Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor

Titel: GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
sich gestern herabwürdigend über dich geäußert.«
    »Was hat er gesagt?« Kliomenes war amüsiert.
    »Er nannte dich – einen Dummkopf«, antwortete der Pirat.
    Die Anwesenden lachten. Kliomenes aber, das merkte ich, als ich den Kopf hob, schien sich nicht zu amüsieren. Anscheinend gab es in der Festung Vorbehalte gegen ihn – vielleicht war man eifersüchtig auf ihn und fürchtete ihn. Vielleicht gab es sogar Männer, die ihm am liebsten den Stellvertreterposten nach Policrates streitig gemacht hätten. Kliomenes sah sich um, und das Gelächter verstummte sofort.
    »Verzeih, Kapitän!« sagte ich.
    »Der Kurier – oder der Mann, der sich als Ragnar Voskjards Kurier ausgab – war einigermaßen vertraut mit dem Schwert«, sagte Kliomenes.
    »Verzeih, Kapitän«, flehte ich.
    »Töte ihn nicht, Kliomenes«, sagte einer der Männer in der Nähe der Thronplattform. »Er könnte uns noch nützlich sein, wenn es darum geht, den echten Kurier Ragnar Voskjards freizubekommen, der von unseren Feinden in Victoria bestimmt gefangengehalten wird.«
    »Die würden niemals einen so wichtigen Mann gegen diesen wertlosen Burschen austauschen, einen Hafenarbeiter!« sagte Kliomenes mit Nachdruck.
    »Warte auf Policrates«, beharrte der Mann. »Er soll in dieser Sache entscheiden.«
    »Wenn Policrates nicht hier ist«, sagte Kliomenes, »führe ich das Kommando.«
    »Das bestreite ich nicht«, sagte der Mann und trat zornig einen Schritt zurück.
    Kliomenes wandte sich wieder in meine Richtung. »Wenn du also wirklich der Mann bist, der hier als Ragnar Voskjards Kurier auftrat, dann mußt auch du dich mit dem Schwert auskennen.«
    »Verzeih, Kapitän!« wiederholte ich.
    »Gebt ihm ein Schwert!« befahl Kliomenes.
    Der Mann neben mir, der mich hergebracht hatte, zog seine Klinge blank. Mit dem Griff voran hielt er sie mir hin.
    »Nein«, sagte ich. »Nein!«
    »Greif zu!« rief Kliomenes gelassen.
    Mit einer angeketteten Hand nahm ich den Schwertgriff. Ich gab mir Mühe, die Waffe möglichst ungeschickt zu halten, wie einen Hammer und viel zu weit oben am Schutzsteg, was im Falle eines Kampfes meine Bewegungsfreiheit entscheidend beschnitten hätte.
    Einige Männer lachten. Kliomenes lehnte sich auf seinem Thron zurück. Er hatte mich genau beobachtet. Er war ein eitler, arroganter Mann, aber nicht dumm. Er hatte seinen Leutnantposten bei Policrates nicht mit Dummheit errungen.
    »Kannst du mich nicht töten, wie ich bin, in Ketten?« fragte ich. »Mußt du mich noch verspotten?«
    »Bringt ihn nach draußen«, befahl Kliomenes, stand auf und reckte sich.
    »Bitte, Kapitän, tu mir einen Gefallen!« flehte ich.
    »Was?«
    »Die Männer aus dem Windenraum sollen nicht erfahren, was mit mir geschehen ist!«
    »Bringt sie in Ketten nach draußen!« wandte sich Kliomenes prompt an meinen Bewacher. »Sie sollen beobachten, was mit diesem Burschen geschieht.«
    »Nein, Kapitän, bitte!«
    Doch schon zerrten mich zwei Männer an den Armen aus dem Raum.
     
    Im grellen Licht der Sonne kniff ich die Augen zusammen.
    Ich spürte, wie mir die Ketten von Armen und Beinen genommen wurden. Bewaffnete umringten mich. In einer Hand hielt ich noch immer das Schwert des Piraten – und spielte weiter den Unerfahrenen und Ängstlichen.
    Ich sah mich um. Ich stand auf einem etwa zwanzig Fuß breiten Bohlengang, der das Innenbecken der Festung säumte. Wir befanden uns innerhalb der furchteinflößend hohen Mauern. In dem Becken lagen nur fünf Schiffe und kleinere Boote. Rechts von mir erhob sich die große Eisentür, die in die Tiefen der Festung führte. Auf der anderen Seite des Innenbeckens, etwa hundert Meter Wasserfläche entfernt, sah ich den Holzgang am Fuße der Außenmauer und die Treppe, die zu den Wehrgängen der Mauer emporführte. Mein Blick ruhte schließlich auf dem nächsten Wassertor.
    »Du wirst bald erkennen müssen, wohin deine Tollkühnheit führt«, sagte mein Wächter, dessen Schwert ich umklammert hielt.
    Ringsum wurde gelacht.
    Im nächsten Moment hörte ich das Klappern von Ketten, die in langsamem Rhythmus bewegt wurden. Meine Leidensgenossen von der Winde wurden ins Freie geführt, um sich mein Schicksal anzuschauen.
    Ich senkte den Kopf, als sei ich beschämt, als würde ich gleich als Lügner vor ihnen stehen. Mit dieser Bewegung verdeckte ich zugleich mein Lächeln über die Tatsache, daß die Männer nicht mehr oben im Windenraum hockten und schwere Transportketten trugen. So würde es gewiß mehrere Ehn dauern,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher