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Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe

Titel: Green, Simon R. - Todtsteltzers Erbe
Autoren: Todtsteltzers Erbe
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nicht gut genug
war? Wenn man weiß, dass man nicht mehr zuwege
gebracht hat, als den Status quo aufrechtzuerhalten?
Ich habe es gehasst, König zu sein, vom ersten Tag
an, an dem sie mir die Krone auf den Kopf geknallt
und mich mit den Ketten der Pflicht an den Thron
gefesselt haben. Ich habe es nur so lange durchgehal
ten, weil deine Mutter die Rolle der Königin so sehr
liebte. Und weil ich dir, solange ich konnte, diese
Bürde ersparen wollte. Damit du wenigstens von der
Freiheit kosten konntest, die ich nie hatte. Du spa
zierst in eine mit Samt gefütterte Falle, Douglas. Und
ich kann nichts tun, um dich zu retten.«
Douglas hatte nicht den leisesten Schimmer, was
er sagen sollte. Noch nie in all der Zeit, von Douglas’
Kindertagen bis ins Mannesalter, hatte sich sein Va
ter ihm so geöffnet. Sie beide waren nie Menschen
gewesen, die das herzliche Einvernehmen pflegten.
Und jetzt … das alles klang sehr nach einem alten
Mann, der verzweifelt die nötigen Dinge zu sagen
wünschte, solange er noch Zeit dafür hatte. Douglas
wünschte sich, es hätte ihn mehr berührt. Beiden El
tern hatte er sich nie nahe gefühlt. Stets hatten sie ihn
auf Distanz gehalten, vielleicht aus Angst, noch ein
Kind zu verlieren, das sie liebten. Sie waren immer
für die Öffentlichkeit da, aber nie für ihn. Ein weni
ger gut angepasster Mann hätte darauf mit Bitterkeit
reagiert. Und jetzt zu erfahren, dass das alles auf Ab
sicht beruht hatte, damit er seine eigene Entwicklung
nehmen konnte und nicht das Gleiche erleben musste
wie sein Vater, der sich also auf seine eigene Art
doch etwas aus dem Sohn gemacht hatte!
Douglas suchte immer noch nach passenden Wor
ten, als eine vertraute Stimme seinen Namen rief.
Dankbar drehte er sich um, nur zu bereit, sich auf
jede Ablenkung einzulassen; und dort marschierte
über das Parkett des Hofes hinweg der Paragon Le
wis Todtsteltzer auf ihn zu, der derzeitige Träger ei
nes stolzen und alten Namens. Douglas lief die Stu
fen hinunter, ließ die Throne zurück, und die beiden
alten Freunde schüttelten sich voller Wärme die
Hand. König William sah ihnen zu und bemühte
sich, seine Ungeduld zu zügeln, während sich Lewis
und Douglas einander auf den aktuellen Stand brach
ten, was ihnen beiden in den wenigen Wochen der
Trennung widerfahren war. Jeden anderen hätte der
König kurz abgefertigt und wie einen begossenen
Pudel davongejagt, alter Freund hin, alter Freund her,
aber bei Lewis war das etwas anderes. William
schätzte den derzeitigen Todtsteltzer.
Lewis’ Gesicht war eines der bekanntesten aller
Paragone. Breit, grob geschnitten, hässlich. Auss
drucksstark, aber bereits von den Spuren vieler harter
Schläge gezeichnet. Der Todtsteltzer hatte sich nie
die Mühe gemacht, sich auch nur der simpelsten
kosmetischen Korrektur zu unterziehen und aus sei
nem Gesicht etwas … na ja, Markigeres zu machen,
wenn auch nicht wirklich gut aussehend. Soweit
Douglas wusste, war Lewis nie auch nur auf die Idee
gekommen. Der Todtsteltzer war klein und stämmig
und recht muskulös, Letzteres aus freier Entschei
dung und Training, nicht via Abkürzung Bodyshop;
außerdem war er dermaßen breitschultrig, dass er im
passenden Licht fast so breit wie groß wirkte. Das
pechschwarze Haar trug er militärisch kurz geschnit
ten, vor allem, damit er keinen großen Aufwand da
mit treiben musste; er rasierte sich, wenn es ihm ein
fiel, blickte aus erstaunlich sanften braunen Augen
und lächelte immer nur kurz, wenn auch strahlend
hell.
Lewis war gerade mal in den späten Zwanzigern,
verbreitete aber schon eine gewisse Gravität, die ihn
älter, klüger, sogar gefährlicher wirken ließ. Seine
Paragon-Rüstung saß nur nachlässig, und immer
stand hier oder da eine Schnalle offen, ohne dass er
dadurch nur einen Zoll weniger professionell gewirkt
hätte. Er wies große Hände mit schweren Knöcheln
auf, und sie entfernten sich nur selten weit von den
Waffen, die er an den Hüften trug. Er machte einen
… kompetenten Eindruck. Wo er auch auftauchte
und welche Aufgabe sich ihm auch stellte, Lewis er
weckte stets den Anschein, genau zu wissen, was er
tat. Dafür beneidete ihn Douglas von jeher, und es
hätte ihn über alle Maßen erstaunt, hätte er gewusst,
dass es Lewis ihm gegenüber ganz ähnlich ging.
Seit fast zehn Jahren schon waren sie enge Freun
de und Waffengefährten. Ihre Erfolgsliste an zur
Strecke gebrachten Schurken war unerreicht von
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