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Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis

Titel: Gwydion 04 - Merlins Vermächtnis
Autoren: Peter Schwindt
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hatte die Hälfte des Weges hinter sich gelassen und noch immer herrschte diese unheilvolle Stille. Plötzlich stieß jemand einen Schrei aus. Pferde scheuten wiehernd. Jemand zeigte in seine Richtung. Gwyn war entdeckt. Mit einem Satz sprang er auf.
    „Gwyn!“, rief eine Stimme.
    „Zurück ins Glied“, herrschte einer von Mordreds Feldherren den Jungen an, der Gwyns Namen gerufen hatte.
    „Das ist der Bursche, der Prinzessin Aileen ermordet hat!“, rief der Junge.
    „Edwin!“, keuchte Gwyn. War sein verräterischer Stiefbruder tatsächlich zu Mordred übergelaufen?
    Ohne auf den Befehl des Mannes zu hören, stieß Edwin einen Reiter von seinem Pferd, sprang in den Sattel und riss die Zügel herum.
    Gwyn fluchte und rannte so schnell wie noch nie in seinem Leben, doch Edwin schien in der Zeit, die er in Mordreds Diensten verbracht hatte, das Reiten gelernt zu haben. Er gab seinem Gaul die Sporen.
    Nun war auch Mordred auf das Geschehen aufmerksam geworden. Einer seiner Ritter war zu ihm geeilt und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Daraufhin stieß Mordred einen Schrei aus und preschte nun seinerseits Gwyn hinterher.
    Unsicherheit erfasste die Armee des grünen Drachen, die sich noch steigerte, als die Tore Camelots aufgerissen wurden. Artur musste den Ruf Edwins ebenfalls gehört haben, denn nun ritt der alte König, einige seiner Ritter im Gefolge, den Ringwall hinab. Aber auch er scherte sich nicht um das feindliche Heer, sondern nahm Gwyns Verfolgung auf.
    Der Krieg war ausgebrochen und er entwickelte sich anders, als alle Beteiligten gedacht hatten – vor allen Dingen Gwyn.
    Denn ehe er sichs versah, hatte sich nicht nur Edwin an seine Fersen geheftet, auch beide Drachen hatten seine Spur aufgenommen, um ihn endlich für den Tod der Prinzessin büßen zu lassen.
    „Urfin!“, schrie er. „Urfin, verdammt, wo seid Ihr?“ Einen Moment dachte er, der alte Ritter wäre wortbrüchig geworden, doch da ritt er ihm plötzlich zusammen mit Pegasus entgegen. Seine Verfolger waren vielleicht noch zweihundert Schritt hinter ihm, als Gwyn sich in den Sattel seines Pferdes zog.
    „Das wurde aber auch höchste Zeit!“
    „Habt Ihr den Gral?“, fragte Urfin.
    Gwyn warf ihm einen misstrauischen Blick zu, nickte und band die Kiste mit zwei hastig geknüpften Knoten am Sattel fest.
    „Gut“, erwiderte Urfin und warf Gwyn sein Schwert zu. „Dann sollten wir sehen, dass wir so schnell wie möglich von hier verschwinden.“
    Gwyn lächelte grimmig. „Ja, das sollten wir.“ Er beugte sich zu seinem Pferd hinab. „Lauf, Pegasus!“
    Das Pferd wieherte einmal laut auf, dann galoppierte es los. Sie schlugen den Weg zur alten Römerstraße ein. Gwyn hatte zunächst überlegt, durch den Wald zu reiten, doch das hätte sie nur unnötig aufgehalten. Immer wieder warf er einen Blick über die Schulter. Edwin, der vor Mordred und Artur losgeritten war, hatte aufgeholt. Verdammt, wie hatte der Kerl nur so schnell Reiten gelernt? Es dauerte nicht lange und Edwin war auf gleicher Höhe mit Urfin. Mit hasserfülltem Blick schrie er dem Ritter etwas zu, doch gingen seine Worte im Lärm der donnernden Hufe unter.
    Urfin zog sein Schwert und versuchte den Verfolger abzudrängen. Aber Edwin ließ sich nicht so leicht abschütteln und trat nach Urfins Pferd. Urfin stieß zu und erwischte die Flanke von Edwins Pferd, das daraufhin laut wieherte und mit den Vorderläufen einknickte. Es überschlug sich mehrmals und begrub seinen Reiter unter sich. Es war ein Sturz, den niemand überleben konnte.
    „Wer war das?“ rief Urfin.
    „Mein Stiefbruder. Edwin“, erwiderte Gwyn und trieb Pegasus an, denn Mordred näherte sich ihm bedrohlich.
    „Warum zum Teufel greift dieser Hundesohn nicht Camelot an?“, fragte Urfin. „Weiß er womöglich, dass du im Besitz des Grals bist?“
    „Ausgeschlossen. Aber er glaubt, dass ich der Mörder seiner Tochter bin. Sein Hass auf mich scheint noch größer als der Hass auf seinen Vater zu sein.“
    Auch Urfin drehte sich jetzt immer wieder um. „Es sind nur einige Reiter bei ihm!“
    „Wie viele sind es?“
    „Drei Dutzend, vielleicht auch vier!“
    „Das ist unsere Gelegenheit!“, rief Gwyn.
    Urfin riss die Augen auf. „Was? Wollt ihr ihn etwa hier zum Zweikampf herausfordern?“
    „Natürlich nicht. Aber wenn wir Glück haben, wird uns Lancelot entgegenreiten! Eigentlich müssten wir uns bald treffen!“
    „Wenn er rechtzeitig von Dinas Emrys losgeritten ist“, gab Urfin zu
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