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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht
Autoren: Unbekannter Autor
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ab.« Der Junge lachte.
    »Keine Sorge, Kumpel, keine Sorge.«
    Er stopfte sich das Telefon hinten in den Gürtel; seine Schuljacke würde kaum ausbeulen, und wegen des Fernglases brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Offiziell untersuchte er das Migrationsverhalten von Zugvögeln.
    Er kletterte vom Baum und ließ sich das letzte Stück herabplumpsen. Als er sich die Hosen abklopfte, sah er hoch und erblickte seinen Biologielehrer.
    »Sir«, sagte er ruhig und selbstbewußt.
    »Guten Tag!«
    Der Junge hielt das neue grüne Blatt hoch. »Wenn man genau hinsieht, stellt man fest, daß die Blattadern immer völlig anders aussehen.«
    Der Lehrer besah es sich mißtrauisch. »Kann ich eigentlich nicht finden. Aber du offenbar. Interessante Theorie.«
    »Danke, Sir. Ich bin fertig. Jetzt muß ich nur noch die Ergebnisse aufschreiben.«
    »Ich werde es mit Interesse lesen.«
    »Sir.« Er beobachtete, wie der Biologielehrer nachdenklich davonging, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Ein netter Mann. Nicht sehr helle, aber nett.
    Er betrachtete das Blatt und warf es weg.
    Für ihn sahen alle Blätter gleich aus.
    Der Junge sass an einem runden Tisch in einem der hinteren Räume im Rose and Crown. Sie spielten zu sechst Straight Poker. Ned Rice war auch dabei.
    Die anderen vier betrachteten es als guten Witz, daß sich der Junge offensichtlich für einen erstklassigen Spieler hielt. Er war weder schlecht noch gut. Seit acht Monaten spielte er regelmäßig mit ihnen (außer in den Schulferien) und hatte vielleicht ein Dutzend den Pot gewonnen.
    Er war draufgängerisch und prahlte gern mit seinen Reisen in die Staaten, immer nach Las Vegas (das er nur »Vegas« nannte) zu einem reichen Onkel, angeblich ein »heißer Typ« in einem Club namens Mirage.
    Und immer spielte er mit US-Dollar, nie mit Pfund Sterling.
    Das hatte sie nun wieder richtig ins Grübeln gebracht.
    Allan Blythe, ein Arzt vom National Health Service, der schwarz Privatpatienten behandelte und das Geld in die eigene Tasche steckte, hatte ihn gefragt, warum zum Teufel er das Geld nicht zur Bank trug und in Pfund Sterling umtauschte.
    »Weil die hiesigen Banken keine fremden Währungen annehmen. Soll ich etwa bis nach London fahren, nur um Geld zu wechseln? Das soll ja wohl ein Witz sein. Ich gebe euch sowieso einen besseren Kurs als die Bank.«
    Als er das erstemal mit seinen Dollars und Ned Rice aufgetaucht war, hatten sich die anderen vier fast krankgelacht. Frankie Fletcher kannte einen Schmalspurgeldfälscher, und erst als dieser ein paar der Banknoten überprüft hatte, ließ er den Jungen spielen. Die Scheine aus seinen eigenen Gewinnen brachte Frankie einoder zweimal im Monat zu seinem Kumpel. Sie überprüften sie immer; sie waren echt.
    Mittlerweile hatten sich die anderen an den Burschen gewöhnt. Für sie hatte es einen gewissen Reiz, einen Schuljungen am Tisch zu haben, der einmal die Woche mit den anderen in die Stadt kam, um ins Kino zu gehen. Der Knabe hier bekam allerdings keinen einzigen Film zu sehen. Weil er kein ernsthafter Konkurrent war und nicht schummelte (sie hatten ihn sehr genau beobachtet), behandelten sie dieses kleine Großmaul mit seinem reichen Onkel in Vegas und seinen prahlerischen Amerikanismen langsam wie eine Art Maskottchen.
    Eines fiel ihnen auf: Immer wenn die Einsätze gering waren, paßte er und sagte, er spiele nicht um »’nen Appel und ’n Ei«. Frankie Fletcher schnaubte verächtlich. »Sieht aus, als hättest du von deinem Onkel kein Stück gelernt.«
    »Mit dir jedenfalls würde er kurzen Prozeß machen«, sagte der Junge wütend.
    »Immer mit der Ruhe, war nicht bös gemeint, Kleiner.« Frankie beugte sich vor, als der Junge das Geld wechselte, einen Zwanzigdollarschein einsteckte und zwei Fünfpfundnoten sowie ein paar amerikanische Dollar rauszog. Dann erhöhte er gegenüber Frankie um einen Fünfer.
    Allan Blythe (der größte Geizkragen am Tisch) verfolgte das Dollar-zu-Pfund-Verhältnis genau und paßte auf, daß der Junge sich tatsächlich nach einem Kurs richtete, der »besser als der der Bank« war. Er überprüfte sogar die Kursschwankungen, um sicherzugehen, daß sie ihre fünf Prozent mehr bekamen.
    Frankie gewann das Spiel mit nur zwei Zehnen. »Was hast du bloß vor, Kleiner?« lachte er.
    Sie spielten noch eine Stunde - heiße Typen gibt’s hier nicht, lachte Ned Rice -, der Junge wechselte wieder und sagte gleichzeitig die Farbe an. Er legte einen Zwanziger in den Pot, zog ein paar
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