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Grappa und die Toten vom See

Grappa und die Toten vom See

Titel: Grappa und die Toten vom See
Autoren: G Wollenhaupt
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dass Golombeck gestanden hatte, die Attacke auf Frau Schmitz in Auftrag gegeben zu haben.
    »Er habe sie allerdings nicht tot sehen wollen. Es sei nur um einen Denkzettel gegangen. Frau Schmitz habe ihn wegen Tierquälerei angezeigt. Und als der Strafbefehl der Staatsanwaltschaft gegen ihn verhängt wurde, sei er sehr wütend gewesen.«
    »Dieser miese Drecksack!«, entfuhr es mir.
    »So werden Menschen, wenn sie sich von der Gesellschaft benachteiligt fühlen«, dozierte Kleist. »Golombeck hält sich für einen Herrenmenschen, aber niemand erkennt das an. Bei den Nazis findet er so was wie Geborgenheit und Kameradschaft. Golombeck kennt SS-Eddi seit vierzig Jahren. Die beiden waren auf derselben Schule.«
    »Aha.«
    »Ja, das ist gut für uns. Wir werden Golombeck Straffreiheit in Sachen Schmitz zusichern, wenn er über die Bombe und Schaberl auspackt. Angeblich weiß er eine Menge.«
    »Das kannst du nicht machen!«, regte ich mich auf. »Frau Schmitz wäre fast gestorben! Der Kerl gehört weggesperrt.«
    »Ich weiß, Maria. Aber wenn die Bombe gezündet hätte, wären viele Menschen getötet und verletzt worden. Wir müssen Prioritäten setzen.«
    »Wahrscheinlich kommt der Golombeck anschließend noch ins Zeugenschutzprogramm«, fauchte ich. »Kriegt auf Kosten des Steuerzahlers eine neue Identität und ein paar hunderttausend Euro als Startkapital …«
    »Reg dich ab«, unterbrach Kleist. »So weit sind wir noch lange nicht.«
    »Dann soll er seine Alte aber gefälligst mitnehmen«, fuhr ich fort. »Damit sein neues Leben nicht ganz so entspannt wird.«
    »Nein. Eine seiner Bedingungen für die Kooperation ist, dass seine Frau nichts davon erfährt. Er will sich von altem Ballast befreien – so hat er es ausgedrückt.«
    Alter Ballast. Ich musste grinsen. Ein hübsches Wort für die Ehe. Und für diese schreckliche Frau.
    Die Mörder lächeln in die Kamera
    Unser Ziel war der Hauptbahnhof. Ein Bote hatte Motte einen Schlüssel für ein Fach zugestellt. Pöppelbaum hatte Baseballkappe und Sonnenbrille angelegt und Motte in seinem Hotel mit dem geöffneten Geldkoffer fotografiert.
    Der Waffenhändler saß nun im Taxi. Wir folgten. In der Stadt stießen wir auf den üblichen Stau vor den üblichen Baustellen und blieben stecken.
    »Glaubst du, dass der Typ im Bahnhof wartet und alles beobachtet?«
    »Nein. Motte hat keine Zeit vorgegeben bekommen. Der Erpresser bleibt zu Hause, bis er den Schlüssel zugeschickt kriegt, und kassiert in Ruhe die Kohle ab.«
    »Dann kann ich ja in Ruhe fotografieren«, freute sich Wayne.
    »Bleib lieber im Hintergrund«, meinte ich. »Vielleicht werden die Schließfächer doch beobachtet. Du hast doch ein Teleobjektiv dabei, oder?«
    »Nein, Grappa. Was ist das?«
    Ich grinste schief und gab Gas. Der Verkehr rollte wieder. Noch fünfhundert Meter bis zum Ziel. Auf dem Parkplatz waren zum Glück noch einige Buchten frei. Vor dem Haupteingang schoben Beamte der Bundespolizei Wache. Hoffentlich werden Max Motte und sein Koffer nicht untersucht, dachte ich. Wie sollte er denen die Million erklären?
    »Da hinten ist er!«, rief Pöppelbaum.
    Max Motte lief etwa fünfzig Meter von uns entfernt, passierte die beiden Polizisten, ohne sie anzusehen, und verschwand in der Vorhalle.
    »Die Schließfächer befinden sich gleich rechts hinter dem Fahrstuhl«, wusste Wayne.
    Er hatte die Fototasche im Auto gelassen und alles Notwendige in seiner Safarijacke verstaut. Auch ich hatte versucht, möglichst unauffällig zu erscheinen: die roten Haare unter einem Hut verborgen, Hose und Mantel in Rentnerbeige.
    Wir postierten uns so, dass wir die Schließfächer im Blick hatten. Motte entdeckte uns und nickte leicht. Er hielt den Schlüssel in der Hand. Wayne knipste aus der hohlen Hand. Motte schloss auf, öffnete die metallene Tür und nahm etwas aus dem Fach: einen Umschlag. Er schlitzte ihn auf und prüfte den Inhalt.
    Kurz darauf war die Aktion vorbei. Motte stellte den Aktenkoffer ins Fach, warf eine Münze ein, verriegelte den Schacht und ließ den Schlüssel in seiner Jackentasche verschwinden. Er sah sich ein letztes Mal um und schritt dann zügig zum Ausgang. Der erste Akt war gespielt.
    Er wartete in der Hotelbar auf uns. Motte saß an einem abgelegenen Tisch und hatte ein Glas Whisky vor sich stehen.
    »Und? Was haben Sie nun für einen Beweis, dass der Typ die gestohlenen Dokumente hat?«, platzte ich heraus.
    Er schaute mich an und ich erkannte, dass die Sache ihn mitgenommen hatte. Sein
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