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Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)

Titel: Grimm 2: Die Schlachtbank (German Edition)
Autoren: John Passarella
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unbekanntes Konzept wie Diskretion, wie Monroe wusste. Wie groß war die Motivation des Mannes, sein Verhalten und sein ganzes Leben zu ändern? Für jemanden, der derart daran gewöhnt war, jedem Verlangen nach Blut nachzugeben, würde das Leben als geläuterter
Blutbader
die Hölle sein.
    Doch Monroe hatte ihm nun einmal Hilfe angeboten.

K APITEL V IER
    Schon lange, bevor ihre Welt auf den Kopf gestellt worden war, indem sie von den
Wesen
und den Grimms, die diese jagten, erfahren hatte – und davon, dass ihr Freund Nick Burkhardt der letzteren, deutlich kleineren Gruppe angehörte –, hatte Juliette Silverton Trost in der vertrauten Umgebung der Roseway-Tierklinik gefunden, in der sie arbeitete.
    Wenn sie zusammen mit Zoe und Roger vor der Arbeit im Empfangsbereich Kaffee trank und plauderte, fing ihr Tag bereits richtig gut an. Danach untersuchte sie ihre tierischen Patienten, die die Nacht in einem der vielen Käfige im hinteren Klinikbereich verbracht hatten, und tröstete die Haustiere, die lieber zu Hause wären. Sie mochte es, die liebevollen Haustierbesitzer kennenzulernen und ihre vierbeinigen Freunde zu untersuchen. Selbst die Behandlung von Krankheiten oder Unfallfolgen war sehr befriedigend, da sie wusste, dass sie den Tieren und ihren Besitzern half, die Gesellschaft des anderen zu genießen. Doch für einige Krankheiten gab es kein Heilmittel, und manche Unterhaltungen drehten sich zwangsläufig darum, dass ein Leben beendet werden musste, weil der Schmerz nicht mehr zu lindern war. Diese Tage waren die Hölle.
    Juliette beugte sich auf ihrem Schreibtischstuhl vor und klappte den Ordner zu, der die Ausdrucke mit Roxy Bremmers Testergebnissen enthielt. Als die Bremmers ihren sechsjährigen Labrador hergebracht hatten, wies er erschreckende Symptome auf: Erbrechen, Appetitverlust, Lethargie. Jetzt waren Juliettes Befürchtungen bestätigt worden. Die Blutwerte besagten, dass Roxy unter Azotämie litt, ihre Blut-Harnstoff-Stickstoff- und Kreatininwerte erhöht waren, was zu einer Nierenbeckenentzündung oder Vergiftung passte. Nun musste sie der Familie wohl oder übel die schlechten Nachrichten überbringen.
    Sie seufzte und presste die Fingerspitzen an die Stirn.
    Nachdem sie sich einige Augenblicke gesammelt hatte, stand sie auf und versuchte, ihren weißen Laborkittel ein wenig zu glätten. Sie starrte den Ordner mit den verdammten Testergebnissen noch einmal an, nahm ihn dann vom Schreibtisch und verließ ihr Büro, um durch den kurzen Flur zum Untersuchungszimmer zu gehen, in dem die Bremmers auf sie warteten.
    Als sie die Tür öffnete, standen sie auf beiden Seiten des Untersuchungstischs aus rostfreiem Stahl, Barry mit dem schütteren Haar auf der linken und die blasse Melinda auf der rechten Seite, beide mit einer Hand in Roxys Fell und mit einem betretenen Gesichtsausdruck. Roxy wedelte einmal zur Begrüßung und ein zweites Mal, als Juliette ihr den Kopf tätschelte, auch wenn sie das sehr anzustrengen schien. Juliette hatte erwartet, auch Logan, den Sohn im Teenageralter, hier anzutreffen, und sie war froh, dass er nicht mitgekommen war. Kinder und Teenagern traf eine solche Nachricht immer am schwersten. Vielleicht fiel es ihnen aber auch nur leichter, ihre Gefühle über den Tod eines Haustiers in der Öffentlichkeit zuzulassen. Roxy hatte den Jungen ein Drittel seines Lebens begleitet, daher war es gut, dass ihm wenigstens dieses Detail erspart blieb.
    Bevor sie den Mund öffnete, spürte Juliette, dass sie automatisch ihren professionellen Gesichtsausdruck aufsetzte. Diese klinische Distanziertheit war notwendig, wenn ein Arzt einem Patienten oder, wie in diesem Fall, den Besitzer eines Patienten mitteilen musste, dass ihm die Optionen ausgegangen waren.
    „Melinda, Barry … Es tut mir so leid“, begann sie.
    Melinda Bremmer schlug sich die Hand vor den Mund, um ihren bestürzten Schrei zu unterdrücken.
    So viel zur professionellen Maske
, dachte Juliette.
Ich kann zwar meine Gefühle, aber nicht die Wirkung meiner Worte verschleiern.
    „Was … Was ist es?“, fragte Barry, nachdem er sich geräuspert hatte.
    „Ich habe die Testergebnisse“, sagte Juliette. „Leider deutet alles auf Nierenversagen hin.“
    „Aber … wie?“, wollte Melinda wissen. „Was hat das zu bedeuten?“
    „Der Grund dafür ist vermutlich eine Niereninfektion“, teilte ihnen Juliette mit. „Oder eine Vergiftung …“
    „Eine Vergiftung?“, hakte Barry mit gerunzelter Stirn nach. „Hat jemand
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