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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman
Autoren: Michael Boenke
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stochernden Hildegard. Ich drückte ihre Hand fest.

     
    Ein Zweitaktkreischen vom Oberdorf her kündete
den rasenden Deo an. Mit gewohnt kühnem Schwung manövrierte er sein Moped um
die Kurve und stieg lachend ab. Wie immer war er ohne Helm unterwegs, sein Auge
war noch leicht geschwollen.
    »Hallo, ihr drei, dafa mich dazusetza?«
    Deo hatte die Predigt für Sonntag schon unter Dach und Fach
und wollte sich nach den schrecklichen Ereignissen in seiner Gemeinde einen
angenehmen Samstagnachmittag gönnen. Und der beste Ort dazu war der Goldene
Ochsen.
    »Na, hast du im Beichtstuhl noch was Neues über die
Geschichte erfahren?«
    Deo schaute mich entsetzt an.
    »Aba Dani, da Beichtgeheimnis, ein Pfarra darf niiiiemals,
aba weils du bist, ähm, da gibt’s doch eina ganz intarassanta Sache, aba ihr
düeft niemand erzähla, sonst kann ich meina Beruf verliera wega
Beichtgeheimnis. Ihr müsst auf de heiliga Bibal schwöra.«
    Die meineidige Hilde hob sofort die rechte Hand und drängte:
»Ja, ja, wir schwören ja schon, erzähl, was gibt’s? Was hast du Interessantes
zu den Morden erfahren?«
    Alle rückten wir nahe zusammen, Hilde drückte ihre Schulter
einen Tick zu zart an die meinige. Deodonatus hob den Zeigefinger
verschwörerisch an seine vollen Lippen: »Aba wirklich niemand saga, sonst bin
ich meina Beruf los. Nein, ich kann des nicht saga, meina Berufsethos vabietat
mir das.«
    Hilde wurde nervös: »Aber Herr Pfarrer, wir schweigen wie ein
Grab.«
    Deo machte es wirklich spannend.
    »Also, mia ist in da Beichtstuhl Folgandes passieat. Aba ich
sollte des wirklich nicht saga. Tut mir leid, ich kann nicht.«
    »Gut, dann lässt du’s halt!«, bemerkte ich kurz.
    Deo kam mit seinem Kopf ganz dicht zu den unsrigen und
flüsterte kaum hörbar: »Also, bei eina vertraulicha Beichtgespräch hat eina
junga seeehr attraktiva Frau gesagt, der Daniel ist de größta Aschloch in de
ganze Dorf.«
    Wie auf Knopfdruck wieherten die Synchrongekleideten los.
Deodonatus schien plötzlich 70 Prozent mehr Zähne zu besitzen. Weiß strahlte
sein kindisches Lachen.
    »Der war gut, Deo!«
    Die beiden Frauen schienen die besten Freundinnen zu sein.
    Deodonatus freute sich am meisten über seinen naiven und
missratenen Scherz. Er schlug sich immer wieder auf die kräftigen Schenkel und
hatte vor Lachen Tränen in den Augen, vor allem im linken. Ich gönnte es ihm.
    »Na, die Damen und Herren sind ja bei bester Laune«, bemerkte
eine blonde Stimme.
    Deos niveauloser Scherz und die wiederkehrenden, gackernden
Lachsalven der einfachen Hilde hatten verhindert, dass ich die Ankunft der
kühlen Blonden bemerkte.
    Ich streckte ihr die zusammengehaltenen Hände entgegen.
    »Bitte, lesen Sie mir meine Rechte vor.«
    »Sie sind immer noch gleich infantil, aber ich wüsste schon
einen Platz für Sie in einem integrativen Kindergarten.«
    Die nicht zurechnungsfähige Hilde verschluckte sich vor
Lachen an einem Schluck vom lacken Wasser und Cäcilia bekam einen roten Kopf,
weil sie kaum mehr Atemluft anschnorcheln konnte. Deodonatus trommelte völlig
enthemmt auf seine Schenkel, sodass ich ernsthafte Verletzungen befürchtete.
    »Haaa! Da Dani in
da intagrativa Kindagataa. Und da tanzta mit de Kauboistiefa zu de
Bibabutzemannlied.«
    »Lern du erst mal richtig Deutsch reden, du … du …
du Busch-Depp!«
    Deodonatus brüllte vor Lachen, ich hatte Angst, dass ihm sein
zugegebenermaßen makelloses Gebiss aus dem Gesicht fallen könnte. Tränen
primitivster Freude liefen ihm die dunklen Wangen herunter.
    »Ja, so wie du«, dann versuchte er meine dunkle Stimme
nachzuahmen »… hei, Beibi, willsta mit meina Halay mitfahra?«
    Das Gelächter im Kontext dieses wirklich schlechten Witzes
war unerträglich. Die lächerliche Kommissarin hatte ebenfalls einen roten Kopf
und rieb sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen.
    Und Deo setzte noch einen drauf: »Vielleicht nimmsta wieda
mal da rota dralla Fräulen Suse mit, dann brauchsta keina Airbag an de Halay,
die hata zwei.«
    Das Lachen der drei schwoll zum hysterischen Gekreische an.
Auch die Blonde bekam kaum mehr Luft. Von einem Geistlichen, auch wenn er
Massai war, hätte ich deutlich mehr Niveau erwartet. Ich stand auf und bemerkte
souverän: »So, ich gehe jetzt – aufs Klo.«
    Das Gelächter hinter mir war nicht mehr zu überbieten. Frieda
stand fassungslos, aber in diskreter Distanz im Eingang. Deo, mein ehemaliger
Freund, rief mir
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