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Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Hafenmord - ein Rügen-Krimi

Titel: Hafenmord - ein Rügen-Krimi
Autoren: Aufbau
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bizarr. Dann habe ich ihm gesagt, wer ich bin und was ich will.«
    »Wie hat er reagiert?«
    »Fassungslos und entsetzt. Schließlich fing er an, alles abzustreiten. Damit hatte ich, ehrlich gesagt, gar nicht gerechnet, und sein Verhalten hat mich zunehmend verunsichert. Ich geriet plötzlich ins Wanken und fragte mich, wie ich so leichtgläubig und dumm gewesen sein konnte, einer wildfremden Anruferin und ihrem angeblichen Wissen Glauben zu schenken und mitten in der Nacht auf Verbrecherjagd zu gehen. Andererseits …«
    Romy nickte. »Ich verstehe. Und wie haben Sie sich Gewissheit verschafft?«
    Bernburg griff in seine Hosentasche. »Ich kann Marias Brief Wort für Wort auswendig. Ich habe ihn zitiert und vorhin aufgeschrieben.«
    Er atmete tief durch und gab der Kommissarin die dicht beschriebenen Seiten:
    Ich ertrage Deine Scham nicht, Deine Scham und Deine Verachtung,
las Romy.
Hure steht nur mühsam verschleiert in Deinen Augen, und Du senkst den Blick, wenn ich Dich ansehe und um Zärtlichkeit, Trost und Wärme flehe. Vielleicht hast Du doch eine Wahl
gehabt, denkst Du immer wieder. Ich spüre den Gedanken, auch wenn Du versuchst, ihn zu verbergen. Wer weiß, wo Du dem Mann begegnet bist und wie Du ihn angestachelt hast, flüstert es in Dir. Aber der hat sich an meiner Furcht ergötzt. Das war der Stachel, der ihn getrieben hat. Nur deswegen war ich dort. Meine Seele ist gesplittert, sie hat sich in reine Angst verwandelt, und die Dunkelheit lässt mich nicht wieder los.
    Romy war zutiefst erschüttert. Sie ließ die Worte einen Augenblick nachklingen, bevor sie hochblickte und Bernburg ansah. »Was hat er dazu gesagt?«
    Gunnar überlegte lange. »Gar nichts. Er hat gar nichts gesagt. Aber plötzlich hat er gelächelt. Ein wissendes, verträumtes Lächeln. Das habe ich nicht ertragen – das war das Letzte, was ich ertragen konnte. Ich hörte, wie etwas in mir mit einem lauten Splittern zerbrach, und habe ihm mit der Wasserflasche einen Schlag verpasst. Dass er tot war, spürte ich sofort, aber meine Hoffnung, nun endlich Ruhe zu finden vor der Vergangenheit, war absurd. Ich hätte es besser wissen müssen …«
    Die Hoffnung, durch das Vernichten eines Menschen Ruhe zu finden, ist immer absurd, dachte Romy. Glücklicherweise. Andererseits – Gunnars Reaktion war diejenige, die sie am ehesten nachvollziehen konnte.

EPILOG
    Er war sofort einverstanden gewesen, einen Spaziergang am Meer zu machen. Heinrich Laubers Rüstigkeit verwunderte und rührte sie gleichermaßen. Sie gingen eine Viertelstunde in nördlicher Richtung. Die Möwen schrien. Der Wind zerzauste ihr Haar. Kap Arkona war zu sehen an diesem klaren Tag. Wie ein Fels in der Brandung.
    Lauber blieb an einem Vogelskelett stehen und betrachtete es einen Moment. Das weiße vom Wind zerzauste Gefieder strahlte eine seltsame Majestät aus. Er hob den Blick. »Haben Sie alles aufgeklärt?«
    »Das meiste, ja«, sagte Romy. »Es war ein schwieriger Fall, der sich über zwanzig Jahre hinzog und viele Opfer gefordert hat.«
    »Und Beate war eines davon?«
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir.«
    »Das Ganze wird noch lange nachklingen.«
    Und noch viel Arbeit beinhalten, bis jede einzelne Opfergeschichte gerichtstauglich aufgearbeitet sein würde, seufzte Romy innerlich. Wie gut, dass Max vorerst bei uns bleibt.
    Plötzlich spürte sie Laubers Blick. »Finde ich gut, dass Sie gekommen sind und mir Bescheid gesagt haben.«
    »Das war versprochen.«
     
    Als sie Heinrich ins Seniorenheim zurückgebracht hatte, besorgte Romy sich einen Döner und aß ihn am Strand. Er schmeckte erstaunlich gut. Wie damals.

Informationen zum Buch
    Rügen sehen und sterben
     
    Romy Becarre glaubt auf Rügen, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Doch kaum hat sie sich auf ihrer neuen Dienststelle eingerichtet, hat sie ihren ersten Fall. Nach einem anonymen Anruf findet die Polizei auf dem Gelände einer Fischfabrik im Sassnitzer Hafen die Leiche des seit anderthalb Tagen vermissten Kai Richardt. Der 45-jährige Geschäftsmann, Familienvater und Triathlet aus Bergen, verlor im Keller eines Lagerhauses sein Leben. Bei der Durchsuchung des Lagerhauses stößt Romy auf eine zweite Leiche. Das Skelett einer Frau wird gefunden, die im Jahr 2000 spurlos verschwand, als sie auf der Insel merkwürdigen Geschäften des toten Richardts nachging. Doch wo ist der Zusammenhang zwischen den beiden Mordfällen?
     
    Rügen – zauberhaft und mörderisch. Der Beginn einer neuer Krimiserie mit der
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