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Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen

Titel: Grappa lässt die Puppen tanzen - Wollenhaupt, G: Grappa lässt die Puppen tanzen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
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Balkontür nach draußen. Kein Mensch da – nur Krähen und andere frühe Vögel kreisten über dem abgeernteten Feld.
    Er reichte mir das Glas und ich trank in kleinen Schlucken. Zeit gewinnen.
    »Du warst perfekt, Bernd«, nuschelte ich. »Der unscheinbare Freier, der sich in eine Nutte verliebt und sie erlöst. Leider hast du deine Rolle so gut gespielt, dass dir alle glaubten. Glauben wollten. Ist ja auch eine schöne Geschichte.«
    Hohlkötter lächelte. Mein Lob gefiel ihm.
    »Und dann die Fotos von dir und Zita im Kleingarten. Zum Herzerweichen. Die Enttäuschung, die sie dir angeblich bereitet hat. Du befreist sie vom Strich und sie hintergeht dich. Als Beweis, dass der Film entstanden ist, nachdem sie versprochen hat, nichts mehr zu machen, dient die Kette, die du ihr angeblich geschenkt hast. Dummerweise hast du aber das Armband übersehen, das sie vor fünf Monaten einer Freundin geschenkt hat. Zita besaß es längst nicht mehr, als sie mit dir zusammenzog. Der Film ist nicht entstanden, als sie bei dir wohnte. Der Film ist viel älter, als du behauptet hast.«
    »Nicht schlecht«, murmelte er.
    »Warum hast du dich überhaupt bei mir gemeldet, Bernd?«
    »Krüger hat mir dazu geraten, damit du aufhörst, im Internet nach mir zu suchen. Oder vielmehr Terminator. Dass du das warst, wusste ich ja nicht.«
    »So schlecht war die Idee ja nicht«, gab ich zu.
    Im Augenwinkel bemerkte ich ein Licht im Garten und eine Gestalt. Ich zuckte nicht mit der Wimper, obwohl ich Hoffnung schöpfte. Hohlkötter saß mir gegenüber, konnte also nicht nach draußen sehen. Ich musste ihn weiter beschäftigen.
    »Und dann deine Tätowierung. Kill. Donka hat sie gesehen, als du sie gequält hast. Und als du gestern die Flasche Bier auf den Tisch stelltest, war mir alles klar. Wer hat Zita umgebracht?«
    »Es war das Spiel. Irgendwann war sie eben tot.«
    »Und ihr habt sie in der Wohnung verrotten lassen.«
    Schatten auf dem Balkon, direkt vor der Glastür. Rede weiter, Grappa!
    »Und die andere? Cansu?«, quatschte ich. »Und wer war noch dabei? Siggi Lenz? Sein Cousin POM Krüger? Wer sind die anderen Kerle? Wer hat die ganze Kohle abgegriffen, die von den Internetspielern gezahlt wurde? Mach endlich dein verfluchtes Maul auf, Marko!«
    Er sprang vom Stuhl auf, der umfiel, und hob den Arm, um mich zu schlagen, doch er kam nicht dazu. Glas splitterte und zwei Polizisten mit Sturmhauben griffen zu.
    Ich sprang auf und trat Bernd Hohlkötter mit Wucht zwischen die Beine. Diesmal saß der Tritt und er stimmte ein infernalisches Geheul an. Memme!
    Der Notarzt sprühte eine antiseptische Lösung auf meine offenen Wunden und reichte mir ein eisgekühltes Gel-Päckchen für meine geschwollene Wange. So derangiert hatte mich Kleist noch nie gesehen, aber er ertrug es mannhaft.
    Hohlkötter war schon auf dem Weg in den Knast. So schnell würde ich ihm nicht mehr begegnen.
    Kleist blieb, und das war gut so. »Wie bist du drauf gekommen, dass Hohlkötter bei mir war?«, fragte ich.
    »Wir haben Hohlkötters Laube und das Haus seiner Mutter durchsucht. Sein PC lief noch, und als ein Kollege nachschaute, fand er das Online-Telefonbuch mit deiner Nummer und deiner Adresse auf dem Schirm. An dein Handy bist du nicht gegangen, das hat mich dann nervös gemacht. Und dann sah ich euch in der Küche sitzen.«
    »Ich danke dir«, murmelte ich. »Du hast mir das Leben gerettet. Er wollte mich umbringen – mit einem unserer schönen japanischen Messer.«
    »Etwa mit dem Kasumi?«, fragte Kleist mit Entsetzen im Gesicht.
    »Ich sollte mir eins aussuchen«, grinste ich. »Das Santoku wäre doch okay gewesen, oder?«

Mörder sind sie alle
    Am nächsten Tag meldete ich mich krank. Den Artikel über die Festnahme eines weiteren Verdächtigen in den Mordfällen Cansu Stojka und Zita Adonay sollte jemand anders schreiben.
    Die Schwellung in meinem Gesicht war zurückgegangen, doch ich hatte Kopfschmerzen. Ich warf zwei Pillen ein und legte mich wieder hin. Mir war alles egal. Nein, mehr als das. So musste man sich fühlen, wenn man sich gerade einen Schuss gesetzt hatte: total entspannt und glücklich.
    Abends las ich den Online-Artikel. Bärchen Biber hatte ihn geschrieben.
    Das Gericht hat gegen den festgenommenen Bernd H. einen Haftbefehl wegen des Verdachtes der mehrfachen Vergewaltigung, der schweren Körperverletzung mit Todesfolge, der Bedrohung, Nötigung, Zuhälterei, Erpressung und der Entführung erlassen.
    Von Mord war nicht die Rede. Aber
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