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Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot

Titel: Gwydion 01 - Der Weg nach Camelot
Autoren: Peter Schwindt
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bleiben.“ Humbert legte seine Hand auf Gwyns Arm. „Hör zu, von jetzt an werden wir getrennt Weiterreisen.“
    „Aber warum?“, fragte Gwyn. „Hat es etwas mit den drei Kerlen zu tun?“
    „Ich kann dir nicht mehr verraten. Je weniger du weißt, desto besser ist es für dich.“ Er fuhr sich nervös mit der Hand durch das schüttere Haar. „Wenn es dafür nicht schon zu spät ist…“
    Mehr bekam Gwyn aus dem Ritter nicht heraus. Humbert verschlang hastig sein Abendessen und stand dann auf.
    „Wo können wir heute Nacht schlafen?“, fragte er die Wirtin. Die letzten Gäste waren gegangen und sie begann, das Licht zu löschen.
    „Wir sind keine Herberge“, sagte sie und blies die letzten Kerzen aus. „Wenn Ihr eine Schlafstatt braucht, müsst Ihr Euch in den Stall zu den Pferden legen.“
    Humbert nickte, wünschte der Wirtin eine gute Nacht und verließ die Wirtsstube. Gwyn folgte ihm ratlos.

 
    Der Schatten des grünen Drachen
     
     
    Es war kalt, als sie hinaus vor die Schänke traten. Der Atem hing ihnen als weiße Rauchwölkchen vor den Mündern. Der Mond sorgte für gerade so viel Licht, dass sie den Weg zum Stall erkennen konnten.
    „Ich werde die Nacht über Wache halten“, sagte Humbert und strich Pegasus über das Fell. Der Stallbursche schien sich gut um das Pferd gekümmert zu haben, denn es war nicht nur gebürstet und gestriegelt, sondern hatte auch ausreichend Heu und Wasser bekommen. Humbert nahm die Satteltasche von einem Nagel und holte eine Decke heraus, die er Gwyn zuwarf. „Ich werde Wache halten’ und du wirst in der Zwischenzeit schlafen.“
    Gwyn wollte etwas sagen, doch Humbert hob nur die Hand. „Ich weiß, was dir durch den Kopf geht. Aber du wirst mir nicht helfen können. Bete zu Gott, dass die Nacht ruhig wird.“
    Der Ritter löste den Gürtel, mit dem das Schwert an seiner Seite befestigt war, zog es aus der Scheide und setzte sich auf einen Holzklotz. Dann holte er einen Schleifstein aus der Tasche und begann, mit gleichmäßigen Bewegungen die Klinge zu schärfen.
    Humbert von Llanwick war wie verwandelt. In seinen Augen brannte ein Feuer, das Gwyn zuvor nicht gesehen hatte. Im Angesicht der dunklen Bedrohung war seine Müdigkeit einer kalten Entschlossenheit gewichen, die Gwyn nicht nur Respekt, sondern auch ein wenig Angst einflößte. Er war froh, dass er diesen Mann nicht zum Feind hatte. Gwyn wickelte sich in die Decke ein, legte sich ins Stroh und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. Doch außer dem Singen des Schwertes war nichts zu hören.
    Seine Gedanken wanderten zurück nach Redruth. Wie mochte es Muriel ergehen? Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Sein Vater hatte bestimmt getobt, als sie ihm Gwyns Nachricht übermittelt hatte. Er seufzte, denn seine Schwester fehlte ihm.
    Muriel hatte ihm immer am nächsten gestanden. Sein Vater war ein wortkarger, strenger Mann, dem es schwer fiel, Gefühle zu zeigen. Mit seinem Bruder Edwin, der fast zehn Jahre älter war als er, hatte sich Gwyn nie verstanden. Eigentlich waren sie auch nur Halbbrüder. Do Griflets erste Frau war vor vielen Jahren an der Pest gestorben. Und Edwin hatte sich immer geweigert, Gwyn etwas von dessen leiblicher Mutter zu erzählen, nur einmal hatte er sich im Streit verächtlich über „diese Hexe“ geäußert. Was ihm eine mächtige Ohrfeige vom Vater eingebracht hatte.
    Do Griflet hatte ebenfalls nie über Gwyns Mutter gesprochen, und Muriel, die nur knapp zwei Jahre älter als Gwyn war, konnte sich nicht mehr an sie erinnern. Alles, was Gwyn über sie wusste, war, dass sie bei seiner Geburt gestorben war. Und sie hatte im das Medaillon mit dem Einhorn hinterlassen.
    Hatte er seine Familie im Stich gelassen? Es war ein schrecklicher Zwiespalt: Einerseits mussten sie alle zusammenhalten, wenn sie überleben wollten, und er hatte sich wie ein Dieb in der Nacht einfach davongestohlen. Andererseits hatte er sich dort nie zu Hause gefühlt. Er seufzte. Vielleicht hatte er ja doch die falsche Entscheidung getroffen!
    Humbert schliff noch immer sein Schwert. Gwyn wickelte sich die Decke um den Kopf, damit er das nervtötende Geräusch nicht mehr hören musste, doch es half alles nichts. Schließlich stand er auf.
    „Was ist mit dir, Junge?“, fragte Humbert. „Warum kannst du nicht schlafen?“
    „Ich muss mal in die Büsche“, brummte Gwyn.
    „Geh nicht zu weit fort“, sagte Humbert, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen.
    Gwyn trat hinaus auf den kleinen Hof, der zwischen Stall
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