen Gefühl vor den anderen, da er wußte, daß er das Thema von Ktas Erklärungen war. Sein Herz schlug rascher, als der Mann sich erhob und ihm einen kühlen, prüfenden Blick zuwarf.
    »Kurt-ifhan«, sagte Kta und sprang auf, »ich möchte dich meinem verehrten Vater vorstellen, Nym t'Elas u Lhai, und meiner Mutter, der Lady Ptas t'Lei e Met sh'Nym.«
    Kurt verneigte sich tief, und Ktas Eltern honorierten seine Höflichkeit durch freundlichere Mienen. Das junge Mädchen, das zu Füßen der beiden hockte, stand ebenfalls auf und verbeugte sich.
    »Meine Schwester Aimu«, stellte Kta sie vor. »Und du mußt auch Hef und seine Tochter Mim kennenlernen, die Elas mit ihrem Dienst ehren.«
    Die beiden traten auf Kurt zu und verneigten sich tief. Kurt erwiderte den Gruß, obgleich er nicht wußte, ob man sich vor der Dienerschaft verneigen sollte oder nicht.
    »Hef«, sagte Kta, »ist ein Freund Elas'. Seine Familie steht seit dreihundert Jahren in unseren Diensten. Mimlechan spricht die menschliche Sprache. Sie wird dir helfen.«
    Mim warf ihm einen raschen, verstohlenen Blick zu. Sie war klein, hatte eine kindhaft schmale Taille und wirkte in ihrem engen, durch mehr als ein Dutzend Knöpfe geschlossenen Mieder gleichzeitig steif und verwirrend feminin. Ihre Augen waren groß und dunkel, und in dem Blick, den sie Kurt zuwarf, lagen Haß und Aggression.
    Er starrte sie verwirrt an, bevor ihm die Höflichkeitsregeln der Nemet wieder einfielen und er zu Boden blickte.
    »Ich bin geehrt«, sagte Mim kalt, »dem Gast meines Lord Kta zur Hand gehen zu dürfen. Mein verehrter Vater und ich werden uns nach besten Kräften um dich kümmern.«
    Die Gästeräume befanden sich im oberen Stockwerk über denen des Hausherrn, wie Kurt von Mim erfuhr. Sie erteilte ihm diese Auskunft in einem Ton, als ob sie ihn ermahnen wollte, keinen Lärm zu machen.
    Es war ein luxuriös eingerichtetes Apartment. In einem
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