Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
Vom Netzwerk:
gegenüber, der auf der anderen Seite von seinem Pferd gestiegen war und sich nun mit einem Schwert in der Hand aufrichtete. Artur versperrte ihm den Weg.
    Gwyn machte auf dem Absatz kehrt, aber von der anderen Seite kam Mordred auf ihn zu. Ein leichter Wind hob an. Erst jetzt konnte er sehen, dass zu beiden Seiten des Flusses zwei Armeen Stellung bezogen hatten. Gwyn riss den Deckel der Kiste auf und holte den Gral hervor.
    „Kommt nicht näher!“, rief er. „Oder ich werde ihn fallen lassen.“
    Mordred blieb augenblicklich stehen. Artur jedoch ging weiter auf Gwyn zu.
    „Ich meine es ernst!“ Gwyn hob den Gral nun über seinen Kopf. „Begeht keinen Fehler, Artur!“
    „Du hast Aileen getötet!“ donnerte der König.
    „Bring ihn um!“, schrie Mordred. „Sonst tue ich es!“
    Gwyn entfuhr ein grelles Lachen. „Vater und Sohn, im Hass vereint. Es wäre fast schon komisch, wenn es nicht so traurig wäre. Noch einmal: Ich habe Aileen nicht getötet! Es war Edwin, der mich angeklagt und dann Camelot an Mordred verraten hat.“
    „Was für einen Grund sollte er gehabt haben, die Prinzessin zu töten?“ schrie Artur.
    „Er wollte mich damit treffen“, rief Gwyn. „Edwin hatte geschworen, alles zu zerstören, was mir wichtig war. Er hatte geglaubt, ich würde Aileen lieben. Das war ihr Todesurteil gewesen. Und er hatte geglaubt, Camelot sei mein Leben. Deswegen verriet er die Tafelrunde an Mordred. Doch Edwin ist tot und ich lebe.“ Er holte das Medaillon hervor. „Das Einhorn wird den Drachen töten, so lautet die Prophezeiung. Bitte, lasst sie nicht wahr werden. Lasst mich mit dem Gral nach Dinas Emrys ziehen.“
    „Warum sollte ich dich mit dem Kelch des letzten Abendmahls ziehen lassen?“, höhnte Mordred.
    „Weil ich der Sohn von Valeria und Goon Desert bin. Ich bin der Fischerkönig!“
    Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Artur zögerte und ließ sein Schwert sinken.
    „Ich habe Guinevra geschworen, dass ich Euch verschonen werde, Artur. Ihr habt von mir nichts zu befürchten.“
    „Welch großspurige Worte für ein unbewaffnetes Kind!“, rief Mordred.
    Gwyn ließ sich davon jedoch nicht beirren. „Ich habe Euch als Knappe immer treu gedient! Camelot und die Tafelrunde waren für mich stets ein leuchtendes Vorbild gewesen. Ohne Euch wäre Britannien im Chaos versunken. Und glaubt mir, ich werde dafür sorgen, dass die Nachwelt davon erfährt, damit sie sich an Euren Taten ein ritterliches Beispiel nehmen kann!“
    Artur starrte Gwyn eine lange Zeit verständnislos an, sodass Gwyn bezweifelte, auch nur eine Silbe seiner Worte wäre zu Artur durchgedrungen. Doch dann blinzelte der König, als erwachte er aus einem tiefen Schlaf. Er öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor. Dann schaute er auf Excalibur in seiner Hand, als fragte er sich, was er hier tue. Zum ersten Mal seit langer Zeit schien Artur bei klarem Verstand zu sein.
    „Guinevra“, wisperte er. „Oh mein Gott, was habe ich getan…“ Kraftlos fiel das Schwert aus seiner Hand und schlug mit einem hohen Klingen auf die Steine der Brücke.
    „Nun gut, Vater. Wenn du diesem kleinen Narren nicht die Gurgel durchschneidest, werde ich es tun.“ Mordred trat einen Schritt nach vorne.
    Mit einem Mal ertönte ein tiefer, markerschütternder Ton, der so laut war, dass Arturs Sohn starr vor Schreck stehen blieb und das Gesicht schmerzhaft verzog. Gwyn wirbelte herum. Was er sah, ließ sein Herz vor Freude tanzen. Tränen stiegen in seine Augen und erleichtert sank er auf die Knie.
    Was er hörte, waren die Schlachthörner der sechsten römischen Armee. Es war ein gewaltiges Heer, größer und mächtiger als alle Krieger, die sich am Ufer des Camel gegenüberstanden. Angeführt wurde das Heer vom blinden General Decimus Aemilius, neben dem dessen Sohn Marcus ritt. Doch mehr noch als der Anblick dieser Streitmacht war es der Anblick Agrippinas, der Schwester seiner Mutter, der ihn innerlich jubeln ließ. Lancelot und alle anderen Ritter, die aus Dinas Emrys zu Hilfe geeilt waren, ritten an ihrer Seite. Hinter Agrippina entdeckte Gwyn schließlich auch Lady Wenna, Rowans Mutter, und ihren Hofmeister Odgar. Gwyn erinnerte sich an den Gladius, den sie in Caer Goch gefunden hatten. Agrippina hatte Lady Wenna und Odgar dort vermutlich das Leben gerettet. In ihren ausgestreckten Händen trug sie einen gewaltigen Speer, der so groß war, dass ihn eigentlich nur ein kräftiger Mann als Waffe führen konnte.
    Es war die Lanze des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher