Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Grappa 11 - Grappa und das große Rennen

Titel: Grappa 11 - Grappa und das große Rennen
Autoren: Gabriella Wollenhaupt
Vom Netzwerk:
freigegeben, haben den Wagen aber benutzt. An den Reifen klebte Erde – Waldboden. Also wo waren Sie?«
    Nagel sah mich an, lächelte maliziös, nippte an seinem Sherry. Ich hielt den Atem an.
    »Ich bin ins Grüne gefahren«, antwortete er. »Frische Luft schnappen – ein paar Kilometer laufen. Ich hatte genug von stickigen Sälen, dummen Fragen und nervenden Genossen.«
    »Können Sie das beweisen?«
    Nagel lachte los. »Liebe Frau Grappa«, sagte er – noch immer heiter. »Ich glaube nicht, dass ich das beweisen muss. Sie haben zwar ein großes Talent zur Inquisition – aber warum sollte ich Ihnen antworten?«
    »Weil Sie mir antworten wollen«, sagte ich. »Sonst hätten Sie diesen Termin nicht vorgeschlagen, oder? Wenn es nämlich jemanden gibt, der für alles und jedes gute Gründe hat, dann sind Sie es. Habe ich Recht?«
    »Okay«, räumte er ein. »Fragen Sie – ich werde antworten.«
    »Mit wem waren Sie am Mittwochabend zusammen?«
    »Ich habe mich mit Gregor Gottwald getroffen. Wir haben über die Zukunft geredet.«
    »Über seine – oder Ihre?«
    »Über unser beider Zukunft. Hier – ich habe die Rechnung des Restaurants mitgebracht.«
    Ich schaute auf den Zettel. Nagel war offensichtlich gut vorbereitet. Da waren mehrere Bier, ein Westfälischer Wurstteller und ein Salat Niçoise aufgelistet, als Nachspeise hatte es zweimal rote Grütze gegeben.
    »Gottwald kann also bezeugen, dass er mit Ihnen am Mittwoch zusammen war?«
    »Natürlich.«
    »Wann waren Sie wieder in Bierstadt?«
    »Ich habe gegen 23.30 Uhr das Rathaus betreten. Zu welcher Uhrzeit wurde Lika umgebracht?«
    »Die Polizei geht von Mitternacht aus. Im Haus war eine Zeugin, die das bestätigt.«
    »Na also«, sagte Nagel zufrieden. »Dann wäre ich ja gerettet. Haben Sie noch weitere Fragen?«
    »Was haben Sie um diese Uhrzeit noch im Rathaus gemacht?«
    »Ich hatte einige Unterlagen vergessen, die ich brauchte, weil ich am anderen Morgen einen Vortrag vor dem Städtetag halten musste. Die habe ich geholt und sie mir zu Hause angesehen.«
    Das erneute Auftauchen des Kellners brachte für mich eine willkommene Pause. Das läuft dumm, Grappa, dachte ich und guckte angestrengt in die Karte. Dann bestellte ich das Übliche: Carpaccio vom Rind auf Ruccolasalat, Ravioli und Lammkarree mit Thymian. Nagel nahm einen Salat aus Artischocken, Gnocci und Lammrücken. Der Kellner trollte sich wieder.
    »Wussten Sie, dass Lika ein Kriegsverbrecher war?«
    »Ja. Ich habe Ihnen die Unterlagen zugeschickt.«
    »Warum?«
    »Das fragen Sie?« Nagel schien amüsiert. »Weil solche Ungeheuerlichkeiten in die Öffentlichkeit gehören! Ich wusste, dass ich bei Ihnen an der richtigen Adresse war, dass Sie nicht eher Ruhe geben würden, bis Lika zur Strecke gebracht sein würde. Publizistisch, meine ich.«
    »Woher hatten Sie die Unterlagen?«
    »Ich bin per Zufall darauf gestoßen. Ich kannte Lika natürlich, bin ihm bei einigen Veranstaltungen begegnet. Als in Bierstadt die Betreuungsstelle für Flüchtlinge eingeweiht wurde, gab mir ein Mitarbeiter einer Menschenrechtsorganisation Unterlagen über Verbrechen in Bosnien und im Kosovo. Ich hatte sie zunächst gar nicht näher angeguckt, doch irgendwann fielen sie mir dann wieder in die Hände. Ich habe Lika sofort auf dem Foto erkannt. Da habe ich die Polizei informiert und Ihnen die Sachen zukommen lassen.«
    »Und warum haben Sie Radic informiert?«
    »Radic? Sie meinen den Mann, der Lika umgebracht haben soll?«
    »Genau den«, nickte ich.
    »Ich habe Radic nicht informiert«, sagte Nagel überrascht. »Wie kommen Sie darauf?«
    »Sie haben ihm nichts zugeschickt? In die Klinik?«
    »Nein! Ich habe nur Ihnen und der Polizei die Dokumente zugänglich gemacht. Sonst niemandem.«
    »Wer wusste noch, dass Lika ein Kriegsverbrecher war?«
    »Meine Pressereferentin, mein Fahrer, meine Sekretärin und Gregor Gottwald.«
    »Gottwald?«
    »Ja. Er hielt es für eine gute Idee, Lika zu enttarnen – und er hielt Sie für die richtige Ansprechpartnerin.«
    »Radic hat die Protokolle zu Gesicht bekommen und ist dann zu Lika gefahren, um ihn umzubringen«, berichtete ich. »Doch er war nicht schnell genug. Als er ankam, hat er Lika tot in der Garage gefunden. Wer – verdammt noch mal – hat den Kerl umgebracht?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, Frau Grappa«, meinte Nagel. »Ich bemühe mich ja, Ihre Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, doch hier muss ich leider passen. Ich bin es jedenfalls nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher