Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Großer-Tiger und Christian

Großer-Tiger und Christian

Titel: Großer-Tiger und Christian
Autoren: Frritz Mühlenweg
Vom Netzwerk:
Jetzt aber stecken sie im Tunnel, denn die Lokomotive tut nicht mehr, und darum schicken
     sie uns, – wir sollten sagen, – Sie bitten, – Sie möchten – oder der General Wu möchte   …«
    »›Eure Exzellenz möchte‹, müsst ihr sagen«, rief einer der Soldaten leise.
    »Nein«, sprach der General, »das müsst ihr nicht. Ich werde von Hwai-Lai-Hsien eine zweite Maschine kommen lassen und sie
     in den Tunnel zur Hilfe schicken. So war es doch?«
    »So war es«, sagte Großer-Tiger.
    »So ist es«, sagte Christian.
    »Da wollen wir uns eilen! Kommt mit mir!«
    Die Soldaten standen noch immer beschämt neben ihren Gewehren, aber der General Wu schaute sie gar nicht an. Er grüßte sie
     auch nicht. Er ging mit großen Schritten fort, immer am Bahndamm entlang, und Großer-Tiger und Christian liefen hinter ihm
     drein. Beim Bahnwärterhaus stand ein Automobil. In dem war der General gekommen, und wenn die Soldaten nicht so laut gelacht
     hätten, würden sie das Geräusch des Motors gehört haben. So aber   … Doch das wissen wir ja alles.
    Neben dem Auto stand auch ein Soldat. Als er den General kommen sah, legte er die Hand an die Mütze und öffnete den Wagenschlag.
    »Ich fahre selbst«, sagte der General.
    »Eurer Exzellenz Befehl!«
    Der Soldat lief um das Auto herum und wollte von der andern Seite einsteigen.
    »Halt!«, rief Wu-Pei-Fu, »die beiden Jungen kommen mit!«
    »Eurer Exzellenz Befehl!«
    Mit einem Bein war der Soldat schon im Wagen gewesen. Darum war er nicht gerade erfreut, als er es wieder herausnehmen musste.
     So blickte er die zwei rußbeschmierten Gestalten böse an, aber etwas zu sagen, wagte er nicht. Er öffnete die rückwärtige
     Wagentür, deckte eine Zeltplane über die Sitze, knurrte etwas dazu, und dann hieß er Christian und Großer-Tiger einsteigen.
    Trotz der schlechten Straße fuhr der General rasch und ohne Licht. Erst als es einen halsbrecherischen Weg in scharfen Kurven
     bergab ging, schaltete er die Scheinwerfer ein und mäßigte das Tempo. Ein riesenhohes Bauwerk, das einer Felswand glich, überquerte
     das Tal.
    Wu-Pei-Fu wandte sich um.
    »Das ist die Große Mauer«, sagte er.
    Dann bremste er und hielt vor einer tunnelartigen Toreinfahrt. Soldaten mit aufgepflanztem Seitengewehr und mit breiten Schwertern
     sprangen von beiden Seiten aus einem Graben, wo sie versteckt gelegen hatten.
    »Sanfter Wind«, sagte der General und stieg aus dem Wagen.
    »Bringt Gelingen«, antworteten die Soldaten.
    Ein Leutnant trat vor und grüßte: »Guten Morgen, Herr General!«
    »Guten Morgen«, erwiderte Wu-Pei-Fu, »wie steht es?«
    »Der Feind, der da war, ist abgezogen. Die Festung ist frei.«
    »Gut«, sagte Wu-Pei-Fu, »wir fahren weiter.«
    Christian und Großer-Tiger, die im Wagen geblieben waren, rückten beiseite, als sie merkten, dass der General sich zu ihnen
     setzen wollte.
    »Glück«, rief er, »fahre, so schnell du fahren kannst, nach Hwai-Lai-Hsien!«
    »Eurer Exzellenz Befehl!«, sagte der Soldat Glück.
    Er setzte sich ans Steuer und fuhr los. Ein kurzes Stück führte die von tiefen Furchen zerrissene Straße bergan. Dann war
     man auf einer Hochebene, und nun konnte Glück loslegen. Vierzig, fünfzig und bisweilen sechzig Kilometer zeigte der Zähler;
     aber schneller ging es nicht, denn auch hier war die Fahrbahn voller Unebenheiten und Löcher.
    Wu-Pei-Fu zeigte nach rückwärts.
    Der Morgen dämmerte zaghaft, und jetzt konnte man die herrliche Große Mauer mit ihren Türmen und Festungswerken sehen. Sie
     lief über Berg und Tal, und sie nahm kein Ende, und man hätte sie noch besser gesehen, wenn das Auto nicht so viel Staub gemacht
     hätte.
    »Kinder«, sagte der General Wu-Pei-Fu, »man kann leicht wissen, dass das die Große Mauer ist. Aber man kann schwer begreifen,
     dass sie von Menschen gebaut werden konnte. Es gibt einen Stern, der heißt Mars. Vielleicht gibt es dort Menschen, und wenn
     es welche dort gibt, können sie mit starken Fernrohren die Große Mauer sehen. Es ist aber das einzige Bauwerk von Menschenhand,
     das man vom Mars aus wahrnehmen kann.«
    Christian und Großer-Tiger staunten, und Wu-Pei-Fu lächelte. Aber da kamen schon die Häuser von Hwai-Lai-Hsien in Sicht, und
     der Fahrer Glück tutete: Ta-tü-ta-ta! Ta-tü-ta-ta!
    Davon wachten die Einwohner auf.

Sechstes Kapitel, in dem es Christian und Großer-Tiger gut geht
    Zum ersten Mal, seit wir die Erlebnisse von Christian und Großer-Tiger verfolgen, geraten wir in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher