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Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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verantwortlich?«, fragte Dr. Perry Hoyle, der Gerichtsmediziner von Pickett County.
    Littlefield drehte sich nicht sofort um, um den Mann anzublicken. Stattdessen schielte er am Kirchturm vorbei in die Sonne, die hinter dem deformierten Kreuz unterging. Das Kreuz warf einen langen, zackigen Schatten auf das Friedhofsgras. Jemand mähte Heu. Littlefield konnte frisch geschnittenes Grass im Wind riechen. Er fuhr sich durch die kurz geschorenen Haare. »Sie sind der Mediziner.«
    »Ein wildes Tier, würde ich sagen. Ein Puma vielleicht. Oder ein Schwarzbär.«
    »Sind Sie sicher, dass es niemand mit einem Messer oder einer Axt war?«
    »Nicht sehr wahrscheinlich. Dafür sind zum Beispiel die Wunden zu zackig.«
    Littlefield atmete erleichtert aus. »Also können wir es nicht als Mord bezeichnen.«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Einer seiner Untergebenen übergab sich im Gestrüpp am Rand des Friedhofs.
    »Vermisch das nicht mit dem Beweismaterial«, brüllte ihm Littlefield zu. Er wandte sich wieder Holye zu. »Ein Schwarzbär würde einen Mann nur angreifen, wenn sein Nachwuchs bedroht ist. Und es müsste ein ziemlich großer Puma gewesen sein.«
    »Die werden bis zu 100 Kilo schwer.«
    »Aber sie sind hier oben bei uns ausgestorben.«
    »Einer der Professoren unten am Westridge College glaubt, dass die Pumas wieder bei uns heimisch werden.«
    Littlefield kratzte sich wieder am Kopf. Er hatte sich gerade bei Ray scheren lassen, die Haarschneidemaschine hatte gute Arbeit geleistet und Wind und Sonne konnten nun direkt an die Kopfhaut gelangen. Auf der Dienststelle dachten sie, dass er die Haare so kurz trug, um sich ein martialisches Aussehen zu verpassen, aber die Wahrheit war, dass er die Form seines Kopfes mochte. Und sein Hut passte ihm besser, wenn er in die Borderline Tavern ging, um die Beine zur freitagabendlichen Countrymusik zu schlenkern. Boonie hatte auch immer im Borderline getanzt. Als er noch Füße hatte.
    Die beiden Männer standen für einen Augenblick still nebeneinander und blickten die Kirche an. »Hier hat es nie viel zu feiern gegeben.«
    Littlefield biss nicht an. Er war verärgert, weil Hoyle meinte, ihn so ködern zu müssen. Einige Dinge sollte man besser vergessen. Er ließ sein Gesicht gegenüber der Vergangenheit ebenso leicht zu Stein werden, wie wenn er eine Superheldenmaske aufsetzen würde.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«, beeilte sich Hoyle zu fragen.
    »Ein paar Jungs, die unten an der Straße wohnen. Sie waren am Nachmittag auf dem Weg von der Schule nach Hause.«
    »Muss ihnen schwer zugesetzt haben.«
    »Verdammt, es setzt mir zu, und Sie wissen, dass ich schon ein paar Prachtexemplare gesehen hab.«
    »Was haben sie Ihnen gesagt?«
    »Der ältere, er ist ungefähr dreizehn, ist hingefallen, als er nach Hause rannte, und hat sich das Gesicht blutig geschlagen. Er wird in Ordnung kommen, aber aus irgendeinem Grund hat es ihn mehr mitgenommen als den kleineren. Konnte nicht aufhören, immer wieder ›die rote Kirche‹ zu murmeln.«
    »Wie alt ist der kleine?«
    »Neun. Hat gesagt, dass er Zeug auf dem Friedhof herumliegen hat sehen und dann durchs Gebüsch gegangen ist, um es genauer zu untersuchen. Er meinte, dass er eine Kappe und eine Taschenlampe und eine Spirituosenflasche gesehen, aber nichts davon berührt hat. Ronnie, der Dreizehnjährige, kam dann zurück, um nachzusehen, warum sein Bruder so lange braucht, und da muss sich das Opfer aus den Büschen herausgeschleppt und nach Ronnie gegriffen haben.«
    Es gefiel Littlefield nicht, Boonie Houck als Opfer bezeichnen zu müssen. Boonie war ein guter Kerl. Ein bisschen unheimlich und ziemlich faul, aber er ging sonntagmorgens in die Kirche und wählte die Republikaner. Niemand hatte es verdient, so zu sterben.
    Hoyle sah aus, als ob er einen Becher Kaffee vertragen konnte, vielleicht aufgepeppt mit ein paar Tropfen Brandy. »Er hat sehr viel länger gelebt, als er mit diesen Wunden hätte sollen. Meine Vermutung ist, dass er irgendwann am frühen Morgen angefallen wurde, zwischen Mitternacht und Sonnenaufgang.«
    In Littlefields Magen rumorte es ein wenig. Wie musste sich Boonie gefühlt haben, als er im Gebüsch lag und sich über die Wunde zwischen seinen Beinen Gedanken machte, im Wissen, dass das, was ihn zerfetzt hatte, irgendwo da draußen im Dunkeln war? »Werden Sie ihn zum Landesgerichtsmediziner schicken?«
    »Vermute, das sollte ich. Die sind besser im Raten als ich.« Hoyle zog ein Taschentuch aus seiner
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