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Grischa: Der allzu schlaue Fuchs: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)

Grischa: Der allzu schlaue Fuchs: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)

Titel: Grischa: Der allzu schlaue Fuchs: Ein Märchen aus Rawka (German Edition)
Autoren: Leigh Bardugo
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Wald wieder ein sicherer Ort.«
    Der Dachs wirkt nicht gerade glücklich. Er versprach, noch eine Weile zu warten, verbot seinen Jungen jedoch, den Bau zu verlassen.
    »Du musst sie abkochen«, sagte Koja zu Sofija, nachdem er ihr auf der Lichtung die Mädesüßblätter übergeben hatte. »Schütte die Flüssigkeit in seinen Wein und er wird schlafen wie ein Toter. Dann kannst du ihm den Talisman stehlen und durch irgendetwas Nutzloses ersetzen.«
    »Bist du dir auch ganz sicher?«
    »Du musst nur diese Kleinigkeit erledigen, dann bist du frei.«
    »Aber was soll aus mir werden?«
    »Ich werde dich mit Hühnern von Tupolews Bauernhof und mit Feuerholz versorgen, damit du es warm hast. Und wir werden den grausigen Mantel gemeinsam verbrennen.«
    »Ach, das wäre zu schön, um wahr zu sein.«
    Koja lief zu ihr und bestupste ihre zitternde Hand mit seiner Schnauze. Danach brach er in den Wald auf. »Die Freiheit ist eine Last, aber du wirst lernen, sie zu tragen. Wir treffen uns morgen. Dann wird sich alles in Wohlgefallen aufgelöst haben.«
    Trotz seiner zuversichtlichen Worte lief Koja die ganze Nacht unruhig in seinem Bau auf und ab. Was, wenn es nicht genug Mädesüß war? Was, wenn Jurek erwachte, während Sofija versuchte, seinen kostbaren Talisman zu stehlen? Wenn Jurek den Schutzzauber der Hexe nicht mehr besaß, wäre der Wald endlich wieder ein sicherer Ort, und Sofija wäre frei. Würde sie ihren Bruder verlassen? Nach Balakirew zu ihrem Liebsten zurückkehren? Oder konnte er, Koja, seine Freundin zum Bleiben überreden?
    Am nächsten Morgen brach Koja in alle Frühe zur Lichtung auf. Er trottete über den eisigen Boden. Der Wind stach ihm wie mit Messerklingen ins Gesicht, die Bäume waren kahl. Wenn der Jäger den Tieren weiter auflauerte, würden sie den Frühling nicht mehr erleben. Dann wären die Wälder von Polwost wie leergefegt.
    Schließlich erschien die Gestalt Sofijas in der Ferne. Koja war versucht, ihr entgegenzulaufen, beherrschte sich aber. Beim Anblick ihrer geröteten Wangen und des Grinsens unter der Kapuze ihres grausigen Mantels tat sein Herz einen Satz.
    »Und?«, fragte er, als sie leichtfüßig und lautlos wie immer auf die Lichtung trat. Sie hinterließ fast keine Spuren, weil diese von der Mantelschleppe verwischt wurden.
    »Komm her«, sagte sie mit einem Glitzern in den Augen. »Setz dich zu mir.«
    Sie breitete eine Wolldecke auf dem umgestürzten Baum aus und öffnete ihren Korb. Sie holte etwas von dem köstlichen Käse, einen Laib Schwarzbrot, eingelegte Pilze und eine mit Honig glasierte Stachelbeertorte heraus. Dann streckte sie Koja die Faust hin. Er stupste sie mit der Schnauze an. Sie öffnete ihre Finger.
    Auf ihrer Handfläche lag ein winziges Stoffbündel, das mit blauem Zwirn und einem Knochenstück verschnürt worden war. Es roch faulig.
    Koja atmete auf. »Ich habe schon befürchtet, er würde aufwachen«, sagte er schließlich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Er lag noch in tiefem Schlaf, als ich das Haus heute früh verlassen habe.«
    Sie schnürten den Talisman auf und betrachteten den Inhalt: ein kleiner, goldener Knopf, getrocknete Kräuter und Asche. Der Zauber, den all dies bewirkt hatte, blieb für ihre Augen unsichtbar.
    »Glaubst du wirklich, dass er seine Macht diesem Bündel zu verdanken hatte, Fuchs?«
    Koja stieß die Überreste des Talismans fort. »Tja, jedenfalls nicht seinem Verstand.«
    Sofija lächelte und holte einen Krug Wein aus dem Korb. Sie schenkte sich etwas ein und füllte eine kleine Schale, aus der Koja schlabbern konnte. Sie aßen den Käse und das Brot und die ganze Stachelbeertorte.
    »Es wird bald schneien«, sagte Sofija, die zum grauen Himmel aufsah.
    »Kehrst du nach Balakirew zurück?«
    »Dorthin zieht mich nichts mehr«, sagte Sofija.
    »Dann bleibst du also, bis es schneit.«
    »Mindestens.« Sofija goss noch etwas Wein in die Schale. »Erzähl mir noch einmal, wie du die Hunde überlistet hast, Fuchs.«
    Also erzählte Koja die Geschichte von den dummen Hunden und fragte im Anschluss, welchen Wunsch Sofija gehabt hätte. Irgendwann fielen ihm die Augen zu und er schlief ein, den Kopf in den Schoß des Mädchens gebettet. Zum ersten Mal, seit seine allzu schlauen Augen das Licht der Welt erblickt hatten, war er glücklich.
    Beim Erwachen spürte er, wie sich Sofijas Messer langsam unter den Pelz auf seinem Rücken bohrte. Und als er sich entwinden wollte, stellte er fest, dass seine Pfoten gefesselt waren.
    »Warum?«, japste
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