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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
Autoren: Peter Schwindt
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irgendetwas besitzen, was sie unbedingt haben wollen.“
    Sein Blick fiel auf die Satteltasche, deren Inhalt verstreut auf dem Boden lag. Auf den ersten Blick sah er nichts von Wert: ein schmutziges Hemd, ein Paar speckige Lederhosen und einen Beutel mit Werkzeug, das Humbert wohl zum Reparieren seiner Rüstung gebraucht hatte. Zusammen mit dem Schleifstein legte er alles zurück und hängte den Beutel wieder zurück an den Nagel. Dann untersuchte er das Schwert genauer.
    Der Ledergriff war abgenutzt und die Klinge vom vielen Wetzen ganz dünn geworden. Er fuhr mit dem Daumen über die Schneide und zuckte zusammen. Das Schwert war scharf wie ein Rasiermesser. Gwyn packte es beim Griff und schwang es ein paarmal hin und her, sodass es zischend die Luft durchschnitt. Es war leichter, als er gedacht hatte, aber immer noch schwer genug, um im Kampf seinen Arm erlahmen zu lassen. Gwyn musste plötzlich lachen. In was für einem Kampf? Mit seiner Erfahrung würde er noch nicht einmal einem Eichhörnchen den Garaus machen können, geschweige denn diesen drei Banditen. Er schob das Schwert in die Scheide und versuchte, sich die Waffe um die Hüfte zu binden, doch seine Beine waren zu kurz: Die Spitze schleifte auf dem Boden.
    „Ein großartiger Ritter bist du“, sagte Gwyn zu sich selbst und kam sich auf einmal unsagbar lächerlich vor. Er löste den Gürtel und hängte das Schwert neben die Satteltasche an die Wand.
    Es dauerte nicht lange und die Vögel kündigten zwitschernd den baldigen Sonnenaufgang an. Morgennebel stieg auf und hüllte alles in einen grauen Schleier.
    „Zeit, dass wir aufbrechen.“
    Doch was sollte er mit Pegasus machen? Neben ihm herzulaufen war ausgemachter Unsinn, doch er hatte noch nie auf dem Rücken eines Pferdes gesessen. Nun, für alles gab es ein erstes Mal.
    „Du meine Güte, ist das Ding schwer“, stöhnte Gwyn, als er versuchte, den Sattel aufzuheben. Er ging in die Hocke und erst im dritten Anlauf gelang es ihm, ihn auf den Pferderücken zu hieven. Gwyn bemerkte, dass zu beiden Seiten zwei Riemen herabbaumelten, und kratzte sich nachdenklich am Kopf. Wozu mochten die wohl gut sein? Dann kam ihm die Erleuchtung. Er krabbelte unter den Bauch des Pferdes und zurrte sie zusammen. So würde er nicht mitsamt dem Sattel herunterfallen und sich womöglich den Hals brechen. Schließlich nahm er die Tasche, stopfte die Decke hinein und band sie an den Sattel. Eigentlich war er jetzt fertig, doch irgendetwas fehlte noch.
    Das Schwert.
    Wohin nur damit? Das Beste war, er band es sich quer über den Rücken.
    „Wie sieht es aus, mein Freund?“, sagte Gwyn und tätschelte Pegasus den Hals. „Ich weiß, du bist jahrelang mit Sir Humbert geritten, aber versprichst du mir, dass du mich nicht abwirfst?“
    Pegasus reagierte nicht, sondern kaute nur gelangweilt auf seinen Zügeln herum.
    „Wie willst du mir auch antworten…“, sagte Gwyn und musste lächeln. „Du bist ja nur ein Pferd.“
    Unter allerlei Verrenkungen steckte er seinen Fuß in den Steigbügel und versuchte, sich hochzuziehen. Doch vergebens – das Tier war zu groß.
    Als Gwyn nach etlichen Versuchen noch immer keinen Erfolg hatte, machte Pegasus plötzlich einen Schritt nach vorne, trat einen Eimer um und schob ihn mit dem linken Vorderhuf zu Gwyn.
    „Pegasus, ich muss mich bei dir entschuldigen“, sagte er und schaute den Hengst verdutzt an. „Du scheinst mehr Verstand als ich zu besitzen.“ Gwyn stellte sich auf den Eimer und schwang sich ohne Probleme hinauf. Schließlich überprüfte er den Sitz des Schwertes und atmete tief durch. „So, und wenn ich jetzt wüsste, wie man die Zügel führt, wäre ich ein ganzes Stück weiter.“
    Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als sich Pegasus auch schon langsam in Bewegung setzte. Das kam so unvermittelt, dass Gwyn beinahe das Gleichgewicht verlor. Sie traten hinaus in den Hof.
    Zwar lag die Schänke noch immer im Morgendunst, doch als Gwyn den Kopf in den Nacken legte, konnte er den blauen Himmel sehen. In weniger als einer Stunde würde die Sonne die letzten Reste des Nebels vertrieben haben.
    Er schaute nach unten. Im morastigen Boden sah er die Hufabdrucke von drei Pferden, die nach Norden galoppiert waren. Gwyns Laune hellte sich schlagartig auf. Er brauchte nur den Spuren zu folgen, um über kurz oder lang Humbert zu finden. Jetzt musste er nur noch Pegasus in die richtige Richtung dirigieren. Er schnalzte mit der Zunge, doch das Tier stellte noch nicht einmal die
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