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GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 04 - Die Nomaden von Gor
Autoren: John Norman
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saß.
    Die Plattform war prunkvoll ausgestattet und die Teppiche in allen Farben leuchteten, doch Kutaituchik selbst saß auf einem einfachen, zerschlissenen, teilweise zerrissenen grauen Boskfell. Zweifellos hatte Kamchak von dieser Haut gesprochen, als er die Robe erwähnte, auf der der Ubar der Tuchuks sitzt – der einfachen Robe, die seinen Thron darstellt.
    Kutaituchik hob den Kopf und sah uns an; seine Augen wirkten schläfrig. Sein Schädel war kahl rasiert bis auf einen schwarzen Haarknoten am Hinterkopf; der Ubar war ein breitschultriger Mann mit kurzen Beinen, er hatte Schlitzaugen wie Kamchak, seine Haut war gelblich-braun. Er war bis zur Hüfte nackt und trug um die Schultern eine reichlich verzierte und mit Juwelen gesäumte Robe aus rotem Boskfell. Um den Hals hatte er ein goldenes Medaillon mit dem Zeichen der vier Boskhörner. Er trug Pelzstiefel, weite lederne Hosen und ein rotes Hüfttuch, in dem eine Quiva steckte. Neben ihm lag zusammengerollt eine Boskpeitsche – vielleicht ein Zeichen der Macht. Geistesabwesend griff Kutaituchik in einen goldenen Kasten neben seinem rechten Knie und zog eine Kette getrockneter und gerollter Kandablätter heraus.
    Die Wurzeln der Kandapflanze, die hauptsächlich in den Wüstengebieten Gors wächst, sind giftig, während ihre Blätter in gerolltem Zustand von den Goreanern gern als eine Art Narkotikum gekaut werden, besonders in der südlichen Hemisphäre des Planeten.
    Ohne den Blick von uns zu nehmen, steckte Kutaituchik ein Ende der grünen Kandakette in den Mund und begann langsam darauf zu kauen. Er sagte nichts; auch Kamchak schwieg. Wir setzten uns nur mit untergeschlagenen Beinen in seine Nähe. Ich war mir der Tatsache bewußt, daß von den Anwesenden auf der Plattform nur Kutaituchik, Kamchak und ich saßen. Ich freute mich, daß man sich dem höchsten Tuchuk nicht unterwürfiger nähern mußte.
    Eine Aura vergangener Stärke umgab den alten Mann. Langsam wanderte die Kette durch seinen Mund, während er uns mit glasigem Blick musterte. Für ihn gab es keine schnellen Kaiilaritte mehr, keine Waffengeplänkel, auch keine Tänze um das Boskdungfeuer.
    Kamchak und ich warteten, bis das Kanda gekaut war. Schließlich schleuderte der alte Mann die schwarze Kette zur Seite und grinste.
    »Wie geht es den Bosks?« fragte er Kamchak.
    »So gut, wie man es erwarten kann«, sagte Kamchak.
    »Die Quivas sind scharf?«
    »Man bemüht sich, sie scharf zu halten.«
    »Es ist wichtig, die Achsen der Wagen zu schmieren«, bemerkte Kutaituchik.
    »Ja, das meine ich auch.«
    Kutaituchik steckte plötzlich die Hand aus, die Kamchak lachend ergriff. Dann lehnte sich Kutaituchik zurück und klatschte in die Hände. »Bringt die Sklavin!«
    Ich wandte mich um und sah einen stämmigen Wächter auf die Plattform kommen. Er schleppte Elizabeth Cardwell hinter sich her und arrangierte sie in der Stellung einer Vergnügungssklavin vor dem Herrscher der Tuchuks.
    Man hatte sie gewaschen und gekämmt. Sie bot einen hübschen Anblick. Wie ich feststellte, trug sie noch immer den breiten Lederkragen.
    Das Mädchen blickte wild um sich und dann senkte sie den Blick.
    »Sprechen Sie«, sagte ich.
    Sie sagte fast unhörbar: »La Kajira« und erschauderte.
    Kutaituchik wirkte zufrieden.
    »Mehr Goreanisch kann sie nicht«, sagte Kamchak.
    »Im Augenblick reicht das auch.«
    Das Verhör Elizabeth Cardwells dauerte Stunden, wobei ich natürlich als Übersetzer fungieren mußte. Zu meiner Überraschung stellte nicht Kutaituchik die meisten Fragen, sondern Kamchak, der sich für alles interessierte. Immer wieder kehrte er zu bestimmten Kernfragen zurück, die er auf verschiedene Weise anging; er verband geschickt ihre Antworten zu einem umfassenden Bild. Ich bewunderte seine Geschicklichkeit; hätte das Mädchen sich auch nur einmal widersprochen oder gezögert, wäre ihm das sofort aufgefallen.
    Inzwischen waren Fackeln gebracht worden; die Nacht brach herein.
    Die Übersetzung war nicht einfach, aber ich versuchte, den Bericht des Mädchens, stockend wie er kam, so genau wie möglich wiederzugeben. Obwohl das Risiken in sich barg, übersetzte ich ohne Umschreibung, auch wenn die Antworten in den Ohren der Tuchuks fantastisch klingen mußten, denn sie berichtete von einer fremden Welt, in der es keine autonomen Städte gab, sondern nur riesige Nationen, in der keine Kasten und Handwerkszünfte herrschten, sondern globale, ineinander verzahnte Industriekomplexe, in der es Flugzeuge und
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