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Grab im Wald

Grab im Wald

Titel: Grab im Wald
Autoren: H Coben
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war es auch Flieder oder Aubergine, irgend so ein Lilaton. Mit Farben kenne ich mich nicht so gut aus. Das Hemd hatte dieselbe Farbe wie der Anzug. Die Krawatte auch. Und das Einstecktuch. Und – großer Gott – die Schuhe auch. Flair sah, dass ich seine Aufmachung begutachtete.
    »Gefällt es Ihnen?«, fragte er.
    »Barney trifft Village People«, sagte ich.
    Flair sah mich stirnrunzelnd an.
    »Was ist?«
    »Barney? Die Village People?«, sagte er und schürzte die Lippen. »Sind Sie sicher, dass Ihnen nicht ein paar noch altbackenere und abgehalftertere Popkultur-Anspielungen einfallen?«
    »Eigentlich wollte ich was über den lila Teletubby sagen, aber da ist mir der Name nicht eingefallen.«
    »Tinky Winky. Und selbst das wäre veraltet gewesen.« Er verschränkte die Arme und seufzte. »Wo wir also in diesem hemmungslos heterosexuell eingerichteten Büro versammelt sind, können wir uns jetzt vielleicht endlich darauf einigen, dass unsere Mandanten freikommen und wir die ganze Sache zu den Akten legen?«
    Ich sah ihm in die Augen. »Sie haben es getan, Flair.«
    Er stritt es nicht ab. »Wollen Sie diese derangierte Stripperin und Prostituierte wirklich in den Zeugenstand rufen?«

    Ich wollte sie verteidigen, aber er kannte die Fakten so gut wie ich. »Ja, das will ich.«
    Flair versuchte, nicht zu lächeln. »Ich werde sie vernichten«, sagte er.
    Ich sagte nichts.
    Das würde er. Das wusste ich. Und genau darin lag das Problem mit seiner Masche. Er konnte hauen und stechen und bekam es trotzdem hin, dass die Jury ihn mochte. Ich hatte das schon mehrfach erlebt. Man sollte meinen, dass zumindest einige Geschworene homophob waren und Angst vor ihm hatten. Aber so lief das bei Flair nicht. Die weiblichen Geschworenen wollten mit ihm shoppen gehen und über die Unzulänglichkeiten ihrer Ehemänner reden. Die Männer fanden ihn so harmlos, dass sie glaubten, dieser Typ könnte ihnen doch bestimmt keine Unwahrheiten unterjubeln.
    Insgesamt war das eine nahezu unüberwindbare Verteidigungsstrategie.
    »Was wollen Sie?«, fragte ich.
    »Sie sind nervös, oder?«
    »Ich möchte dem Opfer einer Vergewaltigung nur Ihre Schikanen ersparen.«
    »Moi?« Er legte die Hand auf die Brust. »Sie sehen mich verletzt.«
    Ich sah ihn nur an. Währenddessen wurde die Tür geöffnet. Loren Muse, meine Chefermittlerin, kam herein. Muse war etwa so alt wie ich, also Mitte dreißig, und schon bei meinem Vorgänger, Ed Steinberg, Ermittlerin der Mordkommission gewesen.
    Muse setzte sich, ohne ein Wort zu sagen oder mir auch nur zuzunicken.
    Ich wandte mich wieder an Flair. »Was wollen Sie?«, fragte ich noch einmal.
    »Für den Anfang«, sagte Flair, »wäre es ganz schön, wenn Miss Chamique Johnson sich dafür entschuldigen würde, den
Ruf von zwei aufrechten und anständigen Jungs zerstört zu haben.«
    Ich sah ihn weiter an.
    »Aber wir würden uns auch damit zufriedengeben, dass sofort sämtliche Klagen fallen gelassen werden.«
    »Träumen Sie weiter.«
    »Cope, Cope, Cope.« Flair schüttelte den Kopf und schnalzte missbilligend.
    »Ich habe nein gesagt.«
    »Einfach entzückend, wenn Sie den Macho geben, aber das wissen Sie bestimmt, oder?«
    Flair sah Loren Muse an. Ein gepeinigter Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Meine Güte, was tragen Sie denn da?«
    Muse richtete sich auf. »Was?«
    »Ihre Garderobe. Die sieht ja aus wie aus einer furchtbaren neuen Reality-Show auf Fox: Wenn Polizistinnen sich selbst anziehen. Du meine Güte. Und dann diese Schuhe …«
    »Sie sind sehr praktisch«, sagte Muse.
    »Moderegel Nummer eins, mein Schatz: Die Worte Schuhe und praktisch dürfen nie im selben Satz vorkommen.« Ohne zu blinzeln wandte Flair sich wieder an mich. »Unsere Mandanten bekennen sich zu einem minderschweren Vergehen, und Sie verurteilen sie zu einer Bewährungsstrafe.«
    »Nein.«
    »Darf ich Ihnen noch zwei Worte sagen?«
    »Diese Worte sind nicht zufällig Schuhe und praktisch, oder?«
    »Nein, ich fürchte, diese beiden Worte sind für Sie weitaus beunruhigender. Sie lauten Cal und Jim.«
    Er wartete. Ich sah Muse an. Sie rutschte auf ihrem Stuhl nach hinten.
    »Diese netten kleinen Namen«, fuhr Flair fröhlicher fort.
»Cal und Jim. Sie sind Musik in meinen Ohren. Haben Sie das gehört, Cope?«
    Ich schnappte nicht nach dem Köder.
    »In der Aussage Ihres vermeintlichen Opfers … Sie haben das Protokoll doch gelesen, oder? … Laut Protokoll hat sie in der Aussage laut und deutlich gesagt,
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