Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
darüber, was für ein chauvinistisches Lied es war. Eine Frau nach der anderen ...
    Er spürte Janes Hand auf seinem Arm. Sie räusperte sich und sagte: »Woran denken Sie?«
    »An nichts.« Er lächelte.
    »Dafür war das aber ein langes Schweigen.« Ihr Lächeln war nicht gerade überzeugend. Sie war nervös.
    »Na gut, ich habe an die ganzen Mädchen gedacht, die ich je geliebt habe.«
    Jane wußte offenbar nicht genau, wo sie hinsehen sollte; ihr Blick wanderte durch das (für ihn) langweilige Zimmer, und sie fragte: »Waren es denn so viele?«
    Er legte ihr ganz sacht die Hände auf die Schultern. »Praktisch überhaupt keine. Ich mußte gerade an ein Lied von Kiss of Death denken - das Lieblingslied der Nachbarin über mir. Wobei ihr die Männer garantiert nicht abhauen. Sie läßt sie sitzen, wenn sie will.«
    Erneutes Schweigen, während dessen sie seine Hemdbrust zu studieren schien. »Das klingt ja entsetzlich endgültig.«
    Jury lächelte. »Ach, sie kann ja immer zu ihnen zurück, wenn sie Lust hat.«
    »Die Glückliche.«
    Er zog sie näher zu sich heran, aber nicht so nahe, daß ihre Körper sich berührten. »Ich kann Ihnen nicht viele solcher Nachmittage versprechen. Dies hier ist der erste seit Gott weiß wie langer Zeit, an dem ich nicht arbeite.« Er lächelte. »Aber einen freien Abend könnte ich ab und zu mal einrichten.«
    Er war überrascht, wie plötzlich und schnell sie ihm die Arme um den Hals schlang und wie fest sie ihn hielt; ihre Körper berührten sich nicht einfach, sie verschmolzen. Seine Stimme war sehr tief, als er sagte: »Soll ich nicht doch noch Teewasser aufsetzen?«
    Von seinem Bett aus konnte er durchs Fenster beobachten, wie über dem kleinen Park eine Schar Schwalben hochflog; sie trieben vor der Sonne wie brennende Blätter, die dunkler werden und sich kräuseln. Plötzlich stützte er sich auf beide Ellenbogen, so daß sie ihre Arme anders hinlegen mußte. Die Schwalben flogen höher, zogen Kreise, bildeten ein dunkles V und verschwanden. Aus irgendeinem Grund dachte er an einen Scheiterhaufen bei einer Leichenverbrennung; er dachte an Äneas.
    »Vestigiaflammae«, sagte Jury laut und unvermittelt.
    Sie verbiß sich ein Lachen. »Oje. Bitte kein Latein. Nach alldem nicht auch noch Latein.«
    Ihr kurzes Lachen klang irgendwie falsch. Es war nicht ihre Schuld, sagte er sich, aber er fühlte sich unwohl.
    Plötzlich angespannt, sah sie ihn an. »Hab ich was Falsches gesagt? Was ist los?«
    Anstelle einer Antwort legte er sich wieder hin und zog sie erneut zu sich herunter. Aber der falsche Ton hing in der Luft und konnte zu einem falschen Akkord werden. Als sie ihm das Gesicht zuwandte und es an seinen Hals drückte, fand er sich unhöflich, weil er nichts sagte. »Das hat die Königin von Karthago gesagt, als sie Äneas zum erstenmal gesehen hat. >. nah spür ich die Glut meiner früheren Liebe.<«
    Er versuchte, den falschen Ton abzuschütteln, die böse Vorahnung. Aber das Fenster war ein leeres weißes Quadrat, das Licht der Sonne verschwunden und der Park verlassen.
Erster Teil - Die Glut unserer früheren Liebe
    Melrose Plant fühlte sich wie Lambert Strether und sah über den Rand der Gesandten , die er sich extra für diese Reise gekauft hatte, in Richtung Adria.
    Neben ihm ließ Trueblood sein Buch zuklappen und seufzte. »Was für ein Reißer!«
    Melrose kniff die Augen fast zu. »Das habe ich auch noch nie erlebt - daß jemand den Tod in Venedig als Reißer bezeichnet. Warten Sie, bis Sie zum Schluß kommen, wo Aschenbach in seinem Liegestuhl stirbt.« Er sah auf die buntgestreiften Strandkörbe. Kein Liegestuhl weit und breit.
    »Da bin ich schon, alter Junge. Ich gebe ja zu, das mit der Pest ist nicht gerade lustig, aber dann kommt der wunderschöne Jüngling und steht am Meer. Diese ausdrucksvolle, sonnendurchflutete Schilderung.«
    »Nehmen Sie den orangen Schal ab. Er ruiniert die ganze Wirkung«, sagte Melrose. Sie trugen beide Weiß - ArmaniWeiß. Glücklicherweise machte der Designer auch naturweiße Kleidung, denn Trueblood hatte gesagt, nur über Melroses Leiche würde er Weiß tragen.
    Dieser lächerliche Streit hatte in der Calle dei Fabbri hinter San Marco stattgefunden. Trueblood war plötzlich stocksteif stehengeblieben und hatte einen Zusammenstoß von vier schwarzverschleierten alten Frauen verursacht, die sie darauf mit italienischen Beschimpfungen überschüttet hatten.
    Die Giorgio-Armani-Boutique. Trueblood starrte mit solch inbrünstiger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher