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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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Säule, aber das ganze Denkmal wankte wie in Zeitlupe. Das schwere Querstück würde Tims Kopf zerschmettern wie eine verrottete Wassermelone.
    Ronnies Glieder verloren ihre Lähmung und er wollte zu Tim springen. Etwas behinderte seinen Fuß. Er stolperte und fiel auf den Bauch. Mit einem Zischen entwich die Luft aus seinen Lungen und der Geruch von gemähtem Gras bedrängte seine Nasenlöcher. Er schmeckte Blut und seine Zunge fand die Wunde auf der Innenseite seiner Lippe gerade in dem Moment, als er wieder entdeckte, wie man atmete.
    Ein dumpfes Geräusch des Zerbrechens hallte über den Friedhof. Ronnie blickte gerade rechtzeitig auf, um den Übertopf auf dem Fundament des Denkmals aufplatzen zu sehen. Tim gab ein überraschtes Quietschen von sich, als schmutzige Betonstückchen auf seine Brust hagelten. Die Säulen fielen in entgegengesetzte Richtungen. Diejenige auf Tims Seite verfing sich in dem Felsvorsprung genau über seinem Kopf. Das Querstück drehte sich wie der langsame Propeller eines Helikopters und kam über Tims Beinen auf der liegenden Säule zur Ruhe.
    Ronnie versuchte, zu Tim zu kriechen, aber sein Schuh war noch immer verhakt. »Bist du okay?«
    Tim weinte. Zumindest bedeutete das, dass er noch am Leben war.
    Ronnie versuchte, sein Bein frei zu bekommen. Er blickte zu seinem Schuh zurück –
    NEIN NEIN NEIN
    – rote rohe Hamburgerhand.
    Ein Arm war hinter dem Grabstein hervorgekommen, ein blutiger Arm, und die knöchrigen Finger bildeten eine Kralle um seinen Turnschuh. Der feuchte, glänzende Knochen eines Fingerknöchels hatte sich in seinem Schnürsenkel verhakt.
    TOTERGEISTTOTERGEISTTOTERGEIST
    Er vergaß, dass er gelernt hatte, wie man atmete. Er trat nach der Hand, drehte sich auf seinen Rücken und versuchte, wie eine Krabbe davonzukrabbeln. Die Hand wollte nicht loslassen. Tränen brannten in seinen Augen, als er mit seinem anderen Fuß gegen das zerfetzte klammernde Etwas trat.
    »Hilf mir!«, schrie er im gleichen Moment, als Tim seinen eigenen Hilferuf stöhnte.
    Whizzers Worte rasten durch Ronnies Hirn und vereinigten sich mit dem Durcheinander halb beendeter Gedanken: Erst locken sie dich in eine Falle, dann holen sie dich.
    »Ronnie«, war Tims schwaches Jammern zu hören.
    Ronnie wand sich wie ein aufgespießter Aal und zwang seine Augen, an dem glitschigen Handgelenk vorbei auf den Arm zu blicken, an dem Streifen zerfetzten Flanells hingen.
    Flanell?
    Das schräge Karussell seiner Gedanken kam zu einem abrupten Halt.
    Warum würde ein Totergeist-Ding Flanell tragen?
    Der Arm hing an einer Masse von etwas hinter dem Grabstein.
    Die Hand griff fest zu, erwischte aber nur Luft, dann erzitterte sie und wurde locker. Ronnie krabbelte davon, als sich die Finger öffneten. Blut hatte sich in der Vertiefung der Handfläche gesammelt.
    Ronnie erreichte Tim und begann, die Betonstücke vom Bauch seines Bruders zu entfernen. »Bist du okay?«
    Tim nickte. Er hatte dunkle Dreckstreifen im Gesicht von den Tränen, die durch die auf ihn gesprenkelte Blumenerde geflossen waren. Auf einer Backe hatte er eine rote Schramme, aber ansonsten schien er unverletzt. Ronnie blickte immer wieder zurück zu dem geschundenen Arm und dem, was auch immer sich hinter dem Grabstein verbergen mochte. Die Hand lag reglos, die Sonne trocknete das geronnene Blut auf der Handfläche. Eine funkelnde Fliege landete und stillte ihren Durst.
    Ronnie zog Tim unter dem umgestürzten Beton hervor. Als sie beide standen, wischte sich Tim den pulverartigen Betonstaub von der Vorderseite seines T-Shirts. »Mom wird mich umbringen...«, fing er an. Dann sah er den Arm. »Was zum Teufel...?«
    Ronnie ging Richtung Grabstein, während sein Herz in seinen Ohren hämmerte.
    Seinen Herzschlag übertönend, konnte er Whizzer hören: Sie haben Lebern statt Augen.
    Ronnie änderte die Richtung zum Rand des Friedhofs, während Tim unmittelbar hinter ihm ging.
    »Wenn ich sage ›lauf‹...«, flüsterte Ronnie mit belegter Stimme.
    »G-guck mal«, sagte Tim.
    Die Knalltüte hatte nicht genug Hirn, um Angst zu haben. Aber Ronnie blickte trotzdem hin. Er konnte nicht anders.
    Ein Körper war gegen den Grabstein gelehnt, das Flanellhemd war zerfetzt und offenbarte zerkratztes Fleisch. Der Kopf war gegen den weißen Marmor gepresst, der Hals in einem seltsamen Winkel gebogen. Ein Faden Blut hing vom verfilzten Bart auf den Boden.
    »Boonie«, sagte Ronnie mit einer Stimme, die kaum so laut war wie der Wind in den
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