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Hände, die der Satan schuf

Hände, die der Satan schuf

Titel: Hände, die der Satan schuf
Autoren: Jason Dark
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müssen. Und dann noch dieser Kommentar…
    »Wissen Sie… also wissen Sie eigentlich, was Sie da gesagt haben, Kommissar Mallmann?«
    »Natürlich, Herr Degenhardt.«
    »Gut, dann schauen Sie noch einmal nach. Ich möchte, daß jeder von Ihnen hier im Raum bleibt. Niemand verläßt den Saal ohne meinen ausdrücklichen Befehl. Haben Sie mich verstanden?«
    Degenhardt kehrte gern den Chef heraus. Die anderen kümmerten sich nicht um ihn. Sie waren schließlich von keiner Partei abhängig. Wenn Degenhardt Pech hatte, wurde er bei der nächsten Wahl abgelöst. So etwas vertrug er natürlich nicht, und er wollte auch keine weiteren Schwierigkeiten bekommen.
    Will Mallmann mußte sich selbst überwinden, um dem Wunsch des Mannes nachzukommen. Noch einmal faßte er zu. Zwischen seinen Fingern spürte er wieder rauhe Haare und mußte ein paarmal schlucken. Es war nicht einfach, den Körper in die Höhe zu stemmen und ihn gegen die Lehne des Stuhls zu drücken, wo er auch sitzenblieb. Will schaute in das Gesicht.
    Es wirkte bleich, käsig, fast aus wie Holz.
    »Ist er tot!« fragte Degenhardt.
    »Moment.« Mallmann fühlte nach dem Herzschlag. Als seine Finger über den Körper glitten, wußte er bereits Bescheid. Die Haut hatte sich völlig verändert. Sie war weder weich, nachgiebig noch mit einer Spannkraft versehen, sondern hart und rauh. Das stellte der Kommissar fest, als er mit den Finger in den Spalt zwischen zwei Hemdknöpfe fuhr und die Haut berührte.
    Nein, das war keine Haut mehr.
    Das war Holz. Helles, hartes und entsprechend riechendes Holz. Neben Will Mallmann saß kein Mensch mehr, sondern eine Figur. Eine Puppe, ein Holzfigur, wer konnte das schon sagen?
    »Ich warte auf eine Antwort, Herr Mallmann!« forderte Degenhardt. Will schaute den Hauptabteilungsleiter an.
    »Er ist tot…«
    Schwer tropften die Worte in die gespannte Stille. Will schaute sich um. Er sah nur entsetzte Gesichter. Die hier versammelten Männer hatten alle schon dem Tod ins Auge geschaut - Degenhardt als Politiker vielleicht ausgenommen —, was sie gerade erlebt hatten, dafür gab es einfach keine Erklärung.
    Ohne einen ersichtlichen Grund war der Kollege vor ihren Augen gestorben.
    Das war makaber und auch unheimlich.
    Degenhardt unterbrach das Schweigen durch sein Räuspern. Danach stand er auf. »Kann es sich um einen Herzschlag gehandelt haben?« fragte er Will, der beileibe kein Arzt war und den Kollegen die nächste Überraschung bot.
    »Schauen Sie jetzt genau hin«, sagte er. »Ich werde Ihnen allen etwas zeigen.« Schon während seiner Worte hatte er den Arm des Toten hochgehievt, soweit dies möglich war.
    Hand und Unterarm krachten auf die Tischplatte, wobei der Ellbogen noch die Kante berührte. Das Geräusch klang wie kurz zuvor, als der Kopf auf die Platte gefallen war.
    So unnatürlich, so hölzern…
    »Was ist das?« fragte jemand.
    »Holz auf Holz«, erklärte der Kommissar hart. »So unfaßbar und unglaublich es für uns ist, wir müssen uns leider damit abfinden. Zwischen uns sitzt kein normaler Toter, sondern eine Leiche, die gleichzeitig verhölzert worden ist.«
    Bisher hatte Ruhe geherrscht. Nun war es damit vorbei. Die meisten sprangen auf. Sie redeten wild durcheinander, weil es keiner glauben oder fassen konnte.
    Will wurde angefeindet.
    Er war ruhig, bleich und gefaßt sitzengeblieben. Über seine Lippen kam kein Kommentar.
    Degenhardt griff ein. »Meine Herren!« rief er. »Reißen Sie sich zusammen! Wir können den Fall nur mit der nötigen Ruhe und Übersicht angehen.«
    Wenn Mallmann ihm nie recht gegeben hatte, in diesem Fall tat er es. Auch Degenhardt war nervös. Aus der Innentasche seines Jacketts holte er ein Tuch und tupfte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Nur allmählich beruhigten sich die Männer. Sie warfen dem verstorbenen Kollegen scheue Blicke zu, und Degenhardt flüsterte immer wieder:
    »Holz, nein das ist nicht wahr…«
    Will Mallmann verkniff sich eine Antwort. Er wußte es besser. Und er wußte auch, daß der Tod des Harald West verdammt nicht mit rechten Dingen zugegangen war. Da hatte sich etwas getan, da war etwas in Gang gesetzt worden, für das es keine rationale Erklärung gab. Welche dann?
    Will dachte über den Spott nach, den ihm West noch entgegengebracht hatte. Der Kommissar war nicht nachtragend, er selbst hatte ja auch eine etwas lockere Antwort gegeben, als er den Namen Dracula ins Spiel brachte, aber das alles spielte jetzt keine Rolle mehr, denn Harald West befand
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