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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi
Autoren: Aufbau
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dann nach Hause gefahren, um den Laptop zu formatieren. In den frühen Morgenstunden ist Christoph zu mir gekommen …«
    »Wunderbare Geschichte«, fiel Romy ihr wütend ins Wort. »Und nun sag ich Ihnen mal, wie das Ganze abgelaufen ist. Sie sind in aller Herrgottsfrühe dort hingefahren – ob nun mit Christoph oder ohne ihn spielt im Moment keine Rolle. Sie haben Kai verletzt, aber lebend vorgefunden, den Knebel entfernt und ihm etwas zu trinken gegeben. Er war dann in der Lage, Ihnen auf Ihre Nachfragen zu erklären, wo der Keller ist – in der Situation, in der er sich befand, blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als mit der Wahrheit herauszurücken. Sie haben alle Spuren beseitigt und Ihrem Mann dann die Flasche auf dem Schädel zertrümmert. Ende der Story.«
    »Ich gebe zu, dass es so hätte ablaufen können«, stimmte Vera zu. »Und ich habe bereits zugegeben, dass ich am Tatort war, die Kamera beseitigt und Kais Laptop formatiert habe – das hätte ich auch abstreiten können …«
    »Sie haben bereits mehrfach unter Beweis gestellt, dass das Abstreiten eine Ihrer besonderen Stärken ist. Damit hätten Sie sicher auch weitergemacht, wenn Sie zur Abwechslung mal nicht so perplex gewesen wären, dass Ihre Kletteraktion bemerkt worden war und wir inzwischen sogar wussten, dass Kai Aufnahmen von seinen Opfern gemachthatte. Das hat Sie aus der Balance gebracht – zumindest für kurze Zeit – und veranlasste Sie, bei der einen oder anderen Frage mit uns zu kooperieren.«
    Einen Moment blieb es still. Dann warf Kasper Romy einen langen Blick zu. »Ich denke, wir machen eine Pause und reden dann noch einmal.«
    Vera nickte sofort. »Ich müsste meine Eltern informieren, dass Sie sich heute um die Kinder kümmern.«
    Nicht nur heute, dachte Romy, schluckte aber den bissigen Kommentar hinunter. Sie stand auf. »Das übernehme ich.«
    »Ich würde lieber selbst mit Ihnen sprechen«, versicherte Vera eilig.
    Romy wandte den Kopf und sah sie fragend an. Interessant, dachte sie und begann zu lächeln. »Nicht nötig, Frau Richardt. Ruhen Sie sich aus und trinken Sie einen Kaffee. Es macht mir gar nichts aus, mich selbst darum zu kümmern.«
    Die Witwe atmete tief ein und schoss einen feindseligen Blick auf Romy ab, als sie aus dem Vernehmungszimmer geführt wurde.
    »Was hast du vor?«, fragte Kasper verblüfft-
    »Sie will nicht, dass ich mit ihren Eltern spreche. Deswegen werde ich genau das tun.«
     
    Das Sanitätshaus Sanddorn befand sich in einem roten Backsteingebäude in der Calandstraße, nordwestlich vom Stadtzentrum. Veras Vater war in ein Kundengespräch vertieft, ihre Mutter trat sogleich auf die Kommissarin zu. Sie war der gleiche zierliche Typ Frau wie ihre Tochter, hatte aber einen helleren Teint und ein offenes, warmes Lächeln, in das sich Sorge und Nachdenklichkeit mischte, als Romy sich vorstellte.
    »Schreckliche Geschichte«, sagte Monika Sanddorn kopfschüttelndund bot Romy einen Sitzplatz im hinteren Bereich des Geschäfts an.
    Auf einem Tisch stapelte sich Infomaterial über orthopädische Stützstrümpfe, Einlagen für Laufschuhe und Gehhilfen.
    »Ja«, bestätigte Romy. »Das kann man so sagen. Ihre Tochter macht zurzeit eine Aussage im Kommissariat und bittet Sie, später die Kinder abzuholen.«
    »Ach … ja, natürlich«, erwiderte Monika Sanddorn. »Kein Problem. Wie weit sind Sie denn inzwischen mit Ihren Ermittlungen?«
    Romy lächelte. »Wir kommen ganz gut voran. Zu Einzelheiten darf ich Ihnen aber nichts sagen.«
    Veras Mutter legte die Hände in den Schoß. »Meine Tochter ist ziemlich erschüttert. Kann sie denn überhaupt etwas zur Aufklärung beitragen?«
    »Und ob. Wie standen Sie eigentlich zu ihrem Schwiegersohn?«, fragte Romy.
    »Kai war ein … bemerkenswert erfolgreicher Mann. Bestimmt hatte er viele Neider.« Sie nickte eifrig.
    Vera hatte ihren Eltern noch keinen einzigen Schluck reinen Weins eingeschenkt, in der Zeitung waren bislang nur zaghafte Andeutungen zu weiteren Ermittlungen gemacht worden, und die dunklen Schatten, die diese Ehe beherrscht hatten, waren ihr verborgen geblieben.
    »Frau Sanddorn – die Dinge liegen anders, als Sie offensichtlich annehmen«, wandte Romy ein. »Ihr verstorbener Schwiegersohn hat sich mehrerer schwerer Verbrechen schuldig gemacht, und in dem Zusammenhang gibt es auch eine ganze Reihe von Fragen an Ihre Tochter.«
    Die Frau wurde aschfahl. »Was? Um Gottes willen! Aber … Ich meine, natürlich müssen Sie allem nachgehen, aber
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