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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener
Autoren: Peter de Rosa
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viel Mut, um zuzuhören, zu lernen, Widerspruch zu
dulden, wenn es in seiner Macht steht, dem mit einer Bulle oder Enzyklika ein
Ende zu setzen.
    Johannes war in meinen Augen
ein Mann von wunderbarer Gelassenheit. Er war Schüler Christi, voller Erbarmen
und Liebe. Er starb zu früh. Papst Paul VI., der ihm nachfolgte, war ein Papst
im alten Stil. Seine erste Entscheidung war, der Kirche und dem damals tagenden
Konzil zu sagen, sie hätten auf ihn zu hören. Weil er nicht auf die Kirche
hörte, hörte die Kirche nicht auf ihn, obwohl er strenggenommen im »Recht« war,
und die Welt behandelte seine endgültige Aussage über Geburtenkontrolle mit
einem gewissen Hohn. Das hätte nicht so sein müssen.
    Heute bereist Papst Johannes
Paul II. die Welt und wird mit einer Liebe und Zuneigung empfangen, die nur ein
Blinder übersehen könnte. Doch man hört nicht auf ihn, denn auch er hört
offenbar nicht zu. Die begeisterten Massen, die ihn begrüßen, sind ein Zeichen
dafür, was das Papsttum nicht nur für die Kirche sein könnte, sondern für alle.
Papst Johannes war das für die ganze Menschheit, selbst für die Kommunisten,
die ihm begegneten.
    Viele Katholiken, deren
Loyalität nicht nachläßt, kommen zu der Ansicht, daß ein Papsttum im alten Stil
zuviel kostet. Die Katholiken profitieren von einem autokratischen Amt, oder
sie glauben von ihm zu profitieren. Aber es hat die Christenheit von oben bis
unten gespalten. Können Katholiken nach dem Vaticanum II wirklich weiterhin dem
Triumphalismus der Vergangenheit verhaftet bleiben, als wären die Orthodoxen
und die Protestanten einfach auf dem falschen Dampfer, als müßten sie nur
bereuen und in den Schoß von Mutter Kirche zurückkehren, als wären nicht auch
sie die Kirche?
    Ein Beispiel gewiß
unbeabsichtigter Grausamkeit war die Erklärung Leos XIII., anglikanische Weihen
seien ungültig. In Apostolicae curae von 1896 leugnete er praktisch die
Existenz der alten englischen Kirche: Sie war keine Schwesterkirche, nicht
einmal ein Teil oder Zweig der wahren Kirche. Sie war bestenfalls eine
wohlmeinende häretische Sekte ohne Anteil an der wahren Priesterschaft Christi.
Anglikanische Geistliche, die zur römischen Kirche konvertieren, sind deshalb
immer ohne Einschränkung geweiht worden, als wären ihnen nie die Hände aufgelegt
worden. Im Geist von Vaticanum II hätte die bindende Entscheidung Leos XIII.
zurückgenommen werden sollen. Rom muß irgendwann ausdrücklich anerkennen, daß
sein gegenwärtiger Standpunkt irrig ist und daß es nicht den Wunsch hat, »die
Kirche von England« zu bekehren oder zu unterwerfen. Auch darf es nicht mehr
glauben, es sei etwas Gutes, ihr Mitglieder abspenstig zu machen; dies steht
einer annehmbaren Lösung eines alten Unrechts nur im Wege. Einmal muß gewiß
eine Zeit kommen, eher früher als später, in der Rom die Kirche von England als die katholische Kirche in England akzeptiert. Es ist nicht die
anglikanische Kirche, die sich zurückziehen und die Taufe neuer Mitglieder
einstellen muß, sondern diejenige, die zur Zeit römisch-katholische Kirche
genannt wird.
    Die Einzelheiten dessen, was
geschehen wird, sind unmöglich vorauszusehen, doch das Prinzip ist klar: Die
anglikanische Kirche muß nicht etwa absterben, sondern ihren vollen,
rechtmäßigen Platz als Kirche Christi in einem alten Land einnehmen, in voller Gemeinsamkeit
mit Rom und allen anderen Kirchen. So, wie Rom in seinen besten Momenten nicht
daran denkt, die orthodoxen Kirchen zur Unterwerfung zu zwingen, sollte es
nicht daran denken, der ehrwürdigen, durch und durch evangelischen Kirche von
England das anzutun.
    Eines Tages wird man sich
einigen, daß die Gültigkeit der Weihe von der Gültigkeit der Kirche abhängt und
nicht umgekehrt. Eine starre scholastische Sicht der Weihe stellt bestimmte
Worte und Intentionen in den Mittelpunkt. Doch diese Sicht macht auch die
meisten katholischen Weihen fragwürdig. Denn wer will wissen, ob der Priester,
der Papst Johannes Paul taufte, die richtigen Worte sprach oder die richtige
Intention hatte? Wer kann absolut sicher sein, daß der Bischof, der ihn zum
Priester weihte, nicht betrunken oder wahnsinnig war und deshalb gar keine
Intention haben konnte? Doch wer wollte sagen, daß Johannes Paul nicht der
Bischof von Rom sein kann?
     
    Was not tut, ist ein Konzil der
Kirche. Nicht ein Konzil der römisch-katholischen Kirche, obwohl Vaticanum II
in gewissen Grenzen Wunder gewirkt hat. Die Christen brauchen ein
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