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Gretas Entschuldigungen

Gretas Entschuldigungen

Titel: Gretas Entschuldigungen
Autoren: Anu Stohner
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morgen musst du wieder gesund sein! Vielleicht nicht gleich morgens, aber am Nachmittag!
    UNBEDINGT!
    Oder willst du deine allerallerbeste Freundin allein mit zwei Jungs Eis essen gehen lassen? Die sich womöglich doch zoffen?
    DAS GEHT GAR NICHT!
    Trink heiße Zitrone und zieh deinen dicksten Pullover an! Hast du Fieber? Wenn du Fieber hast, leg dich ins Bett, schwitzen!
    DU MUSST GESUND WERDEN!
    Nur für morgen. Am Mittwoch kannst du wieder so krank sein, wie du willst.
    BITTE!!!!!!!!!!!!!!!!!
    Okay, ich reg mich schon ab.
    Willst du wissen, wie es heute Morgen in der Schule war? Eigentlich gar nicht so schlimm.
    Oder erst doch. Weißt du, wen wir als Vertretung für Frau Hoffmann hatten? ..................... Den Direktor! Und weißt du, was er gemacht hat? Er hat dauernd Lukas drangenommen, im Rechnen auch, und die Aufgaben waren ganz schön fies.
    Zum Beispiel, wie viel Heftpflaster braucht man für 7 Kratzer an der Stirn, wenn man für einen Kratzer 8 Zentimeter braucht, und wie viel ist noch übrig, wenn man am Anfang 1 Meter Heftpflaster hatte?
    Lukas hat gesagt, bei ihnen zu Hause hätten sie nur so Fertigpflasterteile, aber das hat der Direktor nicht gelten lassen. „In der Schule rechnen wir mit dem Heftpflaster am Stück, das die Sanitäter benutzen", hat er gesagt. Es war echt gemein.
    Aber komisch: Als wir nach der letzten Stunde zu ihm mussten, war er auf einmal richtig nett. Ehrlich. Er hat gefragt, ob wir Wasser wollen oder lieber Saft, und erst wussten wir gar nicht, was wir sagen sollen. Aber dann haben wir Saft gesagt, und es war gar kein Saft da, und das fand er unglaublich lustig. Wenn wirwieder mal sein halbes Kolleguum außer Gefecht setzen, sollen wir vorher Bescheid sagen, dann sieht er zu, dass genug Saft da ist, hat er gesagt, und wie wir nicht gleich kapiert haben, dass es ein Witz sein soll, hat er sich Kaffee über den Ärmel geschüttet vor Lachen. Lukas und ich haben dann Wasser genommen.
    Hast du gewusst, dass alle Lehrer zusammen Kolleguum heißen? Und dass der Direktor von unserer Schule ein Witzbold ist?
    Wie er dann wieder ernst war, hat er gesagt, dass wir so was nie wieder machen sollen, aber das brauchen wir ja sowieso nicht, wo Lukas jetzt immer lernen will.
    Lukas war genauso süß, wie er versprochen hatte. Es wäre alles nur seine Schuld, und dass er in Zukunft mehr für die Schule macht, und dass der Direktor ihn ruhig bestrafen soll, aber mich nicht, weil ich ja für die Rechenarbeit gelernt hatte.
    Aber damit war der Direktor nicht einverstanden, schließlich könne einer allein keine Schnur spannen, jedenfalls nicht so, dass andere Leute drüberstolpern. Doch, hab ich gesagt, wenn er sie zum Beispiel am Treppengeländer festbinden würde, und der Direktor hat sich an sein Pflaster an der Stirn gefasst und gesagt, ich soll mich bloß nicht unterstehen.
    Jedenfalls kriegten wir dann beide die Strafe, nämlich wir müssen dem Hausmeister tragen helfen, wenner es mit seinem gebrochenen Arm allein nicht schafft. Gleich morgen zum Beispiel kämen 50 Zentner Briketts, die müssten schnell in den Keller, hat der Direktor gesagt. Es war natürlich wieder ein Witz, nur Lukas hat es nicht kapiert, da hat sich der Direktor noch mal mit Kaffee bekleckert. Aber sonst war das mit dem Tragenhelfen ernst gemeint. Immer in der großen Pause und nach der Schule müssen wir fragen, ob was ist. Heute war aber noch nichts.
    Der Hausmeister sieht aus wie immer, nur mit oben eingewickeltem Kopf und einem verbundenen Arm, der nicht in seinen Kittel passt. Wie wir ihn gefragt haben, ob was ist, wo wir ihm tragen helfen können, hat er den Kopf geschüttelt, aber nur ganz kurz, dann hat er das Gesicht verzogen. Wahrscheinlich hätte er lieber Nein sagen sollen mit seinem Kopf. Aber wie ich ihn gefragt habe, ob er meinen Brief bekommen hat, hatte er’s schon wieder vergessen und hat genickt. Wahrscheinlich muss man sich auch an leichte Gehirnerschütterungen erst gewöhnen.
    Aber sonst hat er sich über meinen Brief gefreut, hat er gesagt. Es wäre nett, dass ich mich entschuldige, aber noch lieber wäre es ihm, wenn ich in Zukunft nicht mehr auf solche gefährlichen Ideen käme. In seinem Alter könne er sich nicht mehr viele solche Sturzflüge leisten. Hast du gewusst, dass er schon so alt ist?
    Frau Hoffmann und Herr Blaschke hatten ihre Briefe auch schon gekriegt. Der Direktor hatte mit ihnen telefoniert, und sie hatten es ihm erzählt.
    Stell dir vor, Frau Hoffmann kommt am Mittwoch schon
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