Half Moon Bay (German Edition)

Punkt. Mehr braucht es nicht, Sarah! Das ist doch das Wichtigste, oder?"
"Ich glaube, ich habe Angst, einen Fehler zu machen, " gab sie zu.
"Noch hast du genug Zeit dich zu entscheiden. Es sind noch genau neun Tage.
Aber ich glaube, du bist nervös und das ist ganz normal. Mach dir nicht so viele Sorgen. Du wirst sehen, dass sich alles Finden wird."
Tina sah liebevoll ihre Freundin an. Wahrscheinlich hatte Tina recht. Sie war wirklich nervös.
"Ich muss jetzt gehen. Ich muss noch ein paar Dinge besorgen."
Tina suchte ihre Nähutensilien zusammen, die überall in Sarahs Zimmer verstreut lagen.
"Sehen wir uns später?" Tina wandte sich von Sarah ab, nahm ihre Handtasche, die auf dem Sofa lag und ging zur Tür.
"Nein, ich muss noch so viel erledigen. Aber ich ruf dich morgen an. Grüble nicht so viel! Bis morgen dann!" Tina warf ihr noch einen Handkuss zu und verließ das Zimmer. Somit war Sarah mit ihren Gedanken allein.
Sie kannte Mark seit einem Jahr. Sie war verliebt in ihn. Welche junge Frau, in dieser kleinen Stadt war es nicht? Er war sehr attraktiv, witzig und sehr aufmerksam. Mark wusste genau, wie er auf Frauen wirkte. Er genoss die Aufmerksamkeit, die er bekam, wenn er die Blicke auf seinem Körper spürte. Er war groß und breit, eben gut durchtrainiert. Er trug sein braunes Haar kurz, so das sein Gesicht gut zur Geltung kam. Mark hatte schon immer viel Wert auf ein gepflegtes Äußeres gelegt. Er war der erste Mann, von dem Sarah wusste, das er selbst eine Tagescreme benutze. Er war ein junger Anwalt mit einer Anstellung in einer Anwaltskanzlei, als er in das kleine Städtchen St. Georg kam. Er liebte seinen Job und wollte unbedingt Karriere machen.
Mark hatte Sarah auf einer Party angesprochen. Er war ihr schier hinterher gelaufen. Obwohl er das gar nicht nötig gehabt hätte. Ihm stand es frei, sich die Damen auszusuchen und keine hätte ihn abgewiesen. Tina war sofort Feuer und Flamme für ihn gewesen und tat alles, um ihre Freundin und den gut aussehenden Mark zu verkuppeln. Irgendwann waren Tinas Wünsche in Erfüllung gegangen und Sarah und Mark waren ein Paar geworden.
Mark hätte jede haben können, doch er hatte nur Augen für Sarah. Das war jetzt fast ein Jahr her und nun, war sie im Begriff ihn zu heiraten.
Mark arbeitete hart für seine Karriere und hatte genaue Vorstellungen von seinem Leben. Sein Traum war es, Partner in einer großen Anwaltskanzlei zu werden. Er hatte Pläne, für die er viel investiert hatte. Er wusste immer ganz genau, was er wollte und seine Zielstrebigkeit verlieh ihm eine gewisse Härte, die Sarah bewunderte. Er plante ihrer beider Leben und Sarah verließ sich auf ihn. Nach der Hochzeit würde sie mit ihm nach Phoenix gehen und ein neues Leben anfangen. Schon allein dieser Gedanke, hier alles aufzugeben und fort zu gehen, war etwas, weshalb sie Bauchschmerzen hatte.
Sie fragte sich, ob sie das Richtige tat! Hatte sie nicht auch Träume und Ziele gehabt, die sie verwirklichen wollte? Mark hatte ihr versprochen, sobald er Partner der großen Kanzlei in Phoenix war, könnte sie sich auch selbstständig machen und ihr Kaffeehaus eröffnen. Das war Sarahs Traum. Ein eigenes Café. Aber daran konnte sie erst mal nicht denken. Den im Moment sollte erst einmal Marks Karriere vorangetrieben werden. Natürlich! Typisch Mann!
Sollte sie nicht selbst entscheiden, was sie wollte? Und vor allem, wann? Oder auch, was sie aus ihrem Leben machen wollte?
"Alles zu seiner Zeit", hatte er gesagt.
Alles schien gut durchdacht und geplant. Er ging ein Punkt nach dem anderen auf seiner Liste durch. Sarah hatte das bisher nie gestört. Bis jetzt war sie mit allem zufrieden gewesen. Doch der bittere Geschmack wurde intensiver und lies sich nicht mehr einfach hinunterschlucken.

Im Geiste sah Sarah sich schon kugelrund, mit einer schmutzigen Schürze am Herd stehen. Sie stellte sich vor, wie in einem Babyhochstuhl ihr Kind saß und damit beschäftigt war, den Spinat überall auf den Möbeln und Wänden zu verteilen.
Wie würde es wohl sein zwischen ihrem Mann und ihr?
Mark war Anwalt in einer Kanzlei und war den ganzen Tag fort. Im Laufe der Jahre würde er eine Affäre nach der anderen haben und Sarah würde aus ihrem eigen gefertigten Gefängnis nicht wieder herausfinden.
Schnell versuchte sie die düsteren Gedanken zu vertreiben und erinnerte sich selbst an seine guten Eigenschaften und Vorzüge. Ihr zukünftiger Ehemann war gut aussehend, fleißig und zielstrebig. Mit ihm war es nie