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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie
Autoren: Jack Vance
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Belieben Einfluß auf die physikalische Matrix der Erde nehmen können?« Der Geist lachte leise. »Ich nehme an, Ihre Frage bezieht sich auf die vielfältigen Aspekte von Raum, Zeit, Masse, Energie, Leben, Denken und Erinnerung, nicht wahr?«
    »Genau.«
    Der Geist hob die grünen Maisgrannen-Brauen. »Genausogut könnte ich mich bei Ihnen erkundigen, ob Sie dazu in der Lage sind, ein Ei zu zerbrechen, indem Sie mit einer Keule darauf einschlagen. Die Antwort zeichnete sich durch ein ähnliches Ausmaß an Ernsthaftigkeit aus.«
    Fair hatte mit einer gewissen verärgerten Herablassung gerechnet und war deshalb nicht beschämt. »Wie könnte ich solche Techniken erlernen?«
    »Auf die übliche Art und Weise: durch sorgfältiges Studium.«
    »Oh, ich verstehe – und auf welche Weise wäre es mir möglich, mich mit einem derartigen Studium zu befassen? Wer könnte mich unterweisen?«
    Der Geist winkte ab, und grüne Dampfwolken lösten sich von seinen Fingerspitzen und wallten dahin. »Nun, ich hätte durchaus die Möglichkeit, Ihnen die gewünschte Hilfe zu gewähren, aber da ich Ihnen keinen besonderen Groll entgegenbringe, möchte ich lieber davon absehen. Und nun entschuldigen Sie mich bitte – ich muß fort.«
    »Wohin gehen Sie?« fragte Fair, sowohl verwundert als auch ein wenig besorgt. »Darf ich Sie begleiten?«
    Der Geist streifte sich einen Umhang aus glänzendem grünen Staub über die Schultern und schüttelte den Kopf. »Sie würden sich alles andere als wohl fühlen.«
    »Aber es haben doch schon andere Menschen vor mir die Welten der Magie erforscht!«
    »Das stimmt. Zum Beispiel Ihr Onkel Gerald McIntyre.«
    »Und hat mein Onkel Gerald die Geheimnisse der grünen Magie in Erfahrung gebracht?«
    »Soweit das seine Fähigkeiten zuließen. Allerdings verschaffte ihm sein Wissen kein Vergnügen. Sie sollten sich ein Beispiel an seinen unliebsamen Erfahrungen nehmen und Ihren Ehrgeiz anderen Dingen zuwenden.« Der Geist drehte sich um und ging los.
    Fair sah ihm nach. Der grüne Mann entfernte sich rasch und wurde sichtlich kleiner dabei, doch er erreichte nicht die Wand des Zimmers. Als er etwa fünfzig Meter zurückgelegt zu haben schien, warf er einen kurzen Blick zurück, so als wolle er sich vergewissern, daß Fair ihm nicht folgte. Dann trat er jäh zur Seite und verschwand.
    Zunächst trug sich Fair mit dem Gedanken, den Rat des Geistes zu beherzigen und sein wissenschaftliches Interesse auf andere Dinge zu richten. Er war in den Künsten der weißen Magie bewandert, und er kannte sich auch in denen der schwarzen Entsprechung aus. Gelegentlich beschwor er einen Dämonen, um einer Party – die sonst sicher sehr langweilig geworden wäre – den richtigen Schwung zu geben. Und außerdem stand er erst am Anfang, was die Beherrschung der purpurnen Magie anging, jener Wissenssphäre, die von Rosaroten Symbolen repräsentiert wird.
    Vermutlich hätte sich Howard Fair tatsächlich vom grünen Zyklus abgewandt, wären da nicht drei besondere Faktoren gewesen, die dazu führten, daß er eine andere Entscheidung traf.
    Zunächst einmal ging es um seine Statur. Er war nicht einmal annähernd von durchschnittlicher Größe, hatte ein dunkles, fast finsteres Gesicht, dünnes schwarzes Haar, eine schiefe Knollennase und einen zwar sehr schmalen, dafür jedoch dicklippigen Mund. Fair legte keinen sonderlich großen Wert auf Äußerlichkeiten, doch er wußte, daß es bei ihm in dieser Hinsicht ausreichend Möglichkeiten zur Verbesserung gab. Vor seinem inneren Auge sah er das personifizierte Ideal eines Howard Fair: ein Mann, der mindestens zwanzig Zentimeter größer war, mit gerader langer Nase und einer Haut, die aussah wie Creme und in ihrer Farbtönung nicht etwa zwei Wochen altem Klärschlamm ähnelte. Eine eindrucksvolle Gestalt – und doch noch immer als er selbst zu erkennen. Er begehrte die Liebe von Frauen, aber er wünschte sich, sie zu bekommen, ohne zuvor Gebrauch von seinen thaumaturgischen Fähigkeiten zu machen. Schon des öfteren hatte er wunderschöne, bereitwillige und sich nach ihm verzehrende junge Mädchen in sein Bett gelockt. Doch nicht etwa Howard Fair war es, der sie verführte, sondern vielmehr die purpurne Magie. Und deshalb bereiteten ihm jene Erfolge nur geringe Befriedigung.
    Das war der erste Faktor, der Howard Fair dazu verleitete, sich erneut dem grünen Zyklus zuzuwenden. Der zweite bestand in seinem Wunsch nach einem verlängerten, wenn möglich sogar ewigen Leben. Und beim
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