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Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern

Titel: Gymnasium - Ein Ratgeber fuer Eltern
Autoren: Irene Zimmermann , Klaus Fritz
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was nur von Vorteil sein kann. Denn dann wird es Ihnen nicht wie jenem Vater ergehen, der wegen der drohenden Nichtversetzung seines Kindes zu einem Gespräch gebeten wurde und dabei zugeben musste, dass er zum ersten Mal die Schule von innen sah. Ein Schulleiter stellt frustriert fest: »Erst wenn es sprichwörtlich brennt, bequemen sich manche Eltern zu uns. Und wundern sich dann, dass wir nicht vor lauter Begeisterung über ihr Erscheinen Hurra schreien.«
    Ebenso wenig Begeisterung rufen bei Lehrern jene Eltern hervor, die den Besuch eines Elternabends konsequent meiden, dafür aber mit Vorliebe den Lehrer spät abends oder am Wochenende anrufen, um schnell und ohne großen Aufwand das zu erfahren, was beim Elternabend besprochen wurde. Manchmal ist das von Eltern gar nicht so arrogant gemeint, wie es beim Lehrer vielleicht ankommt. Ursache ist in vielen Fällen vielmehr die »Schwellenangst« mancher Eltern. Die aber ist mit gutem Willen leicht zu überwinden.
    Vielleicht fühlen Sie sich ja wie jene Mutter, die sich schonbeim Betreten der Schule so unterlegen und hilflos wie früher als Schülerin vorkommt, weil längst vergangene und lange verdrängte Erinnerungen auftauchen, wie: im Matheunterricht überraschend an die Tafel gerufen zu werden, während der Lehrer sein Notenbuch zückt, um schließlich nach endlosen Minuten festzustellen, dass mit diesen mageren Leistungen die Versetzung erheblich gefährdet sei.
    Falls Sie ähnliche Alpträume haben sollten: Diese Zeit liegt lange zurück, jetzt sind Sie in der Position eines Erwachsenen und vertreten die Interessen Ihres Kindes. Machen Sie sich also Ihre Stärke bewusst! Begeben Sie sich nicht in eine devote Schülerrolle (siehe auch das Kapitel: Elternsprechstunde). Vergegenwärtigen Sie sich vielmehr: Ebenso wie der Lehrer sind Sie ein wichtiger Akteur.
    Das funktioniert natürlich nur, wenn Sie sich aus der Deckung herausbegeben und aktiv eingreifen. Wer beim Elternabend vorsichtshalber auch Konfliktthemen einfach abnickt   – um ja nicht anzuecken   –, wird vielleicht Lehrers Liebling und ist bei solchen Anlässen gern gesehen, erreicht aber herzlich wenig. Allzu folgsames Stimmvieh macht nämlich aus jedem Elternabend nur eine rundum gelungene Friede-Freude-Eierkuchen-Veranstaltung, die nichts bewegt. Manchmal sind engagierte Diskussion und Handeln angesagt. Machen Sie mit!

■ Positionieren Sie sich
    Sie haben, was Schule angeht, ganz einfache Wünsche:
dass Ihr Kind gern in die Schule geht;
dass es etwas lernt, was es im Leben braucht und was es weiterbringt;
dass dort ein freundlicher Umgangston herrscht;
dass Ihr Kind gefördert wird;
dass die Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus funktioniert.
    Diese gute Zusammenarbeit beginnt schon mit Kleinigkeiten: Ein engagierter Klassenlehrer hat Namensschilder für Sie vorbereitet und Ihnen vorab die Tagesordnung zukommen lassen, damit Sie sich auf den Abend vorbereiten können. Dann ergeht es Ihnen nicht wie jener Mutter, die als Einzige noch nicht mitbekommen hat, dass der Englischunterricht bereits seit drei Wochen ausfällt.
    Ein engagierter Schulleiter besteht zudem darauf, dass sich die Fachlehrer Ihres Kindes beim ersten Elternabend im Jahr kurz vorstellen, damit Sie zumindest einen Eindruck gewinnen. Hilfreich ist es auch, wenn Sie eine Liste mit genauen Angaben zu den Lehrersprechstunden und einen Ferienplan erhalten.
    Ein Elternabend kann also sehr gewinnbringend gestaltet werden. Doch leider gibt es auch solche   – und die finden erfahrungsgemäß in Gymnasien mit hoher Dichte an Akademikerkindern statt   –, bei denen ein oder zwei Eltern das große Wort führen. Oft machen sie aus der sprichwörtlichen Mücke einen Elefanten (vielleicht, um so ihren Schulfrust von früher loszuwerden), indem sie späte Rache nehmen. Die unterschwellige Botschaft an die Lehrer lautet meistens: »Bei mir müssen Sie vorsichtig sein! Und bei meinem Kind auch!« Auf diese Weise werden ohne Not Fronten aufgebaut.
    Trauen Sie sich, solche Leute in ihrer penetranten Selbstdarstellung freundlich, aber entschieden zu stoppen   – falls das der Klassenlehrer versäumt. Sie können zum Beispiel sagen: »Sicherlich haben Sie viel Erfahrung mit diesem Thema, aber ich glaube nicht, dass es für alle Eltern gleichermaßen interessant und wichtig ist. Vielleicht sollten wir uns jetzt besser wieder der Tagesordnung zuwenden.« Sie ahnen gar nicht, wie viele Eltern Ihnen dafür ewig dankbar sein
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