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Großvater 02 - und die Schmuggler

Großvater 02 - und die Schmuggler

Titel: Großvater 02 - und die Schmuggler
Autoren: Per Olov Enquist
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»Großvater und die Wölfe«.

    3. Sie warfen sich ins Boot und stießen sich vom Land ab.
    Großvater ruderte. Weit entfernt am anderen Ende des Sees, wo der Fluss aus Norwegen in den See Vällen einmündete, sah man einen schwarzen Punkt, der sich mit hoher Geschwindigkeit näherte. Es war ein schwarzes Boot, dessen Bugwellen wie zwei weiße Schnauzbärte aussahen. Man sah, dass es schnell fuhr, die Schnauzbärte wuchsen mit jeder Sekunde. Das Boot würde in ungefähr drei Minuten bei ihnen sein.
    Großvater ruderte von dem geheimnisvollen Zelt fort, er strengte sich so an, dass die Adern auf seiner Stirn hervortraten, aber das Motorboot, das bestimmt ein sehr schnelles war, kam mit einem Dröhnen über die spiegelglatte Wasseroberfläche heran. Sie würden nicht wegkommen, so viel war klar.
    »Hör auf zu rudern, Großvater«, sagte Marcus, »das ist nicht glaubwürdig !«
    »Wieso?«, sagte Großvater, hörte auf zu rudern und keuchte.
    »Wir müssen so tun, als wären wir hier, um zu angeln«, sagte Marcus. »Wir tun so, als wären wir gar nicht an Land gewesen. Hätten das Zelt gar nicht untersucht! Es muss glaubwürdig aussehen, Großvater!!! Du musst langsam rückwärts rudern!!!«
    Marcus hatte recht. Großvater sah es ein. Er fing an, langsam rückwärts zu rudern.
    »Soll ich die Angel auswerfen?«, fragte Gabriel hoffnungsvoll. »Wenn wir so tun wollen, als ob wir angeln, dann ist es doch am besten, wenn wir es auch tun. Und du hast mir versprochen, dass ich angeln darf!«
    »Ja, ja«, sagte Großvater und blickte mit aufgerissenen Augen auf das mit dröhnendem Motor herannahende Boot, das jetzt langsamer wurde und eine Kurve fuhr, um sie, wie es schien, vom Ufer abzuschneiden.
    Gabriel warf die Angel aus. Er hatte einen Wobbler an der Schnur befestigt: Noch nie, den ganzen Sommer nicht, hatte er irgendetwas bekommen, das hieß, bei seinen Trockenübungen hatte noch nie ein Fisch angebissen, und auch jetzt würde er nicht einmal eine kleine jämmerliche Plötze bekommen, jetzt, da sie sich dem Angriff seitens dieses geheimnisvollen Bootes ausgesetzt sahen. Aber immerhin sahen sie nun wie harmlose Angler aus.
    Der Motor des fremden Bootes heulte auf, es wurde noch langsamer und zog so dicht an ihnen vorbei, dass ihr kleines Ruderboot wild zu schaukeln begann.
    »Lieber Gott, mach, dass ich einen Hecht fange!«, flüsterte Gabriel.
    »… damit wir glaubwürdig werden«, ergänzte Marcus ebenso leise. »Damit sie uns den Bluff abkaufen.«
    »Wieso Bluff …? Hast du etwa was daran auszusetzen, wie ich angle?«, sagte Gabriel sauer. Er hatte das Auswerfen der Angel schließlich auf dem Rasen beim Haus in Söderås geübt und war ziemlich sicher, dass es das Gleiche war, wie auf dem Wasser zu angeln.
    In dem fremden Boot waren drei Männer.
    Zwei waren schwarz gekleidet. Sie sahen, dass einer von ihnen nackte Arme hatte und bis zu den Handgelenken tätowiert war. Der dritte war blond, hatte ein frisches Gesicht mit einem kräftigen Kiefer und trug einen Trainingsanzug mit der Aufschrift BREKKESETER FJELLPENSIONAT. Darunter stand in kleineren Buchstaben RONDANE. Sie schienen alle drei ihre Gesichter zu verstecken, als wollten sie sehen, aber nicht gesehen werden. Jetzt glitten sie in zehn Metern Entfernung vorbei, und alle drei in dem sehr feindlichen Motorboot musterten Großvater, Gabriel und Marcus so genau, als käme ihnen irgendetwas verdächtig vor.
    »Winken, Marcus!«, flüsterte Großvater. »Winken, zum Teufel!«
    Marcus winkte. Aber keiner winkte zurück.
    Marcus glaubte zuerst, dass der Blonde, der vielleicht ein Norweger aus Brekkeseter war, ein Wurfangelfutteral über der Schulter trug; doch dann sah er, dass ein Kolben aus dem Futteral herausragte. Marcus wurde auf einmal ganz kalt. Er war sich nicht sicher. Aber das in dem Futteral konnte eine Kalaschnikow sein, eine russische Maschinenpistole von der fürchterlichsten Sorte.
    Einer von denen trug eine Kalaschnikow über der Schulter!
    »Großvater«, flüsterte Marcus. »Ich glaube nicht, dass das eine Angelrute ist, sondern … siehst du den Kolben, der …«
    »Still!«, sagte Großvater. »Ich bin nicht blind.«
    Marcus hatte einen Kumpel in der Schule, der war ein totaler Spielefreak, und in den Computerspielen rottete man sich gegenseitig am liebsten mit Kalaschnikows aus, hatte der Kumpel erzählt. Als Marcus sich jetzt daran erinnerte, wurde ihm ein bisschen mulmig , aber dann dachte er: Ich muss mich zusammenreißen, den Kameraden und
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