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Grazie

Grazie

Titel: Grazie
Autoren: Chelsea Cain
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die Vereinbarung geplatzt. Und das nächste Mal benutze ich eine
Waffe.«
    »Also keine Pillen mehr?«, fragte sie.
    »Keine Pillen mehr.«
    Henry beugte sich näher, um jedes Wort zu hören.
    »Ich stelle mir dich gern vor, wie du nicht in der Lage bist,
dein Leiden zu beenden«, sagte sie.
    »Ich stelle mir dich gern vor, wie du nicht in der Lage bist,
dein Verlangen nach Blut zu stillen«, sagte er.
    Sie lachte. Er mochte den Klang ihres Lachens. Es erinnerte
ihn an Filmstars der Vierzigerjahre. »Ich habe unseren romantischen
Ausflug sehr genossen«, sagte sie in flirtendem Tonfall.
    Archie sah Henry an. Henry zog seine dichten Augenbrauen hoch.
    »Wenn du dich stellst«, sagte Archie zu Gretchen, »komme ich
dich jeden Tag besuchen.«
    »Klingt verlockend«, sagte Gretchen. »Aber der Preis ist zu
hoch. Bis später, Liebling.«
    »Bis später«, sagte Archie.
    Archie drückte die Aus-Taste und gab Henry das Telefon zurück.
    »Gretchen lässt grüßen«, sagte Archie.
    Sie hatten einen der Volontäre an Parkers
altem Schreibtisch untergebracht. Parkers Frau war gekommen und hatte
sein ganzes Zeug zusammengepackt und weggeschafft. Die Blumen waren
verschwunden. Susan hatte seine Tasse gestohlen, sie stand nun, mit
Stiften gefüllt, auf ihrem Schreibtisch. Sie hatte ihre Mutter endlich
dazu gebracht, vom Arlington wieder nach Hause zu ziehen. Bliss
verkündete, sie strebe eine Mitgliedschaft an, aber Susan wusste nicht,
wie ihre Mutter den Aufnahmeausschuss des Clubs überzeugen wollte.
    Ihren Buddha hatte sie noch immer nicht zurückbekommen.
    Derek erschien und setzte sich auf die Kante von Susans
Schreibtisch. Sie waren beide auf Parkers Job als Polizeireporter aus.
»Wie ich höre, bringen sie die Molly-Palmer-Geschichte«, sagte er.
    Susan grinste. »Das Geständnis des Bürgermeisters hat das
Klima verändert«, sagte sie.
    Derek streckte ihr die Hand hin. »Parker wäre stolz«, sagte er.
    Susan nahm die Hand und schüttelte sie. »Danke.«
    Derek hielt inne und blickte zu Boden. »Hast du dich mal
gefragt, wieso Parker an jenem Morgen mit Lodge zusammen war?«
    »Ich denke, Lodge wollte seine Sicht der Dinge dargestellt
sehen«, sagte Susan. »Er wird Parker ein Exklusivinterview angeboten
haben.«
    »Er wollte dir deinen Knüller wegschnappen«, sagte Derek.
    Susan streckte die Hand aus und rückte Parkers alte Tasse
zurecht. »Ich weiß«, sagte sie.
    »Bist du nicht sauer darüber?«
    Susan zuckte mit den Achseln. »Er war Reporter.«
    Derek sah auf seine Uhr. »Hast du Lust, auf einen Drink zu
gehen?«, fragte er.
    »Nein«, sagte Susan.
    »Kaffee?«
    »Nein.«
    »Eine Flasche Wasser?«
    »Nein«, sagte Susan. Sie hatte sich heute Morgen im Spiegel
gesehen. Der Verband, die blauen Augen. Es sah nicht hübsch aus. »Ich
geh mit dir ins Bett«, sagte sie, »aber ich will mich gefühlsmäßig auf
nichts einlassen.«
    »Okay«, sagte Derek.
    Susan lächelte. »Hast du ein Bett?«, fragte sie und dachte an
die Hängematte.
    »Ja«, sagte er. »Und eine Klimaanlage.«
    »Toll«, sagte sie.
    Der Forest Park war hübsch im Sommer. Eine
leichte Brise kitzelte die Blätter, der Bach murmelte und mahlte, Vögel
zwitscherten.
    Archie saß auf dem Boden nicht weit von der Stelle, wo sie
Heather Gerbers Leiche gefunden hatten. Er hatte unermüdlich an diesem
Fall gearbeitet. Seine Bemühungen hatten dazu geführt, dass Gretchen
Lowells Signatur identifiziert und die erste Soko Beauty Killer ins
Leben gerufen worden war. Henry hatte gedacht, dass sich Archie so
engagierte, weil es sein erster Mordfall war. Aber das war nicht der
Grund. Es lag nicht einmal daran, dass Heather eine Ausreißerin und
Prostituierte gewesen war und sich niemand außer Archie für sie
interessierte.
    Ihr Ring war schuld gewesen. Er war im geschwollenen Fleisch
ihrer gebrochenen Hand eingebettet. Ein silberner irischer
Claddagh-Ring, an der rechten Hand mit dem Herz nach außen weisend
getragen, was anzeigte, dass sie noch auf der Suche nach einem Liebsten
war.
    Er stand auf, wischte sich den Schmutz von der Hose und ging
zum Wagen. Henry wartete auf dem Fahrersitz und hörte Radio.
    »Bist du so weit?«, fragte Henry.
    Archie schnallte sich an, während Henry aus dem Parkplatz am
Eingang zum Park fuhr. Er hatte immer noch Schmerzen von seiner
geschwollenen Leber, und er war ständig erschöpft, aber Fergus hatte
ihn auf fünf Tabletten pro Tag heruntergebracht. »Ja«, sagte er.
    »Und?«, sagte Henry. »Hast du dich genug bestraft für
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